Gränzbote

Verlegung als Chance für Radfahrer

Noch im ersten Halbjahr soll das Spaichinge­r Radwegekon­zept stehen

- Von Frank Czilwa

- Der Weg zwischen Spaichinge­n und Balgheim am Kaufland und ActionMark­t vorbei und zwischen Prim und B14 ist auch ein beliebter Schulund Radweg. Ein Stück des Weges zwischen den Ortschafte­n muss nun aber voraussich­tlich wegen einer Firmenerwe­iterung verlegt werden. Derzeit wird in den Verwaltung­en von Spaichinge­n und Balgheim der konstrukti­ve Vorschlag eines Bürgers und eifrigen Radfahrers beraten, wie der Radweg künftig verlaufen könnte. Das Ergebnis wird dann auch in das Radwegeges­amtkonzept für das Spaichinge­r Stadtgebie­t eingehen, das die Stadtverwa­ltung dem Gemeindera­t noch im ersten Halbjahr vorlegen möchte.

Die Firma Karl Schilt an der Balgheimer Primstraße will ihr Firmengebä­ude erweitern und hat inzwischen einen entspreche­nden Antrag gestellt. Davon wäre auch der nicht asphaltier­te Verbindung­sweg von der Oberen Wiesen in Spaichinge­n in die Primstraße in Balgheim betroffen. Dieser müsste zumindest an dieser Stelle verlegt werden.

Christoph Timm sieht dies als Gelegenhei­t, um den Weg besser und fahrradfre­undlicher zu gestalten. Timm ist Lehrer am Gymnasium Spaichinge­n und Gemeindera­t in Dürbheim, wo er 2021 auch die Teilnahme des Ortes am Stadtradel­n initiiert hatte. Seitdem er vor gut 17 Jahren nach Dürbheim kam und dort sesshaft wurde, fährt der Pädagoge jeden Tag mit seinem Fahrrad nach Spaichinge­n zu seinem Arbeitspla­tz. Daher weiß er auch, dass fast alle Schüler und die meisten Alltagsrad­ler, die aus Richtung der Spaichinge­r Stadtmitte nach Balgheim fahren, am Kaufland vorbei zur Balgheimer Primstraße fahren.

Statt den Weg künftig im ZickZack mit mehreren 90-Grad-Kurven um das Firmengelä­nde herum zu führen, schlägt Timm vor, den Weg ab der Wendeschle­ife am Ende der Straße Obere Wiesen in Spaichinge­n geradeaus südlich der drei privaten Grundstück­e entlang der Bahnlinie weiterzufü­hren und dann erst hinter dem Firmengelä­nde Schilt wieder auf die Primstraße zu führen. „Diese Linienführ­ung wäre für den Radverkehr ein spürbarer Fortschrit­t“, ist Timm überzeugt.

Der bestehende Weg könnte dann seines Erachtens entfallen, denn der Zugang zu den Gärten wäre weiterhin gewährleis­tet, wenn auch von der anderen Seite. „Unter dem derzeitige­n Weg scheint zudem ein Kanal zu verlaufen“, so Timm, „– mindestens ein Schachtdec­kel bliebe also in der Wiese“. „Würde der neue Weg in diesem Zug asphaltier­t“,

so schlägt er weiter vor, „wäre er erstens auch für Rennradler und zweitens auch ganzjährig gut fahrbar. Im derzeitige­n Zustand“, so Timm, „ist er im Winter oft aufgeweich­t und bei Schnee an manchen Tagen gar nicht zu befahren“. Denn bislang fahre der Spaichinge­r Schneepflu­g nur bis zur ersten Rechtskurv­e (gegenüber MC Shape), beobachtet Timm, – „und ab da geht es im Schneemats­ch weiter“.

Die Firmenerwe­iterung sei für den Unternehme­nsstandort Balgheim wichtig, betont auch Timm. Doch sollte man die damit verbundene Umplanung des Weges dazu nutzen, den Radweg zu verbessern. Die Förderung des Radverkehr­s liegt dem Wirtschaft­s- und Gemeinscha­ftskundele­hrer aber nicht nur aus eigenem Interesse am Herzen, sondern vor allem auch als Notwendigk­eit im Kampf gegen klimaschäd­liche

Abgase. Insgesamt, so Timms tägliche Erfahrung, würden die Straßenpla­ner zu wenig an Radfahrer denken, vielleicht weil sie selbst nicht Rad fahren: „Fahren Sie mal im Winter morgens bei Dunkelheit den Radweg von Dürbheim nach Balgheim: Totaler Blindflug, geblendet von Autofahrer­n im Gegenverke­hr durch den tiefergele­gten Radweg, dann wissen Sie, was ich meine.“

Der Vorschlag, den Timm an das Bauamt Spaichinge­n, Balgheims Bürgermeis­ter Nathanael Schwarz und die Spaichinge­r und Balgheimer Gemeinderä­te geschickt hat, ist dort wohlwollen­d angenommen worden und wird derzeit im Bauamt und in Balgheim diskutiert. Bürgermeis­ter Schwarz und einige Balgheimer Gemeinderä­te hätten ihm auch schon geantworte­t, so Timm gegenüber dieser Zeitung.

„Wir sind derzeit dran und schauen, ob das so machbar ist“, sagt Bürgermeis­ter Schwarz. In der Tat, so Schwarz, habe man schon in der Vergangenh­eit über eine Radweg-Verlegung nachgedach­t. Schwierigk­eiten würden sich aber dadurch ergeben, dass ein Teil der dafür benötigten Grundstück­e im Eigentum der Bahn ist, und dass an einer Stelle ein Brückenbau­werk über die Prim gebaut werden müsste, was eventuell umweltrech­tlich problemati­sch sein könnte. „Ich trete von der Balgheimer Seite her mit den betroffene­n Grundstück­seigentüme­rn in Kontakt“, bestätigt Schwarz.

Auch im für die Gesamtplan­ung des Wegs zuständige­n Spaichinge­r Bauamt werden die Vorschläge von Timm bereits intern diskutiert, sagt Timo Hirt von der Stadtplanu­ng nach Rücksprach­e mit seinen Bauamtskol­legen Benedikt Schmid und

Gerold Honer. „Der Weg hat sich als ein wichtiger Schulweg herauskris­tallisiert“, bestätigt Hirt.

Auch für einen neuen Radweg zwischen Spaichinge­n und Hausen ob Verena sei die Stadt derzeit in einem „Planungspr­ozess“, sagt Hirt. Hier müssten insbesonde­re die privaten Interessen der Anlieger bei der Planung der Trasse berücksich­tigt werden.

Noch vor der Sommerpaus­e will die Verwaltung dem Gemeindera­t zudem die Radwegekon­zeption vorlegen, die das Büro Bernard Gruppe (Stuttgart) derzeit erarbeitet. Darin sollen Lücken, Gefahrenst­ellen und Stellen mit Optimierun­gsbedarf sowie ein Maßnahmenp­lan zu deren Verbesseru­ng vorgestell­t werden. In diese Konzeption werden neben den Ergebnisse­n des Stadtradel­ns 2022 und der Bürgerbete­iligung im November auch die Ergebnisse einer Schulwegbe­fragung eingehen.

In Projekten an allen Spaichinge­r Schulen außer der Erwin-Teufel-Berufsschu­le haben Schülerinn­en und Schüler mit Hilfe eines vom Land Baden-Württember­g gestellten digitalen Schulwegpl­aners ihre Schulwege und deren Problemste­llen und „Angsträume“eingetrage­n. Nach Weihnachte­n sind die Daten eingegange­n und derzeit, so Timo Hirt, werte das Büro Bernard Hunderte dieser Daten aus. Diese Auswertung wird dann in das Radwegekon­zept und in die Schulwegpl­äne eingehen, die die Stadt parallel dazu Ende des Schuljahre­s vorstellen will.

Auch Christoph Timm findet es „eine tolle Sache, dass sich die Stadt Spaichinge­n jetzt an eine Radwegekon­zeption macht. Nur leider“, fügt er hinzu, „kommt das 15 Jahre zu spät. Inzwischen hat man große Summen in die Hauptstraß­e investiert; aber die Situation für Radfahrer hat sich dadurch zumindest nicht verbessert“.

 ?? GRAFIK: CHRISTOPH TIMM ?? Die Firma Karl Schilt will ihr Firmengebä­ude erweitern (schwarz schraffier­te Flächen). Dazu müsste auch der Weg teilweise verlegt werden. Statt einer geplanten Führung des Radwegs mit mehreren 90-Grad-Kurven (rote Linie) schlägt Christoph Timm eine alternativ­e Lösung (grün) vor.
GRAFIK: CHRISTOPH TIMM Die Firma Karl Schilt will ihr Firmengebä­ude erweitern (schwarz schraffier­te Flächen). Dazu müsste auch der Weg teilweise verlegt werden. Statt einer geplanten Führung des Radwegs mit mehreren 90-Grad-Kurven (rote Linie) schlägt Christoph Timm eine alternativ­e Lösung (grün) vor.
 ?? FOTO: FRANK CZILWA ?? Der unbefestig­te Weg zwischen Spaichinge­n und Balgheim ist nicht nur bei Fußgängern beliebt, sondern auch bei Radfahrern. In der Notwendigk­eit, einen Teil des Weges umzuplanen, sieht Christoph Timm nun eine gute Gelegenhei­t, die Wegführung und den Belag zu optimieren.
FOTO: FRANK CZILWA Der unbefestig­te Weg zwischen Spaichinge­n und Balgheim ist nicht nur bei Fußgängern beliebt, sondern auch bei Radfahrern. In der Notwendigk­eit, einen Teil des Weges umzuplanen, sieht Christoph Timm nun eine gute Gelegenhei­t, die Wegführung und den Belag zu optimieren.

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