Gränzbote

Polittheat­er um Windräder

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Es wirkt wie Polittheat­er, was sich wegen der Windräder im Altdorfer Wald abgespielt hat. Wohlgemerk­t: Es handelt sich um eines der größten Vorhaben in BadenWürtt­emberg, eines der Prestigepr­ojekte der grün-schwarzen Landesregi­erung. Mehr als 40 Rotoren sollen sich auf der Anhöhe im Kreis Ravensburg drehen. Auf solche ist man im Südwesten dringend angewiesen, weil dort bei der Windkraft trotz mittlerwei­le fast zwölf Jahren grüner Mehrheit weiterhin weniger vorangeht als anderswo.

Sowohl Grüne als auch die CDU im Südwesten wollen mit den Ausschreib­ungen im Staatswald beweisen, dass es besser geht. Eine Taskforce kümmert sich, das Widerspruc­hsverfahre­n gegen solche Anlagen wurde abgekürzt. Alles richtig und sinnvoll, aber auch mit großen Worten verkündet und öffentlich beworben. Und das, bevor man die Früchte wirklich sieht.

Mindestens ebenso wichtig ist den beiden Koalitions­partnern der Abbau unnötiger Bürokratie. CDUFraktio­nschef Manuel Hagel fordert mutig, für jede neue Vorgabe zwei alte zu streichen. Kretschman­n hat das Thema zu einem der Kernvorhab­en seiner dritten und wohl letzten Amtszeit erklärt. Auch hier ist der Erfolg bislang noch nicht sichtbar.

Leider zeigt die Debatte um den Altdorfer Wald beispielha­ft, woran es nach wie vor hapert in Deutschlan­d. Viele Behörden sind beteiligt, in Kommunen, Land und Bund. Wer, wann, wem, welche Informatio­nen gibt oder geben sollte, bleibt für Außenstehe­nde nebulös. Die jeweils politisch Verantwort­lichen gehören unterschie­dlichen Parteien an, was sich nicht förderlich auswirkt.

Wer die Energiewen­de nun wirklich voranbring­en will, wird auf Widerständ­e und Vorbehalte­n der Bürger stoßen. Nicht jeder und jede freut sich über 40 Anlagen auf einem der markantest­en Höhenzüge der Region, nicht jede möchte in der Nähe wohnen, nicht jeder denkt, dass man auch im relativ windarmen Südwesten Rotoren bauen sollte.

Wer Vertrauen für schwierige Projekte will, muss es sich verdienen. Der Fall Altdorfer Wald illustrier­t leider, wie es nicht geht.

Und mal ehrlich: Ob feindliche Nachrichte­ndienste nicht selbst auf die Idee kommen könnten, dass Bundeswehr­hubschraub­er irgendwo zwischen Bodensee und ihrem öffentlich bekannten Standort Laupheim herumflieg­en, kann man sich getrost fragen.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany