An einigen Stellen ruckelt’s noch
Anfänglich technische Probleme mit Ein-Euro-Ticket – Wurmlingen überlegt, einzusteigen
- Einen Euro kostet es seit 1. Januar, mit dem Bus durch Tuttlingen zu fahren. Auch in die Stadtteile Möhringen, Eßlingen und Nendingen geht es für nur einen Euro. Das Angebot wird gut angenommen, doch technisch gab es Startschwierigkeiten. Und nach den ersten Wochen tun sich Kuriositäten auf.
Dass das Ein-Euro-Ticket bis in die Stadtteile gilt, wusste in den ersten Januarwochen offenbar noch nicht jeder Busfahrer. „Wie kann es sein, dass die Busfahrkarte nach Möhringen 2,40 Euro kostet, obwohl nur ein Euro dafür bezahlt werden sollte“, beschwert sich etwa eine Userin in einer Tuttlinger FacebookGruppe. Nur wenn sie explizit danach verlange, bekomme sie das EinEuro-Ticket, berichtet sie weiter. Warum?
Vermutlich weil ab 1. Januar nicht alles sofort reibungslos gelaufen sei, räumt Sybille Neumeyer, beim Verkehrsverbund Move für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ein. Move ist ebenfalls neu: Seit 1. Januar 2023 kümmert sich der Verkehrsverbund um den öffentlichen Nahverkehr in den drei Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar.
Alle Verkehrsunternehmen seien noch Ende 2022 zu den neuen Tarifen geschult worden, teilt Neumeyer mit, an einigen Stellen haperte es dann in den ersten Wochen aber. „Inzwischen sind inhaltliche Unklarheiten aufgeklärt und von technischer Seite wurden Umstellungen vorgenommen, damit Fehlverkäufe weitgehend vermieden werden“, so Neumeyer.
Das gilt auch für Ein-Euro-Tickets für die Bahn. Diese ließen sich – zum Beispiel für die Fahrt von Tuttlingen nach Möhringen – anfangs nicht am Automaten lösen. Ein Software-Problem, das laut Move seit Montag, 16. Januar, gelöst ist. Auch an anderer Stelle gibt es noch technische Probleme: Die neuen Abocards konnten bislang nicht versandt werden, Move arbeite „mit Hochdruck an einer Lösung“.
Was sich allerdings nicht so schnell lösen lässt, ist eine andere Kuriosität: Wer mit der Linie 110 von Eßlingen nach Tuttlingen fährt, zahlt nur einen Euro. Wer aber auf derselben Linie ein oder zwei Stationen später zusteigt, bei Wurmlingen/Abzweig
B 523 oder Wurmlingen/Konzenberg, muss 2,40 Euro bezahlen. „Beide Haltestellen liegen nicht auf der Gemarkung Tuttlingen“, erklärt Neumeyer, der Stadttarif gelte nicht.
Das gilt natürlich auch für alle anderen Fahrten zwischen Tuttlingen und Wurmlingen. Obwohl die Gemeinde näher an der Kreisstadt liegt als deren Stadtteile, ist die Fahrt teuer. Dass sich einige Buskunden darüber ärgern, kann Wurmlingens Bürgermeister Klaus Schellenberg nachvollziehen, auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung sei es Thema gewesen. Letztlich ist es aber eine Geldfrage für die Gemeinde.
Denn eigentlich wird der Nahverkehr (11,7 Millionen Euro für 2023) über den Landkreis finanziert, die Gemeinden zahlen indirekt über die Kreisumlage mit. Die Stadt Tuttlingen legt für den Stadtverkehr nochmal 600.000 Euro oben drauf. Und das Ein-Euro-Ticket finanziert sie auch selbst, kalkuliert sind etwa 200.000 Euro extra. Je mehr Menschen Bus und Bahn fahren, desto günstiger wird es für die Stadt.
Analog dazu hat Schellenberg Ende 2022 nun beim Nahverkehrsamt angefragt, was es Wurmlingen kosten
würde, beim Ein-Euro-Ticket einzusteigen. „Aber dazu brauchen wir erst einmal die Fahrgastzahlen“, meint er – solange diese nicht vorlägen, hält er sich mit konkreten Aussagen zurück. Voraussichtlich im Februar werde der Gemeinderat darüber beraten, ob Wurmlingen mitmacht.
Nicht nur das Ein-Euro-Ticket ist neu, die gesamte Tarifstruktur in den
drei Landkreisen wurde zum neuen Jahr geändert. Es gibt weniger Tarifzonen, Tickets gelten zum Teil für weitere Strecken. Ob das die Leute vom ÖPNV überzeugt? Es sei noch zu früh, belastbare und nachhaltige Aussagen zu treffen, sagt Neumeyer. „Wir können allerdings momentan schon eine deutliche Zunahme bei den Ticketverkäufen, zumindest im Landkreis Tuttlingen, verzeichnen.“