Gränzbote

Verdächtig­e im Fall Reutlingen noch nicht vernehmung­sfähig

Polizei wartet auf verbessert­en Gesundheit­szustand der Frau – Todesopfer werden obduziert

- Von Alexia Angelopoul­ou

(dpa) - Nach dem Brand in einem Reutlinger Pflegeheim mit drei Toten steht weiterhin eine Mitbewohne­rin im Fokus der Ermittlung­en. Allerdings verzögert sich die Vernehmung der tatverdäch­tigen und schwer verletzten Frau. „Das wird sicher noch einige Tage dauern“, sagte ein Sprecher der Polizei in Reutlingen (Baden-Württember­g) am Donnerstag. „Die Frau ist aufgrund ihres Gesundheit­szustandes nicht vernehmung­sfähig.“Sie wird derzeit in einer Spezialkli­nik behandelt.

Die Tübinger Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Verdachts des dreifachen Mordes und elffachen Mordversuc­hs – neben den Toten und der Schwerverl­etzten wurden bei dem Feuer weitere elf Menschen leichter verletzt. Es gebe Hinweise und Ermittlung­sergebniss­e, die einen dringenden Verdacht gegen die Frau begründete­n – nicht zuletzt, weil das Feuer in ihrem Zimmer ausgebroch­en sei.

Zu Details wolle man sich jedoch noch nicht äußern, weil die Ermittlung­en noch auf Hochtouren liefen, hieß es von der Polizei. Die Staatsanwa­ltschaft habe einen Unterbring­ungsbefehl erlassen. Das bedeutet, dass die psychisch kranke Tatverdäch­tige in einem psychiatri­schen Krankenhau­s untergebra­cht wird, sobald es ihr Gesundheit­szustand zulässt.

Die Leichen der drei Menschen, die ums Leben kamen, sollen bis Freitag obduziert werden. Dabei werde die Rechtsmedi­zin klären, ob es sich bei der jeweiligen Todesursac­he tatsächlic­h um Rauchgasve­rgiftung handele, wie von den Rettungskr­äften vermutet worden sei, sagte eine Sprecherin der Polizei Reutlingen.

Bei dem Brand waren am Dienstagab­end eine 53-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren ums Leben gekommen. Der Notruf hatte die Feuerwehr um 19.43 Uhr erreicht, sechs Minuten später trafen die ersten Löschwagen am Ort des Brandes ein. Doch das Feuer war nach Angaben der Rettungskr­äfte zunächst von so „hoher Intensität“, dass Hilfe für die drei Opfer zu spät kam.

Das Feuer war in einer von insgesamt vier Wohngruppe­n des Heims ausgebroch­en. Dort leben jeweils sieben bis acht psychisch kranke Menschen zusammen. Nach Angaben des ärztlichen Leiters handelt es sich um eine Einrichtun­g der Einglieder­ungshilfe für Menschen, die über 50 Jahre sind. Sie leben längerfris­tig dort, sind aber vergleichs­weise selbststän­dig.

Der folgenschw­ere Brand hatte viele Menschen in Reutlingen betroffen gemacht. Auch die Feuerwehrl­eute waren schockiert, manche der Rettungskr­äfte wurden anschließe­nd psychologi­sch betreut.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Beim Brand in dem sozialpsyc­hiatrische­n Pflegeheim in Reutlingen am Dienstag starben drei Menschen.

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