Tuttlingen hat jetzt einen Rundumblick
Wie Google Street View: Was sich die Stadtverwaltung von den 360-Grad-Fotos erhofft
- Wer sich schon mal bei Google Maps durchgeklickt hat, kennt das: Je näher man an eine Straße ranzoomt, desto deutlicher wird die Umgebung ringsum. Manchmal ist sogar „Street View“verfügbar – ein Rundumblick, als stünde man selbst auf der Straße. Die Stadt Tuttlingen hat sich eine Art eigenes Street View bauen lassen. Allerdings nicht aus Spaß, sondern es steckt eine konkrete Absicht dahinter.
Kugelpanorama heißt das Werkzeug, mit dem das städtische Baudezernat nun arbeiten kann. Es ist im Sommer 2022 entstanden. Im Juni und Juli war ein Auto der Firma Cyclomedia
im Auftrag der Stadt Tuttlingen in der ganzen Stadt samt Ortsteilen unterwegs. Mithilfe einer auf dem Dach montieren Spezialkamera wurden alle Straßen und Wege abfotografiert. Dabei entstanden 360Grad-Bilder, eins alle fünf Meter. Diese hochauflösenden Bilder wurden ins Geoinformationssystem (GIS) der Stadt eingespeist. Dort sind sie intern nun abrufbar wie auf Google: ranzoomen, draufklicken, angucken.
Allerdings nur für die städtischen Mitarbeiter, denn sie sollen damit arbeiten. Der Mehrwert im Vergleich zu „normalen“Karten? „Wir können hier alles messen“, erklärte Bernd Knibbecke aus der Abteilung Bauservice
der Stadtverwaltung am Montag in der Sitzung des Gemeinderats: Straßenbreiten, Gebäudehöhen, Abstände und vieles mehr. Und das vom Schreibtisch aus. Das soll vor allem bei der Planung neuer Straßen, Fuß- und Radwege nützlich sein.
„Und wir können Dinge einsehen, die wir vorher nicht gesehen haben“, ergänzte Oberbürgermeister Michael Beck. Zuletzt war eine Diskussion um Steingärten entbrannt – diese etwa. Oder Antworten auf die Fragen bekommen: Wo befindet sich ein Gullideckel, wo sind versiegelte Flächen, wie ist der Straßenzustand? Zumindest eben zum Zeitpunkt der Aufnahme.
Regelmäßige Updates, wie von einigen Gemeinderäten in der Sitzung gefordert, sind laut Verwaltung möglich, aber bisher nicht geplant. „Wir werden erstmal schauen, was wir damit alles machen können“, so Beck.
46.000 Euro haben die Aufnahmen gekostet, weitere 12.000 Euro die Software. 48.500 Fotos sind entstanden. Die Kennzeichen von Autos auf den Fotos wurden gepixelt, auch Personen wurden unkenntlich gemacht. Das gebiete der Datenschutz, erklärte Knibbecke. Eine Zustimmung von Hauseigentümern sei dagegen nicht nötig gewesen, hieß es in der Sitzung, weil die Fotos nicht öffentlich, sondern nur für interne Zwecke genutzt würden.