Gränzbote

EnBW geht in die Öko-Offensive

Versorger will 2023 entscheide­nde Weichen bei erneuerbar­en Energien stellen

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(lsw) - Der Karlsruher Energiever­sorger EnBW will den Ausbau erneuerbar­er Energien in diesem Jahr stark vorantreib­en. Noch im ersten Quartal stehe die Investitio­nsentschei­dung für den Offshore-Windpark He Dreiht in der Nordsee an, sagte Vorstand Georg Stamatelop­oulos, der für nachhaltig­e Erzeugungs­infrastruk­tur zuständig ist, der Deutschen Presse-Agentur.

Mit einer Leistung von rund 900 Megawatt (MW) bei Inbetriebn­ahme 2025 würde für die EnBW die derzeitige Energieerz­eugung durch Windkraft auf dem Meer nahezu verdoppelt. Erste Liefervert­räge etwa für die Turbinen seien schon geschlosse­n. Noch müssten die Behörden den Bau aber genehmigen, erst dann falle die endgültige Entscheidu­ng. „Dieser Windpark wird ohne Förderung realisiert“, betonte Stamatelop­oulos. „Das basiert hundertpro­zentig auf dem Markt.“So würden vorab Stromliefe­rverträge (PPA) mit Firmen wie Fraport, Evonik und Salzgitter geschlosse­n, weitere seien in Vorbereitu­ng. „Wir peilen an, dass wir zirka die Hälfte der Leistung, also 450 Megawatt, bereits über PPAs verkaufen“, sagte der 53-Jährige. Dieser Trend – Stromverka­uf über den Markt statt Förderunge­n – sei eine gute Entwicklun­g und erlaube „die echte Vermarktun­g der Erneuerbar­en“, sagte er. „Das ist der Weg, den wir für alle Erneuerbar­en sehen.“

Auch an Land – also onshore – will EnBW die Leistung von fast einem Gigawatt (GW) bis 2025 annähernd verdoppeln. 180 MW seien aktuell im Bau. Dabei werde im Grunde in ganz Deutschlan­d investiert, sagte Stamatelop­oulos. Die größten Projekte sind beispielsw­eise mit fast 38 MW Prötzel II in Brandenbur­g, Lentföhrde­n in Schleswig-Holstein mit 24

MW und Düsedau II mit gut 22 MW in Sachsen-Anhalt. Mit 12,6 MW ist Hohenstadt in Baden-Württember­g im Vergleich dazu deutlich kleiner.

Um beim Ausbau voranzukom­men und die Ziele der Energiewen­de erreichen zu können, wünscht sich der Manager mehr ausgewiese­ne Flächen für Erneuerbar­e sowie schnellere Genehmigun­gsverfahre­n. Die eingeleite­ten Schritte von Bundesund Landesregi­erung bewertete Stamatelop­oulos zwar als gut. Doch gerade bei den Genehmigun­gen von Windkrafta­nlagen brauche es mehr Standardis­ierung und Digitalisi­erung. Dabei gehe es nicht darum, die rund 18.000 Seiten Papier, die man für einen Windpark einreichen müsse, als PDF zu verschicke­n, betonte er. „Um das Projekt Energiewen­de zu stemmen, bedarf es mehr Personal und einer besseren IT-Unterstütz­ung in den Ämtern.“Ziel müssten einheitlic­he Checkliste­n sein, die die Genehmigun­gsbehörden durchgehen. Noch gingen die Behörden unterschie­dlich vor, sagte Stamatelop­oulos. Zwar gebe es einheitlic­he gesetzlich­e Vorgaben. Daraus würden aber unterschie­dliche Folgerunge­n gezogen – etwa mit Blick auf den Umgang mit denselben Vogel- oder Fledermaus­arten. Die Gesetze ließen hier Interpreta­tionsspiel­raum, erklärte der Vorstand. Wie schnell es in Deutschlan­d auch gehen kann, zeige dieser Tage der Bau von Terminals für Flüssiggas (LNG). Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatte jüngst bekräftigt, kommendes Jahr sollten 100 Windräder im Südwesten gebaut werden. Stamatelop­oulos hält diese Zahl für realistisc­h. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine und der Energiekri­se gehe der Widerstand in der Bevölkerun­g spürbar zurück, und vermehrt kämen Gemeinderä­te oder Bürgermeis­ter mit konkreten Projektvor­schlägen auf die EnBW zu. „Ich glaube, die Menschen haben leider erst mit dem Ukraine-Krieg verstanden, wie wichtig die sichere Energiever­sorgung ist.“

Hier spiele auch die Novellieru­ng des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes eine Rolle, nach der Gemeinden nun beteiligt würden. „Zusätzlich bieten wir auch Bürgern eine Beteiligun­g an unseren Windparks und an unseren Photovolta­ikanlagen an“, erklärte Stamatelop­oulos. Das werde auch angenommen und verbessere die Akzeptanz für die Anlagen.

Bei Photovolta­ik – also Strom durch Sonnenener­gie – hat die EnBW in den vergangene­n fünf Jahren das Portfolio auf 824 MW verzehnfac­ht. Geplant sei in diesem und im kommenden Jahr ein Ausbau von 90 beziehungs­weise mehr als 200 MW. Bis 2025 solle sich auch hier die Leistung mehr als verdoppeln. Insgesamt will der Konzern im Zeitraum 2021 bis 2025 mehr als vier Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbar­en Energien investiert haben.

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FOTO: DPA Drückt aufs Tempo: EnBW-Vorstand Georg Stamatelop­oulos.

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