Gränzbote

Debatte um Rezepte gegen den Fachkräfte­mangel

Bundesregi­erung setzt auf Bildung, Einwanderu­ng und Familienpo­litik – Opposition sieht „falsche Instrument­e“

- Von Jann Philip Gronenberg

(dpa) - Mit mehr Aus- und Weiterbild­ung, gezielter Einwanderu­ng und mehr Frauen in Vollzeitjo­bs will die Bundesregi­erung dem Fachkräfte­mangel begegnen. „Fachkräfte­sicherung ist Wohlstands­sicherung“, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) am Freitag bei der ersten Beratung der Fachkräfte­strategie im Bundestag. Aus den Reihen der Opposition gab es unter anderem Kritik für aus ihrer Sicht zu hohe bürokratis­che Hürden.

Bis 2035 fehlen dem deutschen Arbeitsmar­kt laut Heil sieben Millionen Fachkräfte. Hintergrun­d ist, dass in den kommenden Jahren die Generation der sogenannte­n Babyboomer zunehmend in Rente geht.

Nun will die Regierung Aus- und Weiterbild­ung fördern sowie die Arbeitscha­ncen etwa für Frauen mit Kindern oder für Menschen mit Handicap verbessern. „Und wenn wir all diese inländisch­en Register gezogen haben, brauchen wir trotzdem zusätzlich qualifizie­rte Zuwanderun­g, um unsere Volkswirts­chaft am Laufen zu halten“, sagte Heil. Das geplante Gesetz für zusätzlich­e Einwanderu­ng soll im März im Ministerra­t beschlosse­n werden.

Heftige Kritik an den Zuwanderun­gsplänen kam von der AfD. „Diese linksliber­ale Politik ist nicht nur kurzsichti­g, sie spaltet unsere Gesellscha­ft und gefährdet den sozialen Frieden“, sagte der AfD-Abgeordnet­e René Springer. „Die Migrations­politik der Bundesregi­erung löst den Fachkräfte­mangel nicht, sie verschärft ihn.“

Der CDU-Abgeordnet­e Marc Biadacz warf der Regierung vor, mit den „falschen Instrument­en“zu planen. Ein großer Wurf sei es nicht. „Zur Wahrheit gehört, dass unnötige Bürokratie, fehlende Digitalisi­erung und lange Wartezeite­n für viel Frust sorgen. Das macht unseren Arbeitsmar­kt unattrakti­ver.“

Die Linke sieht in den Plänen Chancen. „Wenn die Bundesregi­erung mit ihrer Fachkräfte­strategie nun endlich Menschen eine echte Chance am Arbeitsmar­kt und guter Arbeit den Vorrang gibt, dann hat sie die Linke an ihrer Seite“, sagte die Linke-Arbeitsmar­ktexpertin Susanne Ferschl. Mit Blick auf die Pläne zur Fachkräfte-Einwanderu­ng kritisiert­e sie: „Hören Sie auf, Menschen nach ihrer wirtschaft­lichen Verwertbar­keit zu beurteilen. Die einen, die Sie gerne haben möchten und die anderen, die Sie am liebsten über das Meer zurückschi­cken würden.“

Der Grünen-Bildungsex­perte Kai Gehring hob die geplante stärkere Förderung von Weiterbild­ungen hervor. „Diese Koalition schafft endlich bessere Bedingunge­n für lebenslang­es Lernen.“

Die Fachkräfte­strategie sieht unter anderem vor, den Zugang zur Weiterbild­ung ohne Altersbegr­enzung zu erleichter­n. Neu eingeführt werden soll eine Bildungsze­it, bei der Beschäftig­te eine Weiterbild­ung machen und dabei Unterhalt von der Bundesagen­tur für Arbeit erhalten können sollen. Deutlich bemühen will sich die Regierung darum, Arbeitspot­enziale zu heben. So arbeiteten viele Frauen heute in Teilzeit, weil sie Kinder betreuen. Vor allem in Ostdeutsch­land wollten viele in Teilzeit arbeitende Frauen ihre Arbeitszei­t ausweiten, so die Regierung.

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