Comeback-Sieg gegen die Zweifel
Alexander Zverevs Comeback auf der ganz großen Bühne ist geglückt – Australian Open schon jetzt ein Erfolg
(SID) - Alexander Zverev brüllte wie ein Löwe, als sich all die Qualen mit einem Mal ausgezahlt hatten. „Ich bin müde, aber extrem glücklich. Ich habe es vermisst, und dieser Sieg alleine war die Arbeit der letzten Monate wert“, sagte der Olympiasieger in Melbourne nach seinem hart erkämpften Erstrundenerfolg gegen den Peruaner Juan Pablo Varillas. Das Lachen in seinem Gesicht verriet, wie viel Anspannung von ihm abfiel.
Für Zverev war es auch ein Sieg gegen die Zweifel. „Ich kann den Rest des Turniers nicht erwarten. Es ist schon jetzt ein Erfolg für mich, und ich hatte keinerlei Erwartungen“, sagte der einstige Weltranglistenzweite, als er nach 4:06 Stunden hartem Kampf zum 4:6, 6:1, 5:7, 7:6 (7:3), 6:4 verwandelt hatte. Auf der Tribüne jubelten auch seine Freundin Sophia Thomalla und Basketball-Ikone Dirk Nowitzki mit.
Zverev spielte zum Auftakt der Australian Open längst noch nicht auf seinem Toplevel, schaffte aber im Duell mit dem Weltranglisten-103. einen Schritt in Richtung seines alten Status. Nebenbei brach er damit auch den Bann Down Under: Zverev holte nach sieben deutschen Auftaktniederlagen den ersten Sieg.
Jan-Lennard Struff hatte sich zuvor dem favorisierten US-Amerikaner Tommy Paul klar mit 1:6, 6:7 (6:8), 2:6 geschlagen geben müssen. Die Partien von Laura Siegemund (Metzingen) und Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria (Bad Saulgau) fielen den Wetterkapriolen mit extremer Hitze und starkem Regen
zum Opfer und wurden auf Mittwoch verschoben. Zverev erledigte seine Arbeit dagegen auch zur Zufriedenheit
von Boris Becker. „Sieben Monate Pause kannst du mit vielen Trainingseinheiten einfach nicht wettmachen. Du hast eine andere Anspannung, du hast die Zuschauer, die Schiedsrichter. Alles ist neu, alles ist anders“, sagte der Eurosport-Experte. Ob es nun gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh oder den Franzosen Laurent Lokoli geht, spielte für Becker keine große Rolle: „Er ist sein größter Gegner momentan, insofern war das erst mal gut. Alles hält, vier Stunden, gewonnen.“
So ordnete es auch Zverev ein, als er kurz vor 21 Uhr in einem rosafarbenen T-Shirt zufrieden zur Pressekonferenz erschien. Er fühle sich „komplett anders“, als es noch in Sydney beim United Cup der Fall gewesen sei. Dort hatte der Hamburger Anfang Januar sein Comeback nach der Horrorverletzung aus dem Halbfinale der French Open gegeben und seine beiden Matches klar verloren. „Auch vom Fuß her ist es noch mal einen deutlichen Schritt nach vorne gegangen, von der Physis her fühle ich mich anders“, sagte Zverev: „In Sydney habe ich gefühlt zwei lange Ballwechsel gespielt und war tot.“
Nun gilt es für Zverev, schnell zu regenerieren. „Ein Match zu spielen, wirst du immer irgendwie schaffen. Danach zurückzukommen, ist das Schwierigste“, sagte er. Der Fuß, in dem seiner Angaben zufolge sieben Bänder gerissen waren, erhält dabei die Aufmerksamkeit seines Physios Hugo Gravil: „Der wird noch ein bisschen mehr mobilisiert. Und Hugo wird schauen, dass alle Knochen in der richtigen Position stehen.“
Schließlich will er in Melbourne noch weitere Schritte in Richtung alter Klasse schaffen.