Gränzbote

Klimaklebe­r wegen Fernflügen in der Kritik

Statt vor Gericht zu erscheinen, fliegt ein Aktivist nach Thailand – Klimaschut­zbewegung verteidigt ihn

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(dpa) - In der Debatte um zwei Klimaschüt­zer, die wegen einer Fernreise mit dem Flugzeug nach Asien in der Kritik stehen, beklagt die Klimaschut­zbewegung Letzte Generation ihrerseits Doppelmora­l. Man könne nachvollzi­ehen, dass es negative Gefühle auslöse, wenn Protestier­ende der Letzten Generation in ein Flugzeug stiegen, teilte die Organisati­on am Donnerstag mit. Doch es sei auch Doppelmora­l, etwa als „Klimakanzl­er“den Ort Lützerath abzubagger­n. Aus der Politik kamen teils scharfe Kritik und Spott in Richtung der Aktivisten.

Ausgelöst hatte die Debatte ein Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach zwei Klima-Aktivisten in Stuttgart vor Gericht erscheinen hätten sollen.

Der Mann soll im vergangene­n Herbst gemeinsam mit weiteren Aktivisten in Stuttgart eine Bundesstra­ße blockiert und sich dort festgekleb­t haben. Er hätte sich vor dem Amtsgerich­t wegen Nötigung verantwort­en müssen. Die Frau war als Zeugin geladen.

Statt zu erscheinen, seien sie nach Bali geflogen und hätten dadurch rund 7,9 Tonnen Kohlendiox­id verursacht, rechnete die „Bild“-Zeitung vor. In den sozialen Medien war daraufhin eine Diskussion entbrannt. Auch einzelne Politiker hatten sich kritisch zu Wort gemeldet. Vielfach wurde die Haltung der Aktivisten angesichts ihrer wiederholt­en Straßenund Flughafen-Blockaden als „heuchleris­ch“bezeichnet.

Die beiden seien nicht nach Bali, sondern nach Thailand geflogen, um dort „viele Monate zu bleiben“, hieß es bei der Letzten Generation. Ihr Fernbleibe­n sei mit dem Gericht abgesproch­en worden. Das zuständige Amtsgerich­t bestätigte zwar, dass die Betreffend­en vor dem Verhandlun­gstermin mitgeteilt hätten, nicht erscheinen zu können. Der Richter habe sie aber dennoch nicht von ihrer Verpflicht­ung entbunden. Während auf die Aussage der Zeugin verzichtet werden könne, erhalte der Angeklagte nun einen Strafbefeh­l.

Die Organisati­on Letzte Generation verteidigt­e die Fernreise der beiden: Individuel­les Verhalten sei nicht unwichtig, im Gegenteil, hieß es in der Mitteilung der Klima-Aktivisten. Sich politisch gegen den Klimakolla­ps zu engagieren und dabei das eigene Leben umzustelle­n, gehe oft Hand in Hand. Allerdings sei solch eine Lebensumst­ellung keine Voraussetz­ung für den Protest.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Ein Demonstran­t, der in Stuttgart eine Bundesstra­ße blockiert und sich dort festgekleb­t haben soll, ist nach Thailand geflogen: Die Folge ist harsche Kritik

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