Neue Räume stellen Kukav vor Probleme
Der Tuttlinger Kulturkastenverein muss bei Umbauarbeiten höhere Summen stemmen als gedacht
- „Räume“heißt die aktuelle Ausstellung des Tuttlinger Kulturkastenvereins, kurz Kukav. Doppelte Bedeutung? Auf jeden Fall. Denn die eigenen neuen Räume stellen den Verein gerade vor ungeahnte Herausforderungen.
Kukav will vor allem eins: Plattform sein für ein ganzes Sammelsurium an kulturellen Angeboten. Ausstellungen, Konzerte, Treffen – für eine Spielgruppe ebenso wie für eine Kleidertauschbörse. Eine Art soziokulturelles Zentrum. In den aktuellen Räumlichkeiten im Tuttlinger Bahnhof kann das alles aber nicht mehr lange stattfinden. Dort will ein Investor das gesamte Areal umbauen.
Die Suche nach neuen Räumen gestaltete sich schwierig. Anfang 2022 war der Verein aber gemeinsam mit der Stadtverwaltung fündig geworden: ein kleines Backstein-Gebäude zwischen Schützenstraße und Katharinenstraße, direkt neben dem neuen Komplex Drei-Kronen-Hof. Das Gebäude gehört der Stadt, sie stellt es dem Verein kostenlos zur Verfügung. Aber es ist in die Jahre gekommen, Umbauarbeiten sind nötig, und sie sind aufwändiger als gedacht.
Es geht nicht nur um alte Leitungen oder fehlende Toiletten. Das Kernproblem: Weil das Haus umgeben von Wohnbebauung ist und Kukav dort Veranstaltungen machen will, gibt es hohe Schallschutzauflagen. Deshalb sind dicke Fenster nötig, und diese wiederum machen eine Lüftungsanlage erforderlich.
„Das Projekt ist wahnsinnig umfangreich in jeglicher Hinsicht“, sagt Elisabeth Kniele, eine der drei
Vorsitzenden von Kukav. Eigentlich war der Umzug für den vergangenen Herbst geplant. Schnell wurde aber klar, dass der Zeitplan nicht haltbar ist. Allein die Lüftungsanlage, das zeigen Angebote, die der Verein eingeholt hat, wird um die 45.000 Euro kosten. Insgesamt kalkuliert Kukav mit Kosten von etwa 100.000 Euro, viel Eigenleistung ist da schon eingerechnet.
Aus einem Landesprojekt namens „Freiräume“hat der Verein zwar 92.000 Euro zur Verfügung, nur die Hälfte davon darf aber für
(Um-)Bauarbeiten verwendet werden. Auch Crowdfunding und Spenden sind im Gespräch, trotzdem wird das Geld nicht ganz reichen. Was also tun?
Nach vielen Gesprächen mit der Stadtverwaltung hat sich nun eine Lösung gefunden: Die Stadt will dem Verein 25 Prozent der Baukosten zuschießen, maximal jedoch 25.000 Euro. Um die Lüftungsanlage zu finanzieren, würde sie ihm außerdem ein zinsfreies Darlehen in Höhe von 30.000 Euro zur Verfügung stellen. Das geht aus einer Vorlage für die Sitzung
des Verwaltungs- und Finanzausschusses am Montag hervor – der Gemeinderat muss diesen Plänen noch zustimmen.
Die Zeit drängt, denn das Fördergeld vom Land muss bis Ende 2023 abgerufen werden. Was die Vereinsverantwortlichen vor allem ärgert: Eigentlich hätte Kukav nach dem Umzug in Sachen Kulturprogramm in die Vollen gehen wollen, Ideen gibt es viele. Doch weil sich die Sanierung hinzieht, muss vieles nun parallel zu den Bauarbeiten stattfinden. „Das fordert uns ganz schön“, sagt Robert Strobel, im Verein für die Finanzen zuständig. Zumal die Räume am Bahnhof nur noch bis März zur Verfügung stehen.
„Räume“ist nun die erste Ausstellung in den Räumen an der Katharinenstraße (in Kooperation mit der Jugendkunstschule) – und die lief für Kukav bislang vielversprechend. „Bei der Premiere hat man gemerkt, dass einige Leute von der Vernissage in der Galerie direkt zu uns rübergekommen sind“, erzählt Kniele. Das sei nur aufgrund der zentralen Lage möglich gewesen, „wer weiß, ob sie auch in den Bahnhof gekommen wären“.
Auch in der Zukunft hofft der Verein aufgrund der Lage auf mehr Laufkundschaft. Mitglieder, Ideenbringer, aber auch einfach Leute, die mit anpacken wollen, seien willkommen, sagt Kniele. Doch hat der Standort eigentlich auf Dauer Bestand? Er befindet sich auf der anderen Hälfte des Union-Areals, potenziell für Stadtentwicklung vorgesehen.
Aber: „In den nächsten Jahren wird da so schnell nichts passieren“, sagt Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage. Nicht viele Gebäude in dem Areal gehörten bisher der Stadt, „und man kann sagen, dass die Aussichten, dass sich das bald ändern wird, nicht besonders gut sind.“Zumal sich das Areal sicherlich auch kleinteilig entwickeln lasse, „und das Kukav-Gebäude hat Potenzial“, meint er.
Kukav versteht sich als Plattform, um soziokulturelle Veranstaltungen aller Art umzusetzen. Wer mitmachen möchte, kann sich wenden an
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