Am Zebrastreifen fahren viele Autofahrer einfach weiter
Viele Nendinger Bürger beschweren sich darüber – Polizei sieht aktuell keinen Handlungsbedarf
- Autofahrer sollen die Zebrastreifen nicht mehr beachten und auch dann weiterfahren, wenn Fußgänger hinübergehen wollen. Dieses gefährliche Verhalten sprachen die Nendinger Ortschaftsrätin Heike Hauser und Ortsvorsteher Franz Schilling an. Beide hatten dazu Beschwerden der Bürger bekommen. Die Polizei sieht an den Fußgängerüberwegen in Nendingen aber keinen Handlungsbedarf.
Die Ortsdurchfahrt ist aufgrund der hohen Verkehrsbelastung ein Dauerthema in Nendingen. Eine Verkehrszählung registrierte rund 15.000 Fahrzeuge pro Tag. Damit die Fußgänger an mehreren Stellen die Möglichkeit haben, die Straße zu überqueren, ist neben der schon lange bestehenden Ampel bei der Schule und dem Fußgängerüberweg an der Haltestelle Anker vor rund zwei Jahren ein weiterer Zebrastreifen beim „Hirschen“installiert worden.
Ein sichereres Überqueren der Ortsdurchfahrt scheint dadurch allerdings nicht eingetreten zu sein. „Ich finde den Zebrastreifen eine gute Sache, aber die Autos halten nicht an. Erst kürzlich ist eine Frau angefahren worden“, sagte Rätin Heike Hauser in der jüngsten Ortschaftsratssitzung. Als sie mit ihrem Patenkind unterwegs war, habe sie lange stehenbleiben müssen, bis Autos angehalten haben, fügte sie an. Außerdem höre sie vermehrt Beschwerden aus der Bevölkerung, die sie ebenfalls auf diese gefährlichen Situationen hingewiesen hätten. Dem Ortsvorsteher ist die Situation bekannt, er hat ähnliche Erfahrungen beim Queren der Mühlheimer Straße gemacht. Eine Lösung, um zu erreichen, dass die Autos am Zebrastreifen tatsächlich anhalten, hatte Schilling
aber auch nicht parat.
Auf Nachfrage dieser Zeitung betont der Revierleiter der Polizei Tuttlingen Matthias Wörner, dass bei der Polizei keine Beschwerden dazu eingegangen seien. Auch stellten die beiden Zebrastreifen in Nendingen „kein gehäufter Unfallschwerpunkt“dar. Aber: „Wir haben immer mehr genervte Autofahrer, die bei Fußgängerüberwegen nicht mehr so sensibel gucken“, so der allgemeine Eindruck Wörners.
Fakt ist in solch einer Situation: „Wenn Fußgänger am Fußgängerüberweg erscheinen, müssen die
Fahrzeuglenker anhalten, um dem Fußgänger die Überquerung zu ermöglichen“, stellte der Polizist klar. Er betont aber auch: „Der Fußgänger muss vor dem Queren der Straße sicherstellen, dass ihn der Autofahrer auch gesehen hat.“Erst, wenn die Autos aus beiden Richtungen angehalten haben, sollte er über den Zebrastreifen gehen. Wörner: „Der Fußgänger sollte zudem zum Fahrer Blickkontakt suchen und bemerkbar machen, dass er die Straße überqueren möchte.“
Einen Appell richtet er auch an alle Fahrzeuglenker: „Sobald ein Fahrer erkennt, dass er sich einem Fußgängerüberweg nähert, sollte er zunächst die Geschwindigkeit reduzieren, aufmerksam schauen, ob Fußgänger am Zebrastreifen stehen oder sich diesem nähern. Falls ja, muss der Fahrer anhalten damit der Fußgänger die Straßen überqueren kann“. Einfach zuzufahren, ohne dem Fußgänger die Querung der Straße zu ermöglichen, ist eine Ordnungswidrigkeit, stellt Matthias Wörner klar.
Eine zusätzliche bauliche Maßnahme oder eine sonstige Aktion, um Auto- und Lastwagenfahrer noch deutlicher auf den Fußgängerüberweg hinzuweisen, ist aus Sicht der
Polizei in Nendingen nicht geplant. Schließlich wiesen bereits mehrere Schilder auf die Überwege hin.
Um die Situation in Nendingen zu verbessern, helfe es der Polizei, wenn sie Beschwerden direkt aus der Bevölkerung erhalten – und zwar so präzise wie möglich. „Wenn Personen bei uns anrufen, hat es meist auch die Erheblichkeit“, sagt er. Die Thematik in Nendingen habe aufgrund der fehlenden Beschwerden bei der Polizei somit „nicht den dringlichsten Handlungsbedarf“. Stellen die Beamten künftig vermehrt Beschwerden wegen dieser Gefahrensituation im Tuttlinger Stadtteil fest, müssten diese ausgewertet und entsprechende Handlungen ergriffen werden.
Wenn ein Fußgängerüberweg tatsächlich in einem Ort eine Gefahrenstelle darstelle, könne laut Wörner vor einem Zebrastreifen Tempo 30 angeordnet werden. Auch Kontrollmaßnahmen könnten zum gewünschten Erfolg führen, aber meist nur für den Zeitraum, in dem kontrolliert werde. „Nachhaltigkeit zu erzielen, gelingt in diesen Zeiten tatsächlich nur schwer und meist nur, wenn man an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer drankommt“, so der Revierleiter Wörner.