Der Bus kommt per App oder Anruf
Der Kreis Tuttlingen will 2024 in Randzeiten auf ein Rufbussystem umsteigen
- Der Rufbus kommt: Ab Mitte 2024 fahren Busse im Kreis Tuttlingen in Nachtund Randzeiten nur noch „on demand“, das heißt „auf Anforderung“. Konkret: montags bis freitags jeweils von 21 bis 24 Uhr sowie sonn- und feiertags von 7 bis 24 Uhr. Über den Samstag ist noch nicht entschieden.
Der Kreistagsausschuss für Mobilität und Verkehr hat dem Einstieg des Landkreises in das „On-DemandSystem“am Mittwoch zugestimmt, der Kreistag dürfte das Mitte Februar bestätigen.
Als Grundlage will der Landkreis vier Kleinbusse mit je acht Fahrgastplätzen und vier größere Fahrzeuge mit je bis zu 18 Plätzen anschaffen.
Das ganze System soll an einen einzigen Bieter gehen, der nicht nur die Busse betreibt, sondern auch die Buchungszentrale – das Landratsamt legt Wert auf einen einzelnen Ansprechpartner. Die Buchung der Rufbusse erfolgt über drei Wege: über eine App, eine Website und über eine Telefonzentrale für Menschen ohne Internetzugang oder ohne Smartphone. Allerdings werden die Anrufe in diesem Callcenter kostenpflichtig.
Das On-Demand-System gilt im gesamten Landkreis Tuttlingen, ausgenommen ist die Stadt Tuttlingen. Genauer: Innerstädtische Fahrten sind ausgeschlossen, Fahrten aus der Kreisstadt in andere Gemeinden oder umgekehrt sind jedoch möglich. Über weitergehende Kooperationen
laufen noch Gespräche zwischen Landratsamt und Rathaus.
Eine Prognose, wie ein RufbusSystem angenommen wird, lässt sich nur schwer erstellen. Zwar rechnet die Kreisverwaltung mit einer guten Akzeptanz; andererseits geht sie aber davon aus, dass es im ÖPNVAlltag aufgrund der weiten Strecken und großen ländlichen Flächen im Kreis relativ lange dauern kann, bis ein Bus auf Bestellung auch vor Ort ist.
Das Land fördert das Projekt mit 862 000 Euro. Die Kosten oder mögliche Einsparungen für den Kreis sind schwer zu kalkulieren – sie hängen von den Fahrgastzahlen ab. Grundsätzlich geht das Landratsamt aber davon aus, dass Verkaufs- und Fahrgastzahlen sich positiv entwickeln: Der ÖPNV im Landkreis erfreue sich einer „spürbar wachsenden Nachfrage“, hieß es in der Sitzung.
Eine Signalwirkung sieht man rückblickend im Neun-Euro-Ticket.
Das On-Demand-System und sein Erfolg hängen von weiteren Faktoren ab, die nicht innerhalb des Landkreises entschieden werden. Da spielt die Verknüpfung mit dem Linienbusund dem Bahnverkehr genauso eine Rolle wie die bevorstehende Einführung des 49-Euro-Tickets oder das soeben erst angelaufene 1-Euro-Ticket in Tuttlingen.
Die Rufbusse sollen ein Experiment sein. Deshalb legen alle Beteiligten Wert darauf, dass regelmäßig Zahlen und Daten erhoben werden, um das Modell zu kontrollieren.