Beim Sound im Auto ist teurer besser
Entertainmentsysteme werden für Käufer immer wichtiger
Dutzende Lautsprecher, Subwoofer und Verstärker mit 1800 Watt. Dazu Körperschallwandler, die im Sitz Musiksignale in Schwingungen übertragen: Moderne Entertainmentsysteme in Oberklasse-Autos von Mercedes und Co. klingen schon auf dem Papier beeindruckend. Sound- und Entertainmentsysteme werden immer mehr zum Verkaufsargument.
„Boom, Boom, Boom“– durch den Innenraum springt der Song „Boom“von DJ Tiësto, gräbt sich in jede Faser des Körpers. „Musik lebt vom Raum, sie braucht Luft, um sich zu bewegen“, sagt Frank Schweickhardt bei einer Vorführung von Apple Music Spatial Audio mit Dolby Atmos.
Das ist ein Soundsystem, das es bisher nur im Kino oder bei sehr hochwertigen Anlagen für zu Hause gibt, so der Leiter der Sound-Entwicklung bei Mercedes. Dabei erzeugt die Technik einen virtuellen 3D-Surround-Soundeffekt, bei dem man sich mitten in der Musik befindet, wie in einem Konzertsaal.
Doch nicht nur neue Lieder lassen sich in Dolby Atmos streamen. Toningenieure frischen ältere Songs auf, wie John Lennons „Imagine“. „Dazu müssen die Songs neu arrangiert
werden, damit Hörer sie räumlich zuordnen können“, sagt Derek Ali, Mixing Artist für internationale Popund Hip-Hop-Größen wie Kendrick Lamar. „Es ist der Sound von morgen, ein Sprung wie von Mono auf Stereo. Der Song erhält eine eigene Persönlichkeit, die jeder Zuhörer direkt erkennt.“Nachteil: Der schöne Sound ist teuer. Das beschriebene Burmester-4-D-Soundsystem gibt es vorerst nur in Luxusmodellen und kostet für die S-Klasse mehr als 6000 Euro.
BMW hat kürzlich sein Operating System 8 vorgestellt. Hier gibt es für
den 7er optional ein Kino für die Rückbank. So lassen sich dann laut BMW-Entwicklerin Katharina Mödl über den Theatre Screen im Fond Filme auf einem 31 Zoll großen Panoramadisplay im 32:9-Format und einer Auflösung von bis zu 8K (7680 zu 4320 Pixel) anschauen.
In den letzten Jahren hat sich die Qualität der Entertainmentsysteme in allen Fahrzeugklassen verbessert. Musikaffinen Käufern rät Sven Hansen von der Computerzeitschrift „c’t“dennoch zum besseren, wenn auch teureren System.
„Mehr Lautsprecher bedeuten in der Regel einen besseren, satteren Klang. Weitere Lautsprecher lassen sich hinterher nur mit hohem Aufwand ins Fahrzeug integrieren“, sagt er. Wer beim Autokauf das passende Soundsystem testen kann, solle das mit der eigenen Musik probieren.
Sven Hansen rät zu den Spiegeltechnologien wie Android Auto oder Apple Carplay, die mittlerweile in allen Fahrzeugklassen angeboten werden. „Fast alle Autofahrer besitzen ein Smartphone und nutzen darüber auch Musik, Adressen, Telefon und
Sprachsteuerung.“Dazu zählt auch die Navigationsfunktion von Google und Apple Maps. Damit benötigen Autofahrer kein internes Navi im Entertainmentsystem.
Wer ruckfreies Streaming ohne angeschlossenes Smartphone über das integrierte Unterhaltungssystem wünscht, sollte ein System mit Datenpaket bestellen. Diese Optionen sind allerdings meist teurer als die monatlichen Datenpakete fürs Smartphone.
Doch es geht auch günstiger. Michael Zeitler vom Auto-HifiFachändler dr-boom Soundklinik in Köln rät bei Nachrüstung eines neuen Entertainmentsystems zu drei Dingen: Freisprecheinrichtung, Apple Carplay oder Android Auto. Auch er verweist auf gute Navifunktionen moderner Smartphones. Sie können ein eingebautes Navi ersetzen.
Bei einem neuen Radio empfiehlt er Geräte mit Empfangsmodul für den Digitalradiostandard DAB+. Je nach Alter des Autos muss eventuell die Antenne getauscht werden. „Je nach Fahrzeug ist das ein großer Aufwand, da neuere Autos aus optischen Gründen keine richtigen Außenantennen besitzen und die DAB+-Antenne unauffällig nachgerüstet werden muss.“(dpa)