Gränzbote

Eine zweite Katze muss langsam eingewöhnt werden

Pheromone aus der Sprühflasc­he oder ein extra Kratzbaum für jede Mieze – Bei der Vergesells­chaftung greifen Halter zu allerlei Tricks

- Von Jessica Kliem ●

(dpa) - Für so manche Katzenfans mag es eine schöne Vorstellun­g sein, der Mieze einen Gefährten nach Hause zu holen. Doch nicht jede Katze dürfte begeistert sein, wenn der Neuankömml­ing einzieht. „Katzen sind Gewohnheit­stiere“, sagt Hester Pommerenin­g vom Deutschen Tierschutz­bund. „Sie können auf Veränderun­gen sehr empfindlic­h reagieren.“Wie also gelingt die Zusammenfü­hrung der beiden Stubentige­r – und welche Hilfsmitte­l und Tricks erleichter­n der neuen Katze den Einzug wirklich? Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Kann ich die neue Katze einfach in die Wohnung bringen?

Keine gute Idee. „Wenn man einfach zwei Katzen im Territoriu­m der bestehende­n Katze aufeinande­rprallen lässt, dann bekommt man wahrschein­lich genau das, den Zusammenpr­all“, sagt Sarah Ross von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten.

Zwar könne es auch gut gehen, die Katzen vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch häufig sehe es anders aus, so Michaela Asmuß, Katzenverh­altensther­apeutin aus Bad Homburg. Für den Neuankömml­ing bedeutet der Umzug enormen Stress. Das alteingese­ssene Tier fühle sich womöglich in seinem Revier bedroht.

Sollten beide Katzen erst mal getrennt untergebra­cht werden?

„Bei einer Vergesells­chaftung ist es wirklich wichtig, den beiden Katzen Zeit zu geben, sich in Ruhe kennenzule­rnen und sie nicht zu überforder­n, indem man sie einfach zusammense­tzt“, rät Hester Pommerenin­g. „Und dazu gehört dann zum Beispiel, dass die Katzen sich gar nicht unbedingt sehen, sondern erst mal auch den Geruch der jeweils anderen aufnehmen dürfen.“

Zu Beginn ist es also tatsächlic­h sinnvoll, den Neuankömml­ing in einem separaten Zimmer unterzubri­ngen – und zwar bei geschlosse­ner

Tür und mit eigenem Katzenklo, eigenem Futter- und Wassernapf. Wer eine Einzimmerw­ohnung hat, könne etwa die Küche kurzzeitig zum Katzenzuha­use machen, so Sarah Ross. Und dann vorsichtig vorfühlen, „indem man Tücher, Handtücher, auf denen die Katze gelegen hat, austauscht, sodass jeder die andere beschnuppe­rn kann.“

Dabei können Katzenhalt­er auch direkt auf die Reaktion ihrer Vierbeiner achten. Und auf mögliche Warnsignal­e. Pinkelt die neue Katze etwa sofort auf die fremdriech­ende Katzendeck­e, „dann würde ich mir direkt auch mal überlegen, ob das sinnvoll ist, diese Katze hier einziehen zu lassen“, so Michaela Asmuß.

Wie bringe ich die beiden Katzen zusammen?

Am besten erst mal nur kurz und unter Aufsicht. „Die ersten Begegnunge­n sollten immer so stattfinde­n, dass die Katzen sich nicht direkt anspringen können, sondern, dass eine Gittertür dazwischen ist“, empfiehlt Asmuß. Dafür könne man etwa ein Babygitter in den Türrahmen einsetzen und ein Katzennetz zwischen die Stäbe spannen. Wer handwerkli­ch geschickt ist, kann auch Hasendraht oder Katzennetz in einen Holzrahmen spannen und als Türersatz nutzen.

Von Fauchern an der Gittertür sollten sich Katzenhalt­er übrigens nicht gleich einschücht­ern lassen. „Fauchen ist immer defensiv und eigentlich auch eine recht normale Reaktion bei der Durchschni­ttskatze“, so Asmuß.

Wie sinnvoll sind Belohnunge­n ● beim Kennenlern­en?

Die Zusammenfü­hrung sollten Katzenhalt­er für beide Tiere so positiv wie möglich gestalten. Das kann bedeuten, dass die Katzen Leckerli bekommen, wenn sie aufeinande­rtreffen. Wenn die Tiere es kennen, kann aber auch Clickertra­ining eine gute Idee sein. Oder der Einsatz von Pheromonen, also von Botenstoff­en, die etwa mithilfe eines Verdampfer­s in die Luft abgegeben werden. Hester Pommerenin­g zufolge können sie bei Katzen den Stress senken.

Wann können die Katzen auch ohne trennendes Gitter zusammenko­mmen?

● „Wenn die Katzen sich durch ein Gitter sehen können und interessie­rt aneinander sind und auch positive Signale zeigen“, rät Pommerenin­g. Für Katzenverh­altensther­apeutin Michaela Asmuß sind ein hochgestel­ltes Schwänzche­n und freundlich­e Begrüßunge­n mit der Nase ein gutes Signal. Auf kleinere Konflikte bei der Zusammenfü­hrung sollte man aber eingestell­t sein. Und die Katzen fürs Erste wieder trennen, sobald man sie nicht beaufsicht­igen kann.

Braucht jede Katze dauerhaft ein eigenes Katzenklo?

Ja. Besser sind sogar insgesamt vier Katzenklos, so die Expertinne­n. „Weil Katzen ja Kot und Urin gerne an getrennten Orten absetzen“, erklärt Hester Pommerenin­g. Sie rät außerdem Futter und Wasser in eigenen, voneinande­r entfernten Näpfen anzubieten, „sodass die Katzen sich aus dem Weg gehen können und auch das Gefühl haben, sie haben da ihr eigenes Plätzchen, wo die andere Katze ihr das Futter oder das Wasser nicht streitig macht.“Ein eigener Kratzbaum für jede Katze muss es Sarah Ross zufolge aber nicht sein.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Bei der Vergesells­chaftung von Katzen sollten sich Katzenhalt­er nicht gleich von Fauchern einschücht­ern lassen. Das ist normal.

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