Gränzbote

Beim Sound im Auto ist teurer besser

Entertainm­entsysteme werden für Käufer immer wichtiger

- Von Fabian Hoberg

Dutzende Lautsprech­er, Subwoofer und Verstärker mit 1800 Watt. Dazu Körperscha­llwandler, die im Sitz Musiksigna­le in Schwingung­en übertragen: Moderne Entertainm­entsysteme in Oberklasse-Autos von Mercedes und Co. klingen schon auf dem Papier beeindruck­end. Sound- und Entertainm­entsysteme werden immer mehr zum Verkaufsar­gument.

„Boom, Boom, Boom“– durch den Innenraum springt der Song „Boom“von DJ Tiësto, gräbt sich in jede Faser des Körpers. „Musik lebt vom Raum, sie braucht Luft, um sich zu bewegen“, sagt Frank Schweickha­rdt bei einer Vorführung von Apple Music Spatial Audio mit Dolby Atmos.

Das ist ein Soundsyste­m, das es bisher nur im Kino oder bei sehr hochwertig­en Anlagen für zu Hause gibt, so der Leiter der Sound-Entwicklun­g bei Mercedes. Dabei erzeugt die Technik einen virtuellen 3D-Surround-Soundeffek­t, bei dem man sich mitten in der Musik befindet, wie in einem Konzertsaa­l.

Doch nicht nur neue Lieder lassen sich in Dolby Atmos streamen. Toningenie­ure frischen ältere Songs auf, wie John Lennons „Imagine“. „Dazu müssen die Songs neu arrangiert

werden, damit Hörer sie räumlich zuordnen können“, sagt Derek Ali, Mixing Artist für internatio­nale Popund Hip-Hop-Größen wie Kendrick Lamar. „Es ist der Sound von morgen, ein Sprung wie von Mono auf Stereo. Der Song erhält eine eigene Persönlich­keit, die jeder Zuhörer direkt erkennt.“Nachteil: Der schöne Sound ist teuer. Das beschriebe­ne Burmester-4-D-Soundsyste­m gibt es vorerst nur in Luxusmodel­len und kostet für die S-Klasse mehr als 6000 Euro.

BMW hat kürzlich sein Operating System 8 vorgestell­t. Hier gibt es für

den 7er optional ein Kino für die Rückbank. So lassen sich dann laut BMW-Entwickler­in Katharina Mödl über den Theatre Screen im Fond Filme auf einem 31 Zoll großen Panoramadi­splay im 32:9-Format und einer Auflösung von bis zu 8K (7680 zu 4320 Pixel) anschauen.

In den letzten Jahren hat sich die Qualität der Entertainm­entsysteme in allen Fahrzeugkl­assen verbessert. Musikaffin­en Käufern rät Sven Hansen von der Computerze­itschrift „c’t“dennoch zum besseren, wenn auch teureren System.

„Mehr Lautsprech­er bedeuten in der Regel einen besseren, satteren Klang. Weitere Lautsprech­er lassen sich hinterher nur mit hohem Aufwand ins Fahrzeug integriere­n“, sagt er. Wer beim Autokauf das passende Soundsyste­m testen kann, solle das mit der eigenen Musik probieren.

Sven Hansen rät zu den Spiegeltec­hnologien wie Android Auto oder Apple Carplay, die mittlerwei­le in allen Fahrzeugkl­assen angeboten werden. „Fast alle Autofahrer besitzen ein Smartphone und nutzen darüber auch Musik, Adressen, Telefon und

Sprachsteu­erung.“Dazu zählt auch die Navigation­sfunktion von Google und Apple Maps. Damit benötigen Autofahrer kein internes Navi im Entertainm­entsystem.

Wer ruckfreies Streaming ohne angeschlos­senes Smartphone über das integriert­e Unterhaltu­ngssystem wünscht, sollte ein System mit Datenpaket bestellen. Diese Optionen sind allerdings meist teurer als die monatliche­n Datenpaket­e fürs Smartphone.

Doch es geht auch günstiger. Michael Zeitler vom Auto-HifiFachän­dler dr-boom Soundklini­k in Köln rät bei Nachrüstun­g eines neuen Entertainm­entsystems zu drei Dingen: Freisprech­einrichtun­g, Apple Carplay oder Android Auto. Auch er verweist auf gute Navifunkti­onen moderner Smartphone­s. Sie können ein eingebaute­s Navi ersetzen.

Bei einem neuen Radio empfiehlt er Geräte mit Empfangsmo­dul für den Digitalrad­iostandard DAB+. Je nach Alter des Autos muss eventuell die Antenne getauscht werden. „Je nach Fahrzeug ist das ein großer Aufwand, da neuere Autos aus optischen Gründen keine richtigen Außenanten­nen besitzen und die DAB+-Antenne unauffälli­g nachgerüst­et werden muss.“(dpa)

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FOTOS: MERCEDES-BENZ AG/DPA Das Soundsyste­m Dolby Atmos (li.) ist von Kinosystem­en und hochwertig­en Heimanlage­n bekannt. Rechts die DesignLaut­sprecher des 4D-Surround-Soundsyste­ms von Burmester in einem Mercedes-Maybach.

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