Verlegung als Chance für Radfahrer
Noch im ersten Halbjahr soll das Spaichinger Radwegekonzept stehen
- Der Weg zwischen Spaichingen und Balgheim am Kaufland und ActionMarkt vorbei und zwischen Prim und B14 ist auch ein beliebter Schulund Radweg. Ein Stück des Weges zwischen den Ortschaften muss nun aber voraussichtlich wegen einer Firmenerweiterung verlegt werden. Derzeit wird in den Verwaltungen von Spaichingen und Balgheim der konstruktive Vorschlag eines Bürgers und eifrigen Radfahrers beraten, wie der Radweg künftig verlaufen könnte. Das Ergebnis wird dann auch in das Radwegegesamtkonzept für das Spaichinger Stadtgebiet eingehen, das die Stadtverwaltung dem Gemeinderat noch im ersten Halbjahr vorlegen möchte.
Die Firma Karl Schilt an der Balgheimer Primstraße will ihr Firmengebäude erweitern und hat inzwischen einen entsprechenden Antrag gestellt. Davon wäre auch der nicht asphaltierte Verbindungsweg von der Oberen Wiesen in Spaichingen in die Primstraße in Balgheim betroffen. Dieser müsste zumindest an dieser Stelle verlegt werden.
Christoph Timm sieht dies als Gelegenheit, um den Weg besser und fahrradfreundlicher zu gestalten. Timm ist Lehrer am Gymnasium Spaichingen und Gemeinderat in Dürbheim, wo er 2021 auch die Teilnahme des Ortes am Stadtradeln initiiert hatte. Seitdem er vor gut 17 Jahren nach Dürbheim kam und dort sesshaft wurde, fährt der Pädagoge jeden Tag mit seinem Fahrrad nach Spaichingen zu seinem Arbeitsplatz. Daher weiß er auch, dass fast alle Schüler und die meisten Alltagsradler, die aus Richtung der Spaichinger Stadtmitte nach Balgheim fahren, am Kaufland vorbei zur Balgheimer Primstraße fahren.
Statt den Weg künftig im ZickZack mit mehreren 90-Grad-Kurven um das Firmengelände herum zu führen, schlägt Timm vor, den Weg ab der Wendeschleife am Ende der Straße Obere Wiesen in Spaichingen geradeaus südlich der drei privaten Grundstücke entlang der Bahnlinie weiterzuführen und dann erst hinter dem Firmengelände Schilt wieder auf die Primstraße zu führen. „Diese Linienführung wäre für den Radverkehr ein spürbarer Fortschritt“, ist Timm überzeugt.
Der bestehende Weg könnte dann seines Erachtens entfallen, denn der Zugang zu den Gärten wäre weiterhin gewährleistet, wenn auch von der anderen Seite. „Unter dem derzeitigen Weg scheint zudem ein Kanal zu verlaufen“, so Timm, „– mindestens ein Schachtdeckel bliebe also in der Wiese“. „Würde der neue Weg in diesem Zug asphaltiert“,
so schlägt er weiter vor, „wäre er erstens auch für Rennradler und zweitens auch ganzjährig gut fahrbar. Im derzeitigen Zustand“, so Timm, „ist er im Winter oft aufgeweicht und bei Schnee an manchen Tagen gar nicht zu befahren“. Denn bislang fahre der Spaichinger Schneepflug nur bis zur ersten Rechtskurve (gegenüber MC Shape), beobachtet Timm, – „und ab da geht es im Schneematsch weiter“.
Die Firmenerweiterung sei für den Unternehmensstandort Balgheim wichtig, betont auch Timm. Doch sollte man die damit verbundene Umplanung des Weges dazu nutzen, den Radweg zu verbessern. Die Förderung des Radverkehrs liegt dem Wirtschafts- und Gemeinschaftskundelehrer aber nicht nur aus eigenem Interesse am Herzen, sondern vor allem auch als Notwendigkeit im Kampf gegen klimaschädliche
Abgase. Insgesamt, so Timms tägliche Erfahrung, würden die Straßenplaner zu wenig an Radfahrer denken, vielleicht weil sie selbst nicht Rad fahren: „Fahren Sie mal im Winter morgens bei Dunkelheit den Radweg von Dürbheim nach Balgheim: Totaler Blindflug, geblendet von Autofahrern im Gegenverkehr durch den tiefergelegten Radweg, dann wissen Sie, was ich meine.“
Der Vorschlag, den Timm an das Bauamt Spaichingen, Balgheims Bürgermeister Nathanael Schwarz und die Spaichinger und Balgheimer Gemeinderäte geschickt hat, ist dort wohlwollend angenommen worden und wird derzeit im Bauamt und in Balgheim diskutiert. Bürgermeister Schwarz und einige Balgheimer Gemeinderäte hätten ihm auch schon geantwortet, so Timm gegenüber dieser Zeitung.
„Wir sind derzeit dran und schauen, ob das so machbar ist“, sagt Bürgermeister Schwarz. In der Tat, so Schwarz, habe man schon in der Vergangenheit über eine Radweg-Verlegung nachgedacht. Schwierigkeiten würden sich aber dadurch ergeben, dass ein Teil der dafür benötigten Grundstücke im Eigentum der Bahn ist, und dass an einer Stelle ein Brückenbauwerk über die Prim gebaut werden müsste, was eventuell umweltrechtlich problematisch sein könnte. „Ich trete von der Balgheimer Seite her mit den betroffenen Grundstückseigentümern in Kontakt“, bestätigt Schwarz.
Auch im für die Gesamtplanung des Wegs zuständigen Spaichinger Bauamt werden die Vorschläge von Timm bereits intern diskutiert, sagt Timo Hirt von der Stadtplanung nach Rücksprache mit seinen Bauamtskollegen Benedikt Schmid und
Gerold Honer. „Der Weg hat sich als ein wichtiger Schulweg herauskristallisiert“, bestätigt Hirt.
Auch für einen neuen Radweg zwischen Spaichingen und Hausen ob Verena sei die Stadt derzeit in einem „Planungsprozess“, sagt Hirt. Hier müssten insbesondere die privaten Interessen der Anlieger bei der Planung der Trasse berücksichtigt werden.
Noch vor der Sommerpause will die Verwaltung dem Gemeinderat zudem die Radwegekonzeption vorlegen, die das Büro Bernard Gruppe (Stuttgart) derzeit erarbeitet. Darin sollen Lücken, Gefahrenstellen und Stellen mit Optimierungsbedarf sowie ein Maßnahmenplan zu deren Verbesserung vorgestellt werden. In diese Konzeption werden neben den Ergebnissen des Stadtradelns 2022 und der Bürgerbeteiligung im November auch die Ergebnisse einer Schulwegbefragung eingehen.
In Projekten an allen Spaichinger Schulen außer der Erwin-Teufel-Berufsschule haben Schülerinnen und Schüler mit Hilfe eines vom Land Baden-Württemberg gestellten digitalen Schulwegplaners ihre Schulwege und deren Problemstellen und „Angsträume“eingetragen. Nach Weihnachten sind die Daten eingegangen und derzeit, so Timo Hirt, werte das Büro Bernard Hunderte dieser Daten aus. Diese Auswertung wird dann in das Radwegekonzept und in die Schulwegpläne eingehen, die die Stadt parallel dazu Ende des Schuljahres vorstellen will.
Auch Christoph Timm findet es „eine tolle Sache, dass sich die Stadt Spaichingen jetzt an eine Radwegekonzeption macht. Nur leider“, fügt er hinzu, „kommt das 15 Jahre zu spät. Inzwischen hat man große Summen in die Hauptstraße investiert; aber die Situation für Radfahrer hat sich dadurch zumindest nicht verbessert“.