Gold für Comeback-Könige
Hockey-Männer feiern den dritten Weltmeister-Titel
(dpa/SID) - Shootout-Held Jean-Paul Danneberg schlug sich auf die Brust und breitete die Arme aus – und seine Teamkollegen ließen sich nicht lange bitten. Die deutschen Hockey-Weltmeister stürzten sich auf ihren Gold-Keeper und begruben ihn nach einer weiteren Glanztat im spektakulären Final-Krimi unter sich. Nach einem dramatischen 5:4 im Penaltyschießen sind die Comeback-Könige nicht zuletzt dank Danneberg nach 17 Jahren zurück auf dem WM-Thron.
„Die letzten Wochen waren die besten meines Lebens“, sagte Niklas Wellen, der während des Turniers Vater geworden war und die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) mit seinem siebten Turniertreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 (29.) in Bhubaneswar zurück ins Spiel gebracht hatte: „Der Sieg heute ist Wahnsinn. Ich bin sprachlos.“Auch Kapitän Mats Grambusch fehlten beinahe die Worte für das lang ersehnte dritte WM-Gold nach 2002 und 2006: „Unglaublicher Scheiß.“Und Bundestrainer Andre Henning war einfach nur „unglaublich glücklich für diese wahnsinnige Mannschaft. Jetzt sind wir an der Spitze.“
Um 21.39 Uhr Ortszeit präsentierte Kapitän Mats Grambusch die lang ersehnte Trophäe, zu „We are the Champions“hüpften die Mitspieler auf dem Siegerpodest herum. Mit dem ersten großen Titel seit zehn Jahren sicherte sich die DHB-Auswahl bereits den dritten WM-Titel und liegt nun gemeinsam mit Australien und den Niederlanden knapp hinter Rekord-Weltmeister Pakistan (4).
Der Weg ins Endspiel war nichts für schwache Nerven. „Das war eine Teamleistung von uns. Dass wir dreimal in K.o.-Spielen zurückgekommen sind, ist kein Glück, sondern zeigt die Qualität, die Mentalität und Charakter dieses Teams“, befand Wellen nach den zuvor ebenfalls äußerst spannenden Spielen gegen England im Viertelfinale und Australien im Halbfinale. Das Selbstbewusstsein des Teams ist enorm. „Wir holen den Pott“, hatte Grambusch noch vor dem Finale versprochen, obwohl die Belgier seit Jahren eine sehr gute und erfahrene Mannschaft sind.
„Sie sind ein Weltklasseteam, sie haben so viel Qualität. Wir wussten, dass es ein großes Spiel werden würde. Dass wir es im Penaltyschießen gewinnen, ist verrückt“, sagte Wellen, der seinem Sohn nun wie angekündigt die Goldmedaille um den Hals hängen darf. „Sie waren die letzten Jahre so dominant, das schließt unsere Geschichte toll ab, dass wir sie im Finale schlagen konnten.“Wellen wurde zudem zum besten Spieler des Turniers gekürt. „Der Junge ist ein absolutes Phänomen. Er ist für mich derzeit der beste Hockeyspieler der Welt. Er hat uns durch das Turnier getragen“, sagte Mitspieler Moritz Trompertz.
Glückwünsche gab es unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz: „Das war eine beeindruckende Leistung! Gratulation an die Herren-Hockeynationalmannschaft zum Gewinn der Weltmeisterschaft“, schrieb der Politiker auf Twitter. Auch DHBPräsident Henning Fastrich war begeistert. „Ganz Hockey-Deutschland ist stolz auf dieses Team. Das ist die Comeback-Mannschaft aller Zeiten.“