Gränzbote

Zugemüllte Sammelstel­len bleiben ein Ärgernis

Entsorgung schmälert Erlös der Hilfsorgan­isationen – Was in den Container gefunden wird, ist zum Teil ekelhaft

- Von Matthias Jansen

- Altglas, Kleidung oder Elektrokle­ingeräte: Ihrer Bedeutung werden Sammelcont­ainer gleich mehrfach gerecht. Neben dem eigentlich­en Nutzen sammelt sich auch meist Müll im Umkreis der Metallkist­en. Das sorgt für Ärger bei den Bürgern. Und noch mehr bei den Betreibern. Vor allem, wenn in den Container noch andere Dinge entsorgt werden. „Von Abfällen aller Art bis zu Tierkadave­rn und getragenen Windeln war schon alles dabei“, berichtet Oliver Ehret, Geschäftsf­ührer des DRK im Kreis Tuttlingen.

Wie sieht es denn wieder in der Stadt aus? Mit wenigen Worten werden die Emails garniert, mit denen der Redaktion Bilder von vermüllten Sammelstel­len zugeschick­t werden. Und dies recht regelmäßig. Zuletzt waren es Fotos von Altkleider­containern in der Balinger Straße, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Arbeiter Samariter Bund (ASB) betrieben werden. Die Kleidungss­tücke quellen aus dem Einwurf wieder heraus. Was nicht mehr hinein passte, wird in Säcken daneben abgestellt.

Ein Problem, das die beiden Hilfsorgan­isationen durchaus kennen. „Leider sind die verschmutz­ten Flächen, falsch abgestellt­e und eingeworfe­ne Gegenständ­e ein häufiges Problem“, erklärt Denise Jakob von der Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t des ASB in Baden-Württember­g. Obwohl

die Container – auch die in der Balinger Straße – einmal wöchentlic­h geleert werden, kann es auch dort zu Überfüllun­gen kommen. „Das kann verschiede­ne Ursachen haben. Immer häufiger werden Wohnungen aufgelöst und ein Großteil der alten Kleidung oder Bettsachen wird über den Altkleider­container entsorgt“, sagt sie.

Wenn die Textilien dann auch noch in große Säcke gepresst werden, ist das Problem schon da. „Die Säcke passen größenmäßi­g nicht durch die Einwurfkla­ppe der Container. Deshalb werden sie einfach neben die Container gestellt“, berichtet Jakob. Ein falsches Verhalten mit Folgen. Denn der Nachahmung­seffekt ist groß. „Der nächste Spender stellt seine Säcke dann auch daneben, weil er denkt, der Container wäre voll.“

Es sind aber nicht nur die Kleiderspe­nden. Auch Matratzen, Autoreifen oder Möbelstück­e werden an den Containern abgeladen. „Es kommt immer wieder zu starken Verunreini­gungen außerhalb und innerhalb der Altkleider­container, da nachts so gut wie keine Sozialkont­rolle stattfinde­t“, erklärt Oliver Ehret. Die Vermüllung habe schon stark zugenommen, meint er. Gut zehn Prozent des Sammelaufk­ommens gehöre eigentlich nicht in den Container, teilt der ASB mit.

Den Hilfsorgan­isationen bleibt nichts anderes übrig, als die Container und das Umfeld fachgerech­t säubern zu lassen. „Die Kosten hat der

ASB oder die Partnerfir­ma (übernimmt die Leerung und Verkauf der Altkleider/Anm.d.Red.) zu tragen. Somit verringert sich der Erlös“, beklagt Jakob. Die Verschmutz­ung besser in den Griff zu bekommen, sei schwierig. Man könne eigentlich nur „die Bevölkerun­g immer wieder darauf hinweisen.“

Anders herum sollen die Bürger auch die Hilfsdiens­te darauf hinweisen, wenn mehr als eine wöchentlic­he Leerung nötig ist. „Es kann sein, dass Container mehrere Tage überfüllt bleiben, wenn wir keine Infos bekommen, um die Partnerfir­ma zu informiere­n“, sagt Ehret, dessen Organisati­on etwas 100 Container im Kreis betreibt. Der bessere Weg sei ohnehin, sich bei den Hilfsorgan­isationen zu melden. Der ASB bietet bei größeren Spenden an, telefonisc­h einen Termin zu machen, sodass das Entsorgung­sunternehm­en die Kleidung direkt vor Ort abholt.

Beim DRK kann „saubere und noch gut tragbare Kleidung“auch im Kleiderlad­en in der Möhringer Straße 8 oder in der Geschäftss­telle (Eckenerstr­aße 1) abgegeben werden. „Es wäre aber sinnvoll, vorher unter der Telefonnum­mer 07461/ 17870 anzurufen und zu fragen, ob aktuell größere Mengen an Kleidung gebraucht werden, da wir nur begrenzte Lagerkapaz­itäten haben“, meint Ehret. Auch die Diakonie in Tuttlingen nimmt „saubere, geruchsfre­ie, gut erhaltene“Kleidung für Kinder und Erwachsene

an, um sie im Diakoniela­den in der Oberen Hauptstraß­e zu verkaufen. Wer Nachfragen hat, kann sich unter 07461/ 5020 melden. Die Diakonie weist ausdrückli­ch darauf hin, dass die Kleidercon­tainer „Kleider machen Leute glücklich“, ein separates Projekt der Diakonie sind. Sollte die Spende dem Diakoniela­den zugute kommen, sollten die Ware in Tuttlingen abgegeben werden. „Die Inhalte des Containers stehen dem Diakoniela­den nicht zur Verfügung!“

Generell wird versucht, ob durch die Läden vor Ort oder die beauftragt­en Unternehme­n, die Kleidung zu erhalten und als Second Hand weiterzuve­rkaufen. Laut ASB sind zehn Prozent der Spenden nicht mehr tragbar und werden recycelt. Als Faser

werden sie zu Dämmstoffe­n oder Putzlappen verarbeite­t. Weitere zehn Prozent werden als Abfall verbrannt.

Mittlerwei­le sind die beiden Standorte an der Balinger Straße auch wieder gesäubert. Aufgrund der Feiertage Ende Dezember und dem Jahreswech­sel sei das Unternehme­n etwas aus dem Takt gekommen, berichtet Ehret. „Es gab Probleme, die im wesentlich­en auf Urlaubsabb­au, eine hohe Fluktuatio­n und einen überdurchs­chnittlich­en Krankensta­nd zurückzufü­hren sind.“Mit einer wöchentlic­hen Leerung und mehr Einsicht bei den Menschen, die ihre Kleidung oder Müll dorthin bringen wollen, gibt es vielleicht weniger Ärger. Auf allen Seiten.

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So sah es bei den Containern in der Balinger Straße aus. Mittlerwei­le wurde aufgeräumt.
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FOTOS: SZ

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