Ärger um Kindergarten Albblick
Immer wieder fällt die Betreuung aus - Verlängerte Öffnungszeiten gekürzt
- Viele Eltern sind auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder angewiesen. Wenn der Kindergarten dann schließen muss, wird das für viele Eltern zum Problem. Von Ausfällen in der Betreuung ist auch der neue Trossinger Kindergarten Albblick betroffen. Die Gründe sind Personalmangel und Krankheit.
„Die Betreuungszeiten sind eine Farce“, beschreibt eine Mutter, die anonym bleiben möchte, die Situation. Drei Vorfälle ärgern sie besonders. Zwei Wochen vor den Weihnachtsferien sei den Eltern gesagt worden, dass die Betriebsschließung über den Jahreswechsel drei weitere Tage dauern wird. „Das finde ich sehr kurzfristig“, so die Mutter.
Anfänglich gab es verschiedene Öffnungszeiten für die unterschiedlichen Gruppen. Doch die verlängerten Zeiten von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr wurden um eine Stunde gekürzt und Eltern müssen ihre Kinder schon um 13.30 Uhr abholen. „Das ist für viele Eltern schwierig mit dem Beruf zu vereinbaren“, sagt die Mutter.
Am Montag, 9. Januar, kam dann die Meldung, dass am Dienstag, 10. Januar, eine der Krippengruppen geschlossen werden muss. Für viele Eltern
eine Katastrophe. Doch woran liegt es, dass die Betreuung in letzter Zeit immer wieder ausfällt?
„Leider bekommen auch wir den Fachkräftemangel und die heftige Krankheitswelle deutlich zu spüren. Und das in fast allen unseren Einrichtungen“, antwortet Christiane Merkt. Sie arbeitet bei der Evangelischen Kirchenpflege Trossingen, die als Träger für den Kindergarten Albblick fungiert, als Geschäftsführerin für die Kindertagesstätten.
Bei den zwei zusätzlichen Ferientagen handelt es sich um tarifliche Vorgaben. „Die pädagogischen Fachkräfte haben für das Kalenderjahr 2022 Anspruch auf zwei Regenerationstage. Dies ist Teil der Änderungen des TVÖD vom Mai 2022“, erklärt Merkt. „Wir haben uns als Träger von insgesamt neun Kindertageseinrichtungen aus organisatorischen Gründen dafür entschieden, für alle unsere pädagogischen Fachkräfte in unseren Einrichtungen die Regenerationstage für 2022 am 2. und 3. Januar 2023 festzulegen.“Dies bedeute für die Familien zwei zusätzliche Schließtage, die in den Schulferien liegen, in denen laut Merkt nur wenige Kinder die Einrichtungen besuchen.
Die anderen Ausfälle sind auf Personalmangel zurückzuführen. „Leider müssen wir zum Jahresbeginn akuten Personalmangel verzeichnen, so dass es nicht mehr möglich ist, sieben Stunden Betreuungszeit VÖplus anzubieten“, so Merkt. Zudem wurden die sechs Stunden Betreuungszeit auf die gleiche Uhrzeit festgelegt, um die Aufsichtspflicht und die Betreuung aller Kinder zu gewährleisten.
„Am 8. Januar mussten wir aufgrund eines weiteren Personalausfalles feststellen, dass wir am folgenden Tag kein Personal mehr für eine der beiden Krippengruppen haben. Aus diesem Grund wurde die Gruppe geschlossen“, erläutert Merkt weiter.
Am 10. Januar habe die Krippengruppe dann wieder in den regulären Betrieb gehen können. Bei allen Ausfällen würden die Eltern jeweils umgehend per Kita-Info-App informiert und „dort, wo möglich, zusätzlich durch persönliche Ansprache“.
Die Betreuungsausfälle, so kündigt Merkt an, werden auch Thema in der kommenden Elternbeiratssitzung
sein. Darüber hinaus versucht die Geschäftsführerin, die Betreuung so gut wie möglich sicher zu stellen. Die Suche nach neuem Personal läuft. Es fehlen derzeit zwei 100-Prozent-Stellen sowie eine 85-ProzentStelle, um die Randzeiten abzudecken. Dazu kommt, dass sich der Kindergarten Albblick als neue Einrichtung noch im Aufbau befindet - es gibt also keine pensionierten Erzieherinnen, die im Notfall einspringen können.
Ein weiteres Problem: In den Einrichtungen arbeiten vor allem junge Frauen. Wenn eine von ihnen schwanger werden sollte, dann muss sie sofort ins Beschäftigungsverbot und fehlt von einem Tag auf den anderen. Viele qualifizierte Kräfte, so Merkt, entscheiden sich außerdem für ein Studium und fehlen dann ebenfalls im Berufsalltag. Mehr Erzieherinnen einzustellen gestaltet sich schwierig. „Der Markt ist leergefegt“, erklärt Merkt. Bei Neueinstellungen legt sie daher Wert darauf, dass die Bewerberinnen im Kindergarten hospitieren und so wissen, was auf sie zukommt. „Wir tun, was wir können. Aber wo keine Leute sind, sind uns die Hände gebunden“, erklärt Christiane Merkt. Doch wie gehen Eltern mit den Ausfällen um? „Bei uns musste mein Mann am Vormittag zuhause bleiben und konnte erst dann zur Arbeit, als die Oma einspringen konnte“, schildert die Mutter. Zum Glück habe sie die Großeltern in der Nähe. „Ich kenne aber auch viele Eltern, bei denen das nicht so ist.“Die Eltern des Kindergartens Albblick hätten bereits über den Elternbeirat den Kontakt zur Kindergartenleitung gesucht und versucht, das Problem zu lösen. Eine endgültige Lösung scheint aber noch nicht in Sicht.
„Wenn die Personaldichte so bleibt, dann kann es immer wieder zu Ausfällen kommen“, so die Mutter. Ihr gehe es nicht darum, allein die Kita Albblick zu kritisieren. Sie sieht vor allem ein strukturelles Problem: Die Betreuungsmöglichkeiten passen schon lange nicht mehr zur heutigen Familiensituation. „Ich würde mir wünschen, dass der Beruf attraktiver gemacht wird“, sagt sie. So würden sich vielleicht mehr Menschen dafür entscheiden, mit Kindern zu arbeiten.
Ähnlich argumentiert auch Christiane Merkt: „Die Versäumnisse der Politik müssen wir vor Ort ausbaden“, sagt sie. Sie wünscht sich daher mehr politische Aufmerksamkeit für das Thema Kindergarten.