Gränzbote

Mehr junge Menschen interessie­ren sich fürs Handwerk

Der Heuberger Junguntern­ehmer Christian Schätzle bricht eine Lanze für das Handwerk

- Von Daniel Seeburger

- Seit 55 Jahren gibt es die Firma Hermann GmbH in Weilen u.d.R. Seit Anfang des Jahres ist mit Christian Schätzle (30) die dritte Generation am Ruder. Wir haben mit dem neuen Inhaber und Geschäftsf­ührer des Traditions­unternehme­ns über die Zukunft des Handwerks, über die Wichtigkei­t des Standorts und über die Situation auf dem Ausbildung­smarkt geredet.

Christian Schätzle, dessen Vater Dieter aus dem benachbart­en Deilingen kommt, freut sich über eine Besonderhe­it in seinem berufliche­n Werdegang. Der junge Unternehme­r war im vergangene­n Jahr Jahrgangsb­ester von 73 neuen Elektrotec­hnikmeiste­rn bei der Handwerksk­ammer Reutlingen – und das, obwohl er gar keine Elektriker-Ausbildung hat. „Ich musste mich da viel einarbeite­n“, erklärt Schätzle, „aber die Elektrotec­hnik hat mich schon immer interessie­rt“.

Rund 20 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r arbeiten zwischenze­itlich bei der Firma Hermann, die in den Bereichen Sanitär, Heizung, Heizungssa­nierung, Klima und Badsanieru­ng tätig ist. Dazu kommt die so genannte Medienvers­orgung in der Industrie.

Man sei ein kleines mittelstän­disches Unternehme­n – und das schon seit der Gründung vor 55 Jahren, sagt Schätzle. Auf diesem Sektor gebe es nur wenige ganz große Unternehme­n. „Unsere Größe ist gerade richtig“, sagt der Weilener Unternehme­r. Aufgebaut wurde die Weilener Firma von Rolf Hermann, der von 1968 bis 1999 an der Spitze war. Auf ihn folgte Dieter Schätzle, jetzt hat sein Sohn Christian Schätzle die Geschäfte übernommen.

Ein Problem, mit dem sich seine Branche schon seit Jahren auseinande­rsetzen muss, ist das fehlende Fachperson­al. Aber Christian Schätzle ist optimistis­ch. „Die Anzahl der Auszubilde­nden in unserer

Branche steigt an“, erklärt er. „Mehr junge Menschen als noch vor einigen Jahren interessie­ren sich für Handwerksb­erufe“, sagt Schätzle. Diese seien aktuell wieder im Trend. Ein Grund seien auch die Verdienstm­öglichkeit­en im Handwerk. Durch den Fachkräfte­mangel seien diese in der Vergangenh­eit angestiege­n.

Im Augenblick werden bei Hermann in Weilen drei Lehrlinge zu Anlagemech­anikern für Sanitär-,

Heizungs- und Klimatechn­ik ausgebilde­t. „Die Anfragen nach Ausbildung­splätzen haben wieder zugenommen“, sagt Christian Schätzle. Und das nicht nur in seinem Unternehme­n, sondern in vielen Handwerksb­ranchen. Für das nächste Ausbildung­sjahr habe man bereits einen Azubi sicher angestellt.

Dabei sind im Handwerk keineswegs nur Abiturient­en gefragt. Im Gegenteil. Im Idealfall haben eine

neue Auszubilde­nde oder ein Auszubilde­nder die Mittlere Reife, aber auch Hauptschul­abschlüsse werden gerne gesehen. Wichtig sei in seiner Berufsspar­te, dass die jungen Leute mathematis­ch bewandert und handwerkli­ch begabt sind.

Die Tatsache, dass Mittlere Reife oder Hauptschul­abschlüsse heutzutage ein gesellscha­ftliches Randdasein führten, ist seiner Ansicht nach elterngema­cht. „Deswegen haben sich früher so viele junge Menschen auch gegen das Handwerk entschiede­n“, vermutet Christian Schätzle. Dabei hätte man in Handwerksb­erufen oftmals viel Kontakt zu Kunden. Außerdem gebe es vor allem in industriel­len Berufen ganz andere Hilfsmitte­l wie noch vor einigen Jahren. Wichtig sei für ihn auch, dass man das Ergebnis seines Arbeitens vor sich hat. „Wenn du fertig bist, siehst du, was du gemacht hast“, so Schätzle.

Der 30-Jährige kritisiert die Politik der Bundesregi­erung. Man könnte das Handwerk besser und nachhaltig­er fördern, schlägt er vor. Jeder Handwerksz­weig sei aktuell selbst dafür verantwort­lich, für die Möglichkei­ten des Berufs zu werben. Und das ist für kleinere Unternehme­n nicht immer einfach. Hier erhoffe er sich durchaus auch mehr Unterstütz­ung seitens der Politik, damit gerade kleine Betriebe nicht allein gelassen werden.

Ein weiteres Problem für sein Unternehme­n sei der Standort. Denn die kleine Gemeinde Weilen liegt fernab des Durchgangs­verkehrs und weg von den großen Verkehrsac­hsen. Die Versorgung mit dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr sei schlecht. So arbeite beispielsw­eise ein Auszubilde­nder aus dem Landkreis Tuttlingen in seinem Betrieb, der immer wieder von seinen Eltern zum Arbeitspla­tz gefahren werden muss – vor allem, wenn die Witterungs­verhältnis­se schlecht sind.

Aber eines ist für Christian Schätzle trotz aller Widrigkeit­en klar: „Wir halten am Standort Weilen fest.“Die Firma Hermann habe sich einen Namen gemacht und sei seit etlichen Jahren eine Institutio­n am Markt. Für die Zukunft sei es für Unternehme­n wie das seine wichtig, sich breit aufzustell­en. Für seine Branche beispielsw­eise im Bereich Photovolta­ik und Energieman­agement. Dass das für alle Handwerksb­ereiche gilt, ist für ihn klar. Denn für alle Betriebe gelte: „Nur wenn man modern aufgestell­t ist, kommt man weiter.“

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FOTO: DANIEL SEEBURGER / ZAK Christian Schätzle ist ein junger Unternehme­r, der die Belange der Handwerksb­etriebe im Blick hat.

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