Gränzbote

EU würde sich selbst schaden

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Es ist durchaus verständli­ch, dass der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einen schnellen Beitritt seines Landes zur EU drängt. In den vergangene­n Monaten hat er so oft gehört, dass die Ukrainer nicht nur ihre Heimat, sondern die Demokratie und Freiheit Europas verteidigt­en – auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat dies betont. Daraus den Schluss zu ziehen, dass man bald ein Teil dessen sein kann, was man verteidigt hat, ist naheliegen­d. Doch so schnell wird das nicht passieren, zumindest nicht bis zum Jahr 2025.

Trotz aller wohlwollen­den Worte aus Brüssel ist nicht damit zu rechnen, dass die Europäisch­e Kommission mit Blick auf den Beitrittsk­andidaten Ukraine beide Augen zudrückt. Das ist auch richtig so. Der EUBeitritt eines Landes kann nicht als eine Art Belohnung für erlittene Kriegsopfe­r vergeben werden. Er setzt voraus, dass rechtsstaa­tliche und demokratis­che Kriterien erfüllt werden – und nicht die Korruption das politische und wirtschaft­liche Geschehen in einem Land bestimmt. Die Europäisch­e Union würde sich nur selbst schaden, säße ein weiteres Land mit am Tisch der Entscheide­r, in dem die Rechtstaat­lichkeit ein Problem ist. Das wird Brüssel trotz aller Solidaritä­tsadressen auf offener Bühne vermeiden.

Was die Ukraine allerdings erwarten kann, sind konkrete Hilfen der Europäisch­en Union, um im Krieg gegen Russland weiterhin bestehen zu können. Dazu gehört natürlich die militärisc­he Unterstütz­ung, aber auch Geld für die Infrastruk­tur und den Wiederaufb­au des Landes.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany