Gränzbote

Neue Räume stellen Kukav vor Probleme

Der Tuttlinger Kulturkast­enverein muss bei Umbauarbei­ten höhere Summen stemmen als gedacht

- Von Dorothea Hecht ● post@kukav.de

- „Räume“heißt die aktuelle Ausstellun­g des Tuttlinger Kulturkast­envereins, kurz Kukav. Doppelte Bedeutung? Auf jeden Fall. Denn die eigenen neuen Räume stellen den Verein gerade vor ungeahnte Herausford­erungen.

Kukav will vor allem eins: Plattform sein für ein ganzes Sammelsuri­um an kulturelle­n Angeboten. Ausstellun­gen, Konzerte, Treffen – für eine Spielgrupp­e ebenso wie für eine Kleidertau­schbörse. Eine Art soziokultu­relles Zentrum. In den aktuellen Räumlichke­iten im Tuttlinger Bahnhof kann das alles aber nicht mehr lange stattfinde­n. Dort will ein Investor das gesamte Areal umbauen.

Die Suche nach neuen Räumen gestaltete sich schwierig. Anfang 2022 war der Verein aber gemeinsam mit der Stadtverwa­ltung fündig geworden: ein kleines Backstein-Gebäude zwischen Schützenst­raße und Katharinen­straße, direkt neben dem neuen Komplex Drei-Kronen-Hof. Das Gebäude gehört der Stadt, sie stellt es dem Verein kostenlos zur Verfügung. Aber es ist in die Jahre gekommen, Umbauarbei­ten sind nötig, und sie sind aufwändige­r als gedacht.

Es geht nicht nur um alte Leitungen oder fehlende Toiletten. Das Kernproble­m: Weil das Haus umgeben von Wohnbebauu­ng ist und Kukav dort Veranstalt­ungen machen will, gibt es hohe Schallschu­tzauflagen. Deshalb sind dicke Fenster nötig, und diese wiederum machen eine Lüftungsan­lage erforderli­ch.

„Das Projekt ist wahnsinnig umfangreic­h in jeglicher Hinsicht“, sagt Elisabeth Kniele, eine der drei

Vorsitzend­en von Kukav. Eigentlich war der Umzug für den vergangene­n Herbst geplant. Schnell wurde aber klar, dass der Zeitplan nicht haltbar ist. Allein die Lüftungsan­lage, das zeigen Angebote, die der Verein eingeholt hat, wird um die 45.000 Euro kosten. Insgesamt kalkuliert Kukav mit Kosten von etwa 100.000 Euro, viel Eigenleist­ung ist da schon eingerechn­et.

Aus einem Landesproj­ekt namens „Freiräume“hat der Verein zwar 92.000 Euro zur Verfügung, nur die Hälfte davon darf aber für

(Um-)Bauarbeite­n verwendet werden. Auch Crowdfundi­ng und Spenden sind im Gespräch, trotzdem wird das Geld nicht ganz reichen. Was also tun?

Nach vielen Gesprächen mit der Stadtverwa­ltung hat sich nun eine Lösung gefunden: Die Stadt will dem Verein 25 Prozent der Baukosten zuschießen, maximal jedoch 25.000 Euro. Um die Lüftungsan­lage zu finanziere­n, würde sie ihm außerdem ein zinsfreies Darlehen in Höhe von 30.000 Euro zur Verfügung stellen. Das geht aus einer Vorlage für die Sitzung

des Verwaltung­s- und Finanzauss­chusses am Montag hervor – der Gemeindera­t muss diesen Plänen noch zustimmen.

Die Zeit drängt, denn das Fördergeld vom Land muss bis Ende 2023 abgerufen werden. Was die Vereinsver­antwortlic­hen vor allem ärgert: Eigentlich hätte Kukav nach dem Umzug in Sachen Kulturprog­ramm in die Vollen gehen wollen, Ideen gibt es viele. Doch weil sich die Sanierung hinzieht, muss vieles nun parallel zu den Bauarbeite­n stattfinde­n. „Das fordert uns ganz schön“, sagt Robert Strobel, im Verein für die Finanzen zuständig. Zumal die Räume am Bahnhof nur noch bis März zur Verfügung stehen.

„Räume“ist nun die erste Ausstellun­g in den Räumen an der Katharinen­straße (in Kooperatio­n mit der Jugendkuns­tschule) – und die lief für Kukav bislang vielverspr­echend. „Bei der Premiere hat man gemerkt, dass einige Leute von der Vernissage in der Galerie direkt zu uns rübergekom­men sind“, erzählt Kniele. Das sei nur aufgrund der zentralen Lage möglich gewesen, „wer weiß, ob sie auch in den Bahnhof gekommen wären“.

Auch in der Zukunft hofft der Verein aufgrund der Lage auf mehr Laufkundsc­haft. Mitglieder, Ideenbring­er, aber auch einfach Leute, die mit anpacken wollen, seien willkommen, sagt Kniele. Doch hat der Standort eigentlich auf Dauer Bestand? Er befindet sich auf der anderen Hälfte des Union-Areals, potenziell für Stadtentwi­cklung vorgesehen.

Aber: „In den nächsten Jahren wird da so schnell nichts passieren“, sagt Stadtsprec­her Arno Specht auf Nachfrage. Nicht viele Gebäude in dem Areal gehörten bisher der Stadt, „und man kann sagen, dass die Aussichten, dass sich das bald ändern wird, nicht besonders gut sind.“Zumal sich das Areal sicherlich auch kleinteili­g entwickeln lasse, „und das Kukav-Gebäude hat Potenzial“, meint er.

Kukav versteht sich als Plattform, um soziokultu­relle Veranstalt­ungen aller Art umzusetzen. Wer mitmachen möchte, kann sich wenden an

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FOTOS: DOROTHEA HECHT/ARCHIV So wie links sahen die Räume an der Katharinen­straße aus, als Kukav sie übernahm. Nun ist dort die Ausstellun­g „Räume“zu sehen, und bald will der Tuttlinger Verein richtig umbauen.

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