Pflege wird immer teurer
Eigenanteil im Südwesten besonders hoch – Bentele fordert mehr Hilfe für Pflege zu Hause
(KNA/dpa) - Pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren müssen erneut mehr für die Betreuung zahlen – egal ob sie im Heim oder zu Hause leben. Nach einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Datenauswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) schlagen sich vor allem die steigenden Lebensmittelkosten und die seit September geltende Tarifpflicht deutlich auf die Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen in den stationären Pflegeeinrichtungen nieder. Betroffene in Baden-Württembergs Heimen müssen besonders tief in die Tasche greifen: Die Eigenbeteiligung mit Zuschüssen liegt im ersten Jahr des Heimaufenthalts bei 2773 Euro monatlich. Mehr zahlen müssen nur die Saarländer mit 2782. Der aktuelle Bundesschnitt liegt bei 2411 Euro. Das sind 278 Euro mehr als Anfang 2022. Bayern liegt mit 2332 Euro und einer Steigerung von 9,7 Prozent im Mittelfeld.
Nach Erhebungen des Sozialverbandes VdK gilt Ähnliches für die häusliche Pflege. „Uns liegen Rechnungen unserer Mitglieder vor, die bis zu 25 Prozent mehr als im letzten Jahr für den Pflegedienst zuzahlen müssen“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele in Berlin. Sie verlangte mehr Unterstützung für die Pflege zu Hause. Mit mehr als einer Million Menschen würden 84 Prozent der Pflegebedürftigen von ambulanten Diensten versorgt. „Dort brauchen wir endlich mehr Entlastung, Geld, Unterstützung, Wertschätzung.“Sie verlangte, „die lang versprochene Pflegegelderhöhung und die Anhebung der ambulanten Pflegesachleistung, der Verhinderungspflege, der Tagespflege“umzusetzen.
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, betonte: „Erneut steigt die Belastung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen, die oft nicht wissen, wie sie die Kosten stemmen sollen.“Dabei sei die Pflegeversicherung mit dem Ziel gegründet worden, das Armutsrisiko zu vermeiden. Die Tarifbindung und das neue Personalbemessungsinstrument seien wichtige Instrumente. Beitragszahler könnten die Kosten aber nicht alleine begleichen. Sie forderte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine „Pflegereform in einem Guss“. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, warf Lauterbach vor, der Kostenexplosion tatenlos zuzuschauen. Jeder Betroffene brauche ab sofort 300 Euro monatlich mehr. Zudem sei für die Pflegebedürftigen ein Inflationsausgleich nötig.