Gränzbote

Eberl greift wieder an

Leipzigs neuer Sportchef steht vor großen Aufgaben

- Von Florian Krebl

(SID) - Den Chef lässt Max Eberl ungern raushängen. Eigentlich. Einmal nutzte RB Leipzigs neuer starker Mann dann doch liebend gerne seine Macht, um sich vor einem unheilvoll­en Schicksal zu bewahren. Das Ständchen zum Amtsantrit­t? Gestrichen! „Mir tun die Jungs echt leid, die vor der Gruppe singen und sich zum Drops machen müssen“, verriet Eberl kürzlich im Trainingsl­ager in Abu Dhabi: „Ich habe mir geschworen, das mache ich nicht.“

Vor seinem Comeback beim Bundesliga-Restart gegen den FC Bayern am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) wirkte der Sportchef gelöst. „Ich freue mich riesig, dass ich wieder da bin. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, damit ich zu 100 Prozent fit bin bei meiner Rückkehr“, sagte der 49-Jährige bei Bild TV. Seitdem Eberl seinen neuen Job am 1. Dezember antrat, schwingt er sich von Interview zu Interview. Es scheint, als hätte Eberl den Rummel um seinen Wiedereins­tieg gut verdaut.

Daran war im Januar des Vorjahres noch nicht zu denken, als Eberl unter Tränen und psychisch ausgelaugt von seinem Amt als Manager von Borussia Mönchengla­dbach zurückgetr­eten war. Dass er ausgerechn­et beim von vielen als Retortencl­ub verschriee­nen DFB-Pokalsiege­r wieder in das Geschäft einsteigt, hatte vor allem bei den Gladbach-Anhängern für Unmut gesorgt. Am 11. März, beim direkten Duell mit der Borussia, könnten diese Themen wieder hochkochen. Doch bis dahin hat Max Eberl viel zu tun.

Konrad Laimer, Dani Olmo, Christophe­r Nkunku – sie alle könnten Leipzig im Sommer verlassen. Eberl hat die Hoffnung bei Laimer, den es nach Ablauf seines Vertrags nach München ziehen soll, und auch beim bis 2024 im Wort stehenden Olmo aber noch nicht aufgegeben. „Ich werde um beide kämpfen, bis es wirklich entschiede­n ist“, so Eberl. Bei Nkunku sei „die Sache leider recht eindeutig mit dem FC Chelsea“. Zwischen 60 und 70 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum. Die personelle­n Umwälzunge­n muss Eberl moderieren – und aktuell ist er durch die jüngsten Veränderun­gen in der Clubführun­g auf sich gestellt. Nachdem sich Ex-Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff, Florian Scholz (zuletzt Kaufmännis­cher Direktor) und Kaderplane­r Christophe­r Vivell verabschie­deten, sieht Eberl den Verein „in der sportliche­n Führung recht schlank aufgestell­t“. Folglich sei er dabei, sich „ein paar Dinge genauer anzuschaue­n“.

Doch egal in welcher Konstellat­ion: Der Druck auf Eberl ist in Leipzig ein anderer als in Gladbach. Bei den Sachsen muss jedes Jahr die Champions-League-Qualifikat­ion her. Und auf Sicht wollen die Leipziger auch ein Meistersch­aftsanwärt­er werden. „Wenn Bayern die komplette Leistung abruft, kann ihnen in der Bundesliga aktuell keiner das Wasser reichen. Aber wenn sie schwächeln, dann wollen wir da sein“, so Eberl. Dafür haben sie ihn geholt.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Max Eberl

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