Gränzbote

VfB-Sieg trotz Slapstick-Eigentor

Stuttgarte­r fabriziere­n unrühmlich­en Rekord und schaffen gegen Paderborn doch die Wende

- Von Holger Schmidt

(dpa) - Trainer Bruno Labbadia herzte nach dem ersten Sieg seit seiner VfB-Rückkehr jeden, den er in die Arme bekommen konnte. Derweil stapfte Paderborns Coach Lukas Kwasniok wütend über die seiner Meinung nach überlange Nachspielz­eit auf Schiedsric­hter Daniel Schlager zu. Nachdem der VfB Stuttgart in der fünften Minute der Nachspielz­eit den Pokal-Fight beim Zweitligis­ten SC Paderborn mit 2:1 (0:1) für sich entschiede­n hatten, wurde es hochemotio­nal.

Trotz eines frühen Slapstick-Eigentors von Konstantin­os Mavropanos erreichte der VfB Stuttgart erstmals seit sieben Jahren wieder das Viertelfin­ale des DFB-Pokals. Dank der späten Treffer von Gil Días (86.), und Serhou Guirassy (90.+5) setzte sich der Tabellen-15. der Bundesliga mit einem Endspurt beim ZweitligaF­ünften SC Paderborn durch.

„Wir haben immer daran geglaubt“, kommentier­te Stuttgarts Sportdirek­tor Fabian Wohlgemuth, der bis vor wenigen Wochen noch für Paderborn tätig war. „Wir hatten im ganzen Spiel das Übergewich­t, und wir hatten die Gier“, sagte er. Paderborn verpasste dadurch im sechsten Anlauf den dritten Einzug ins Viertelfin­ale. „Das ist bitter“, kommentier­te Paderborns Torhüter Jannik Huth: „Bis zur 86. Minute haben wir gut verteidigt. Stuttgart hatte wenig gute Torchancen.“Paderborns Kapitän Ron Schallenbe­rg sagte mit gequälter Miene: „Besser nach 90 Minuten verlieren als nach 120.“

Das Spiel fing kurios an, war gerade drei Minuten und eine Sekunde alt, da jubelten die Paderborne­r schon, ohne dass sie selbst etwas für den Treffer tun mussten: Torhüter Florian Müller hatte sich für einen Rückpass angeboten, doch der mit einem Pflaster über dem linken Auge spielende Mavropanos schoss von der Seitenlini­e ohne zu schauen und derart fest nach hinten, dass Müller nicht mehr herankam. „Das war ein

denkwürdig­er Auftakt“, sagte Wohlgemuth: „Ein echter Nackenschl­ag. Konstantin­os wird davon noch seinen Enkeln erzählen.“

Die Rückgabe aus 48 Metern ins eigene Tor ist laut DFB das Pokal-Eigentor aus der weitesten Entfernung.

Labbadia schaute erst ungläubig und regungslos drein, dann stieß er einen Fluch aus. Die Rollen waren fortan klar verteilt. Der Bundesligi­st hatte, angetriebe­n vom unermüdlic­hen Kapitän Wataru Endo, fast die komplette Zeit über den Ball und rannte an.

Die defensiv schon in der Grundforma­tion mit einer Fünferkett­e angetreten­en Paderborne­r, warfen sich in jeden Ball und lauerten auf Konter. 8:0 Torschüsse waren bis zur Pause für den VfB notiert und 70 Prozent Ballbesitz – doch es stand 0:1. Labbadia legte personell alles nach, was er hatte: Zur Pause brachte er den erst drei Tage zuvor von Union Berlin verpflicht­eten Genki Haraguchi. Doch das Anrennen seines Teams blieb uninspirie­rt und ideenlos. Erst als Gil Dias hereinkam, wurde es anders. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechsel­ung traf der Portugiese ins Tor. Und für Paderborn gab es noch eine Enttäuschu­ng: Guirassy erzielte nach einer Ecke per Kopf spät den Siegtreffe­r.

Daher konnte Trainer Labbadia den Spielverla­uf samt Eigentor sogar mit Humor nehmen: „Wir haben heute drei Tore gemacht. Das zeigt, dass wir torgefährl­ich sind.“

 ?? FOTO: DAVID INDERLIED/DPA ?? Ein rekordverd­ächtiges Eigentor durch Konstantin­os Mavropanos (re.), ein traumhafte­r Einstand des Neuzugangs – und am Ende der erste Sieg unter Bruno Labbadia: Der VfB Stuttgart steht im Viertelfin­ale des DFB-Pokals.
FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Ein rekordverd­ächtiges Eigentor durch Konstantin­os Mavropanos (re.), ein traumhafte­r Einstand des Neuzugangs – und am Ende der erste Sieg unter Bruno Labbadia: Der VfB Stuttgart steht im Viertelfin­ale des DFB-Pokals.

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