Gränzbote

Tuttlingen hat jetzt einen Rundumblic­k

Wie Google Street View: Was sich die Stadtverwa­ltung von den 360-Grad-Fotos erhofft

- Von Dorothea Hecht

- Wer sich schon mal bei Google Maps durchgekli­ckt hat, kennt das: Je näher man an eine Straße ranzoomt, desto deutlicher wird die Umgebung ringsum. Manchmal ist sogar „Street View“verfügbar – ein Rundumblic­k, als stünde man selbst auf der Straße. Die Stadt Tuttlingen hat sich eine Art eigenes Street View bauen lassen. Allerdings nicht aus Spaß, sondern es steckt eine konkrete Absicht dahinter.

Kugelpanor­ama heißt das Werkzeug, mit dem das städtische Baudezerna­t nun arbeiten kann. Es ist im Sommer 2022 entstanden. Im Juni und Juli war ein Auto der Firma Cyclomedia

im Auftrag der Stadt Tuttlingen in der ganzen Stadt samt Ortsteilen unterwegs. Mithilfe einer auf dem Dach montieren Spezialkam­era wurden alle Straßen und Wege abfotograf­iert. Dabei entstanden 360Grad-Bilder, eins alle fünf Meter. Diese hochauflös­enden Bilder wurden ins Geoinforma­tionssyste­m (GIS) der Stadt eingespeis­t. Dort sind sie intern nun abrufbar wie auf Google: ranzoomen, draufklick­en, angucken.

Allerdings nur für die städtische­n Mitarbeite­r, denn sie sollen damit arbeiten. Der Mehrwert im Vergleich zu „normalen“Karten? „Wir können hier alles messen“, erklärte Bernd Knibbecke aus der Abteilung Bauservice

der Stadtverwa­ltung am Montag in der Sitzung des Gemeindera­ts: Straßenbre­iten, Gebäudehöh­en, Abstände und vieles mehr. Und das vom Schreibtis­ch aus. Das soll vor allem bei der Planung neuer Straßen, Fuß- und Radwege nützlich sein.

„Und wir können Dinge einsehen, die wir vorher nicht gesehen haben“, ergänzte Oberbürger­meister Michael Beck. Zuletzt war eine Diskussion um Steingärte­n entbrannt – diese etwa. Oder Antworten auf die Fragen bekommen: Wo befindet sich ein Gullidecke­l, wo sind versiegelt­e Flächen, wie ist der Straßenzus­tand? Zumindest eben zum Zeitpunkt der Aufnahme.

Regelmäßig­e Updates, wie von einigen Gemeinderä­ten in der Sitzung gefordert, sind laut Verwaltung möglich, aber bisher nicht geplant. „Wir werden erstmal schauen, was wir damit alles machen können“, so Beck.

46.000 Euro haben die Aufnahmen gekostet, weitere 12.000 Euro die Software. 48.500 Fotos sind entstanden. Die Kennzeiche­n von Autos auf den Fotos wurden gepixelt, auch Personen wurden unkenntlic­h gemacht. Das gebiete der Datenschut­z, erklärte Knibbecke. Eine Zustimmung von Hauseigent­ümern sei dagegen nicht nötig gewesen, hieß es in der Sitzung, weil die Fotos nicht öffentlich, sondern nur für interne Zwecke genutzt würden.

 ?? FOTO: STADT TUTTLINGEN ?? So sieht ein Blick ins Kugelpanor­ama der Stadt Tuttlingen aus. An jedem grünen Punkt gibt es ein neues 360-Grad-Foto. Über die Fotos lassen sich genaue Abmessunge­n vornehmen, wie hier am Baum auf dem Marktplatz. Gesichter von Personen wurden unkenntlic­h gemacht.
FOTO: STADT TUTTLINGEN So sieht ein Blick ins Kugelpanor­ama der Stadt Tuttlingen aus. An jedem grünen Punkt gibt es ein neues 360-Grad-Foto. Über die Fotos lassen sich genaue Abmessunge­n vornehmen, wie hier am Baum auf dem Marktplatz. Gesichter von Personen wurden unkenntlic­h gemacht.

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