Gränzbote

Magenta soll Optimismus in die Wohnung bringen

Die Trendfarbe für 2023 ist ein lebhaftes Purpurrot – Was Experten von der Wahl dieses kräftigen Tons halten

- Von Simone Andrea Mayer

(dpa) - Magenta ist die Farbe des Jahres, zumindest wenn es nach dem Pantone-Institut geht. Ein starkes Purpurrot, das zweifellos ins Auge fällt. Aber ist es auch eine Farbe, zu der alle greifen werden? Wir haben deutsche Farbexpert­en gefragt, wie sie die Trendprogn­ose aus den USA bewerten und erklären die Hintergrün­de zur Farbwahl:

Warum soll Magenta 2023 angesagt sein?

Das Pantone-Institut hat dem Farbton mit der Kennung 181750 den Namen „Viva Magenta“gegeben und ihn zu seiner Trendfarbe des Jahres 2023 ernannt. Das Institut hat ein verbreitet­es Farbsystem für die Grafikund Druckindus­trie entwickelt und lässt jedes Jahr gesellscha­ftliche Entwicklun­gen von Trendscout­s analysiere­n. Magenta ist eine Farbe mit lebhaften Eigenschaf­ten, die für ein aktuelles Zeitgefühl stehen soll. Dieser Ton irgendwo zwischen knalligem Pink und leuchtende­m Rot, ist auch als Fuchsia bekannt. Er steht für ein neues Signal der Stärke, für Optimismus und Freude, so die Begründung von Pantone. Magenta sei mutig und furchtlos und symbolisie­re neu geschriebe­ne Geschichte. Der Farbton Magenta sei zwar naturverbu­nden, basiert er doch auf dem roten Pigment, das aus der Cochenille­schildlaus

gewonnen wird. Aber Magenta soll – wie schon das helle Lila als sein Vorgänger in 2022 – die physische und digitale Welt miteinande­r verbinden. Genauer gesagt nimmt Pantone Bezug auf neue interaktiv­e Welten wie das Metaversum. Das aber könnte ein Marketingt­rick sein: Denn Pantone hat eine Kooperatio­n zum Einbinden seiner Farbpalett­en in dieser noch vergleichs­weise leeren Onlinewelt. Daher witzelten etwa auch die Stilexpert­en der „New York Times“über die Wahl Magenta: „Die Farbe, nach der keiner fragte, für eine Welt, in der niemand lebt.“

Was sagen andere Farb- und Trendexper­ten zu der Wahl?

„Ich war etwas überrascht. Ich beobachte immer sehr genau die gesamte Farbenindu­strie, da ein Anstrich für das Interieur ein wichtiger Hintergrun­d ist“, sagt Farb- und Wohnexpert­in Hildegard Kalthegene­r. „Und zwar ganz gleich, wie man dekoriert und welche Möbel man davor setzt. Die Wandfarbe kann man schneller ändern als zum Beispiel eine teure Couch. Und im Bereich der hochwertig­en und langlebige­n Möbel gibt es eigentlich kaum etwas in Richtung Magenta.“Trotzdem kann Kalthegene­r die Wahl nachvollzi­ehen: „Es ist doch so, dass man nach drei CoronaJahr­en und trotz politische­r Krisen weiterlebe­n will und neue Highlights braucht“, sagt sie. „Nachdem wir eine

ewig lange Grauwelle hatten, ist ,Viva Magenta’ natürlich ein toller Blickfang in diesem Mix aus Asphalt-, Beton- und Marmorfarb­en um uns herum.“Aber sie ergänzt: „Trotzdem glaube ich nicht, dass die Farbe auf Top 1 der Rankings schießt.“

Auch Trendanaly­stin Gabriela Kaiser teilt mit: „Die Botschaft von Pantone hinter der Farbe ist gut. Nämlich eine Farbe zu wählen, die kraftvoll, stark und selbstbewu­sst ist.“Aber

auch sie ist überrascht von der Wahl genau dieses Tons. Zwar sehe auch Kaiser, dass strahlende­s Pink genauso wie starke Rottöne im Trend seien, „weil ich dem immer wieder begegne, aber da ist nicht wirklich ,Viva Magenta’ dabei“.

Werden wir Magenta trotzdem im Handel angeboten bekommen?

Zwar ist Pantone nur eine von vielen Firmen, die gesellscha­ftliche Entwicklun­gen analysiere­n und anhand der Ergebnisse eine Farbwahl für das Jahr treffen. Aber viele Designer und Firmen auf der ganzen Welt übernehmen in der Folge gerade die Pantone-Wahl gerne für ihre Produkte. Teils bringen sie Farbspecia­ls ihrer Produkte heraus: Kleidung, Taschen und Brillen, Vasen, Kissen und Trinkflasc­hen, aber auch große Möbel wie Sessel – und vieles, vieles mehr. Eine weltweite Werbemasch­inerie gerät in Gang, auch in Deutschlan­d. Doch die könnte kleiner ausfallen als in anderen Jahren. „Die meisten Produkte werden entweder richtig klassisch Rot oder aber eben Pink sein“, berichtet Gabriela Kaiser, die sich auch mit den Farbtrends für das nächste Jahr auseinande­rgesetzt und dafür viele Produkte für den deutschen Markt gesichtet hat. Ihre Prognose zu Magenta: „Genau diese Farbe werden wir in Deutschlan­d wohl wahrschein­lich nicht ganz so oft sehen – außer dass die eine oder andere Firma jetzt aufgrund der Verkündung noch ein Produkt daraufhin damit herstellt.“

Wie setze ich Magenta in der Einrichtun­g ein?

„Für mich ist es eindeutig eher eine Farbe für Akzente als für die Fläche“, sagt Hildegard Kalthegene­r. „Es wird keine Architektu­r in Magenta geben, es werden keine magentafar­bigen Fassaden auftauchen.“Und bei der Innenausst­attung eines Raumes werde man es nicht auf vier Wänden sehen. „Aber eine Wand in Magenta und das kombiniert mit Grau oder mit Beige, wenn es ein bisschen wärmer wirken soll – wunderbar!“

Welche Trendfarbe­n haben andere Institutio­nen ausgerufen?

Das Pantone-Expertengr­emium ist nicht das einzige, das Farbtrends analysiert und ausruft. Das Trendanaly­se-Unternehme­n WGSN hat für 2023 einen Lavendelto­n zur Farbe des Jahres gekürt, daneben ein starkes Pink-Rosa, Orange, Hellblau und Petrol als Schlüsself­arben. Das deutsche Pendant zu Pantone – RAL – hat in seinen Farbpalett­en für 2023 ebenfalls mehrere Violett- und Rosé-Töne sowie ein starkes Rosa. Daneben verschiede­n starke und schwache Grüntöne und Grau. Und die Trendexper­tinnen? Während Gabriela Kaiser eine breite Rot- und Pinkpalett­e im Trend sieht, hat Hildegard Kalthegene­r Rosé, Honig- und Senfgelb, Petrol sowie Pastelltön­e bei ihren Produktrec­herchen ausgemacht. „Und ich sehe nach wie vor, dass Beige und Grau weitergeht. Grau in allen Schattieru­ngen, auch das graugrüne Eukalyptus – das ist sehr populär“, so die Farbexpert­in. Auch das schon länger beliebte Puderrosa, ,Millenial Pink’ genannt. „Das wird nicht einfach weg sein und durch ,Viva Magenta’ ersetzt.“

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FOTO: DPA Einrichtun­gsexperten raten zu ein paar wenigen Stücken in Rot als Hingucker im Raum – beispielsw­eise eine Kommode.
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FOTO: ELIAS HASSOS/DPA Bewusst auf kräftiges Rot setzen: Zum Beispiel mit einem Daybed.
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FOTO: DPA/VILLEROY & BOCH Auch im Badezimmer kann man auf rot sehen.
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FOTOS: MANUELA MEYER/DPA Auch Accessoire­s wie Gläser schimmern rötlich.
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Bilder als Farbtupfer an der Wand.

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