Mehr als 100 Hinweise im Fall Eva Götz
Cold Case aus dem Jahr 1997 bei „Aktenzeichen XY“– Polizei sucht weiter Zeugen
- Das Leben der Biologie-Studentin Eva Götz endete tragisch mit 26 Jahren. Ihr Fall wurde nun auch bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“vorgestellt. Sie wurde mit Chloroform betäubt, gequält und erstickt, bevor ihr Mörder sie aus dem Kastenwagen geworfen hat – nahe der L 185 bei Leipferdingen. Die Tat ist inzwischen 26 Jahre her. Doch die Polizei hofft, den Täter noch zu finden. Rund um die Sendung gingen zahlreiche Hinweise ein.
Die Erzählung der tragischen Geschichte von Eva Götz bei „Aktenzeichen XY“beginnt in ihrem Alltag. Die Studentin trifft eine Kommilitonin, sie sprechen darüber, bald wieder Badminton spielen zu gehen. Doch nicht am Wochenende des 26. Januar 1997, denn da will Eva Götz nach Hause zu ihren Eltern in die Pfalz fahren und ihrer Schwester ihr Auto zurückbringen, das sie sich geliehen hatte. Im Jahr 1992 war sie nach Freiburg gezogen, hätte Ende des Jahres 1997 ihr Studium abgeschlossen.
Gelebt hat Eva Götz in einer Studenten-WG. Ihrem Mitbewohner hatte sie noch gesagt, dass sie vermutlich am Sonntagabend, dem Tatabend, wiederkommen würde, weil sie am Montag arbeiten müsse. Aber sicher war sich die damals 26-Jährige nicht. Deswegen wird sie später von ihren Mitbewohnern auch nicht als vermisst gemeldet. Sie packt, unter anderem nimmt sie ihren bunten Geldbeutel mit, vergisst aber ihre Monatskarte für den ÖPNV. Ein wichtiges Detail, denn wegen der fehlenden Monatskarte läuft die Studentin vermutlich am Sonntagabend, kurz nach 21 Uhr, nach Hause in ihre WG – doch dort kommt sie nie an.
Die Ermittler vermuten, dass sie ihren Heimweg über die Freiburger Stefan-Meier-Straße bestritt, etwa eineinhalb Kilometer. In diesem Bereich, rund um die ehemalige DEATankstelle, die es heute nicht mehr gibt, fiel an diesem besagten Sonntag mehreren Personen ein heller, cremefarbiger Kastenwagen mit ausländischem Kennzeichen auf. Ein Ehepaar hörte auch Schreie, der Mann ging sogar vor die Tür, nahm, so wurde es im Film vermittelt, den mutmaßlichen Täter und den Kastenwagen auch wahr. Wieder in der Wohnung wollte er sich mit seinem Feldstecher die Kennzeichen genauer anschauen, doch bis er diesen gefunden hatte, war der Kastenwagen verschwunden. Und mit ihm wohl auch Eva Götz.
Auch im Landkreis Tuttlingen fiel das Fahrzeug auf, unter anderem einigen Besuchern des Narrentreffens, das an diesem Wochenende in Leipferdingen stattgefunden hatte. Am Montag, 27. Januar, gegen 8.40 Uhr, findet ein Lastwagenfahrer dann die Leiche, nahe der L 185 bei Leipferdingen. Götz hatte, so wurde im Film gezeigt, keine Schuhe mehr an, Blut auf dem Bauch und eine offene Hose. Die Ermittler stellen fest: „Der Täter hat sich keine Mühe gemacht, die Leiche
zu verstecken.“Die letzte Person, zu der Götz Kontakt hatte, war ein Biologie-Student, mit dem sie im Zug nach Karlsruhe ins Gespräch gekommen war. Wegen eines roten Lehrbuchs mit dem Titel „Immunologie“. Beide stiegen gegen 20 Uhr in Karlsruhe aus, er war am Ziel, Götz stieg in den IC nach Freiburg ein. Die Ermittler erhoffen sich, dass sich vielleicht jemand der Insassen an sie erinnern kann. Bislang gebe es keine Zeugen, die sie im Zug oder am Freiburger Bahnhof gesehen haben, berichtet Andreas Reichert, Leiter des dreiköpfigen Cold-Case-Teams der Kripo Rottweil. Eva Götz trug damals eine schwarze Cordjacke mit roter Aidsschleife und markante, grüne Wildlederschuhe.
Es sind viele Details, auf die bei der Verfilmung geachtet wurde. Anhand dieser Details hofft die Polizei nun auch, dass nach 26 Jahren noch Hinweise zum Täter eingehen und dieser noch gefunden werden kann. Entscheidend dazu beitragen könnten DNA-Spuren, die damals gesichert worden sind. Eine Übereinstimmung gab es bislang nicht. Aber: Sie könnte den Täter überführen, so Reichert.
Er betonte weiterhin, dass das Tatfahrzeug von entscheidender Bedeutung sei. Dabei handele es sich um einen alten, heruntergekommenen, hellen bis cremefarbigen Kastenwagen – und nicht um einen Wohnwagen. Die genaue Marke sei nicht bekannt, der Wagen habe aber Ähnlichkeit mit einem Peugeot J7. Das Kennzeichen, das bereits damals beschrieben wurde, sei unter anderem in Polen und Frankreich verwendet worden.
Was bis heute fehlt, ist auch ein blau-weiß gestreifter Leinenrucksack mit Karabiner, das rote Immunologiebuch, der Geldbeutel sowie die Brille von Götz, ein schmales, schwarzes Gestell.
Dass es sich um eine Beziehungstat handeln könnte, schließt die Polizei nach derzeitigem Ermittlungsstand aus. „Der Täter dürfte gezielt nach einer jungen Frau gesucht haben“, schilderte Reichert. Es sei wohl darum gegangen, den sexuellen Trieb zu stillen. Der Täter sei gezielt vorgegangen, habe das passende Fahrzeug sowie Chloroform und Material zum Fesseln gehabt. Die Polizei geht davon aus, dass er Eva Götz mehrere Stunden in seiner Gewalt hatte, bevor er sie erstickte und auf dem Feldweg nahe Leipferdingen ablegte.
Auch wenn, oder gerade weil die Tat 26 Jahre zurück liegt, geht die Polizei davon aus, dass sich der Täter jemandem
gegenüber geöffnet oder zumindest Andeutungen gemacht haben könnte. Auch sei davon auszugehen, dass der Täter im Vorfeld weitere Frauen belästigt haben könnte.
Einer der mehr als 100 Hinweise, die bei der Polizei und im Fernsehstudio eingegangen sind, bezieht sich dann auch auf einen ähnlich gelagerten Fall, wie Alfred Hettmer vom LKA Bayern zum Schluss der Sendung sagte. Diesem Hinweis werde prioritär nachgegangen. Ebenso habe es viele Hinweise zu dem gesuchten Kastenwagen gegeben. Bei zwei hätten Personen einen ganz konkreten Bezug zu so einem Wagen, diesen werde nun ebenfalls eine hohe Bedeutung zugemessen.