Zugemüllte Sammelstellen bleiben ein Ärgernis
Entsorgung schmälert Erlös der Hilfsorganisationen – Was in den Container gefunden wird, ist zum Teil ekelhaft
- Altglas, Kleidung oder Elektrokleingeräte: Ihrer Bedeutung werden Sammelcontainer gleich mehrfach gerecht. Neben dem eigentlichen Nutzen sammelt sich auch meist Müll im Umkreis der Metallkisten. Das sorgt für Ärger bei den Bürgern. Und noch mehr bei den Betreibern. Vor allem, wenn in den Container noch andere Dinge entsorgt werden. „Von Abfällen aller Art bis zu Tierkadavern und getragenen Windeln war schon alles dabei“, berichtet Oliver Ehret, Geschäftsführer des DRK im Kreis Tuttlingen.
Wie sieht es denn wieder in der Stadt aus? Mit wenigen Worten werden die Emails garniert, mit denen der Redaktion Bilder von vermüllten Sammelstellen zugeschickt werden. Und dies recht regelmäßig. Zuletzt waren es Fotos von Altkleidercontainern in der Balinger Straße, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Arbeiter Samariter Bund (ASB) betrieben werden. Die Kleidungsstücke quellen aus dem Einwurf wieder heraus. Was nicht mehr hinein passte, wird in Säcken daneben abgestellt.
Ein Problem, das die beiden Hilfsorganisationen durchaus kennen. „Leider sind die verschmutzten Flächen, falsch abgestellte und eingeworfene Gegenstände ein häufiges Problem“, erklärt Denise Jakob von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ASB in Baden-Württemberg. Obwohl
die Container – auch die in der Balinger Straße – einmal wöchentlich geleert werden, kann es auch dort zu Überfüllungen kommen. „Das kann verschiedene Ursachen haben. Immer häufiger werden Wohnungen aufgelöst und ein Großteil der alten Kleidung oder Bettsachen wird über den Altkleidercontainer entsorgt“, sagt sie.
Wenn die Textilien dann auch noch in große Säcke gepresst werden, ist das Problem schon da. „Die Säcke passen größenmäßig nicht durch die Einwurfklappe der Container. Deshalb werden sie einfach neben die Container gestellt“, berichtet Jakob. Ein falsches Verhalten mit Folgen. Denn der Nachahmungseffekt ist groß. „Der nächste Spender stellt seine Säcke dann auch daneben, weil er denkt, der Container wäre voll.“
Es sind aber nicht nur die Kleiderspenden. Auch Matratzen, Autoreifen oder Möbelstücke werden an den Containern abgeladen. „Es kommt immer wieder zu starken Verunreinigungen außerhalb und innerhalb der Altkleidercontainer, da nachts so gut wie keine Sozialkontrolle stattfindet“, erklärt Oliver Ehret. Die Vermüllung habe schon stark zugenommen, meint er. Gut zehn Prozent des Sammelaufkommens gehöre eigentlich nicht in den Container, teilt der ASB mit.
Den Hilfsorganisationen bleibt nichts anderes übrig, als die Container und das Umfeld fachgerecht säubern zu lassen. „Die Kosten hat der
ASB oder die Partnerfirma (übernimmt die Leerung und Verkauf der Altkleider/Anm.d.Red.) zu tragen. Somit verringert sich der Erlös“, beklagt Jakob. Die Verschmutzung besser in den Griff zu bekommen, sei schwierig. Man könne eigentlich nur „die Bevölkerung immer wieder darauf hinweisen.“
Anders herum sollen die Bürger auch die Hilfsdienste darauf hinweisen, wenn mehr als eine wöchentliche Leerung nötig ist. „Es kann sein, dass Container mehrere Tage überfüllt bleiben, wenn wir keine Infos bekommen, um die Partnerfirma zu informieren“, sagt Ehret, dessen Organisation etwas 100 Container im Kreis betreibt. Der bessere Weg sei ohnehin, sich bei den Hilfsorganisationen zu melden. Der ASB bietet bei größeren Spenden an, telefonisch einen Termin zu machen, sodass das Entsorgungsunternehmen die Kleidung direkt vor Ort abholt.
Beim DRK kann „saubere und noch gut tragbare Kleidung“auch im Kleiderladen in der Möhringer Straße 8 oder in der Geschäftsstelle (Eckenerstraße 1) abgegeben werden. „Es wäre aber sinnvoll, vorher unter der Telefonnummer 07461/ 17870 anzurufen und zu fragen, ob aktuell größere Mengen an Kleidung gebraucht werden, da wir nur begrenzte Lagerkapazitäten haben“, meint Ehret. Auch die Diakonie in Tuttlingen nimmt „saubere, geruchsfreie, gut erhaltene“Kleidung für Kinder und Erwachsene
an, um sie im Diakonieladen in der Oberen Hauptstraße zu verkaufen. Wer Nachfragen hat, kann sich unter 07461/ 5020 melden. Die Diakonie weist ausdrücklich darauf hin, dass die Kleidercontainer „Kleider machen Leute glücklich“, ein separates Projekt der Diakonie sind. Sollte die Spende dem Diakonieladen zugute kommen, sollten die Ware in Tuttlingen abgegeben werden. „Die Inhalte des Containers stehen dem Diakonieladen nicht zur Verfügung!“
Generell wird versucht, ob durch die Läden vor Ort oder die beauftragten Unternehmen, die Kleidung zu erhalten und als Second Hand weiterzuverkaufen. Laut ASB sind zehn Prozent der Spenden nicht mehr tragbar und werden recycelt. Als Faser
werden sie zu Dämmstoffen oder Putzlappen verarbeitet. Weitere zehn Prozent werden als Abfall verbrannt.
Mittlerweile sind die beiden Standorte an der Balinger Straße auch wieder gesäubert. Aufgrund der Feiertage Ende Dezember und dem Jahreswechsel sei das Unternehmen etwas aus dem Takt gekommen, berichtet Ehret. „Es gab Probleme, die im wesentlichen auf Urlaubsabbau, eine hohe Fluktuation und einen überdurchschnittlichen Krankenstand zurückzuführen sind.“Mit einer wöchentlichen Leerung und mehr Einsicht bei den Menschen, die ihre Kleidung oder Müll dorthin bringen wollen, gibt es vielleicht weniger Ärger. Auf allen Seiten.