Nicht madigmachen!
Jeder soll essen, was er will. Es geht nicht darum, den Genuss von Insekten madigzumachen. Allerdings ist die Umstellung von der strategischen Vernichtung von Ungeziefer hin zum kulinarischen Ritterschlag desselben schon eine hohe Hürde. Dessen ungeachtet hat die EU gerade eben die Hausgrille sowie die Larven des Getreideschimmelkäfers als Nahrung zugelassen und auf ihre Liste der neuartigen Lebensmittel gesetzt. Ein bisschen ist diese Nachricht ja ein alter Hut. Denn sowohl der gelbe Mehlwurm als auch Heuschrecken dürfen bereits seit 2021 bei uns fröhlich verknuspert werden.
Ernährungspsychologen gehen davon aus, dass der Verzehr von Insekten nicht nur deshalb auf Vorbehalte in der Bevölkerung stößt, weil man bisher eher gewohnt war, zur Fliegenklatsche statt zur Bratpfanne zu greifen, wenn es brummt und summt. Sondern einfach, weil es nicht zur gängigen Esskultur gehört, Mehlwürmer zu vernaschen. Wogegen das Knabbern am Hähnchenflügel keinerlei Unbehagen auslöst.
Dem bewussten Verzehr von Insekten steht immer schon der unfreiwillige gegenüber: Denn auf sommerlichen Wanderpfaden, auf dem Sattel eines Fahrrads und nicht zuletzt bei offenem Mund im Schlafzimmer geraten Kriech- und Krabbeltiere gelegentlich in den Magen der Menschen. Ein alter, nicht belegter Mythos behauptet sogar, dass jeder Mensch durchschnittlich acht Spinnen pro Jahr verschluckt. Dagegen scheint die Vorstellung, eine knusprig gegrillte Grille mit Kartoffelsalat und Senf zu verspeisen, weit weniger unappetitlich. (nyf )