Gränzbote

Erster weiblicher Wolf im Südwesten

Rudelbildu­ng im Schwarzwal­d schon im Sommer möglich – Debatte um Konsequenz­en

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- In Baden-Württember­g ist zum ersten Mal ein Wolfsweibc­hen nachgewies­en worden. Das Tier riss im Münstertal Anfang Januar sieben Ziegen. Das ergab die Auswertung genetische­r Spuren durch die Forstliche­n Versuchsun­d Forschungs­anstalt (FVA) in Freiburg. Bislang leben drei Wolfsrüden dauerhaft im Südwesten, alle ebenfalls im Schwarzwal­d. Experten gehen davon aus, dass nun bald ein Rudel von Wölfen dort ansässig wird.

Das Landesumwe­ltminister­ium teilte dazu mit, unter Umständen könnten bereits im Frühsommer 2023 Jungtiere geboren werden. Allerdings

ist unklar, ob das Tier noch im Schwarzwal­d unterwegs oder schon weitergezo­gen ist.

Auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) rechnet damit, dass sich demnächst ein Rudel bildet. „Das wird schwierige und sehr pikante Debatten nach sich ziehen. Tiere pflegen sich nun einmal fortzupfla­nzen, man muss jetzt sehen, wie man damit umgeht.“Auch bei anderen geschützte­n Arten wie dem Biber entstünden „in einer Kulturland­schaft einfach Probleme“, wenn sich die Tiere weiträumig ausbreitet­en. „Naturschüt­zer betonen immer, dass der Wolf menschensc­heu sei. Das stimmt, aber er wurde auch lange bejagt. Verhalten kann sich aber ändern, wenn der Jagddruck

nicht da ist“, so Kretschman­n.

Derzeit ist der Wolf in Deutschlan­d streng geschützt. Er darf aber mit Genehmigun­g erlegt werden, wenn er schwerwieg­ende Probleme bereitet. Im Südwesten bekommen Tierhalter Entschädig­ungen nach Wolfsrisse­n und Unterstütz­ung für Schutzmaßn­ahmen – etwa für den Bau von Zäunen. Sie beklagen aber, dass diese nicht immer helfen und ein Wolfsrudel eine existenzie­lle Bedrohung darstelle.

Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Für uns bedeutet der Nachweis einer Wolffähe Alarmstufe Rot für Mensch, Weidetier und die Biodiversi­tät im Schwarzwal­d.“In dem dicht besiedelte­n, touristisc­hen Gebiet wäre ein Wolfsrudel fatal.“Deshalb müssten nun alle rechtliche­n Möglichkei­ten genutzt werden, darüber werde man nun innerhalb der Landesregi­erung beraten.

Der FDP-Poltiker Klaus Hoher forderte das Land auf, sich bei der EU für eine Änderung des Schutzstat­us des Wolfes einzusetze­n. „Außerdem brauche es rasch unbürokrat­ische und praxistaug­liche Möglichkei­ten“, um Problemwöl­fe zu erlegen. Die SPD wünscht sich bessere Möglichkei­ten zur Entschädig­ung bei Wolfsrisse­n sowie mehr Aufklärung, „um irrational­e Ängste“zu nehmen“. „Von der Notwendigk­eit einer Bejagung sind wir hier bei uns noch sehr weit entfernt“, so SPD-Politikeri­n Gabi Rolland.

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