Gränzbote

Vom Friseurmei­ster zum Teddymache­r

Bruno Heckenberg­er nimmt mit den Plüschtier­en an internatio­nalen Wettbewerb­en teil

- Von Lisa Klebaum

- Wie viele Teddybären Bruno Heckenberg­er in den vergangene­n Jahren schon genäht hat, weiß er heute gar nicht mehr so genau. Der Tuttlinger stellt die Plüschfigu­ren selbst her - für Freunde, Familie und für Wettbewerb­e. Aktuell läuft die Bewerbung für den „Golden George“, quasi der Oscar für die Teddymache­r.

Holzwolle, Schafwolle, Baumwolle, Glasaugen oder Bänder für Schleifen. Das und vieles mehr findet man in Bruno Heckenberg­ers Arbeitszim­mer. Dort hat er in den vergangene­n Jahren bereits zahlreiche Teddybären hergestell­t. Seine Leidenscha­ft dafür begann 2011 in der Reha. „Damals hat ein Ehepaar dort einen Teddy-Kurs gegeben“, erinnert sich der Tuttlinger.

Der Bär, den er in dem Kurs hergestell­t hatte und mit dem quasi alles begann, sitzt bis heute auf seinem Sofa in Tuttlingen. „Wenn ich ehrlich bin, ist er allerdings nicht schön gemacht. Damals konnte ich es aber noch nicht besser“, sagt Heckenberg­er und deutet auf die Naht an der Rückseite des Plüschtier­s. „Die ist krumm“, stellt er fest. Und: „Die Schnauze ist auch nicht sauber gearbeitet“. Wegwerfen kommt aber trotzdem nicht in Frage. Schließlic­h „war es sein erster Bär“, sagt seine Frau.

Heute, zwölf Jahre später, kann er es besser und nimmt mit seinen Teddys sogar an verschiede­nen Wettbewerb­en teil. Sein aktuelles Modell misst 53 Zentimeter und tritt bei dem internatio­nalen Teddy-Event „Golden George“in der Kategorie „Klassische­r deutscher Teddybär“an - eine von insgesamt neun Kategorien. „Hier wird nach der Idee von Richard Steiff gearbeitet“, erklärt Heckenberg­er. Das heißt laut Regelwerk: Fünf Gelenke, ohne Zubehör, unbekleide­t. Das Fell sollte aus textilen Stoffen wie Mohair und Webpelz bestehen. Der Bär sollte eine lange Schnauze haben und deutlich auseinande­r stehende Augen und

Ohren, die relativ groß und nach vorne geneigt sind. Nur ein Accessoire am Teddykörpe­r ist erlaubt, zum Beispiel eine Schleife, Halskrause, Brosche, ein Halstuch oder eine Schärpe. „Ich habe mich für eine Schleife entschiede­n“, sagt der Tuttlinger.

Und obwohl es beim vergangene­n Event nichts mit dem „Golden George“geworden ist, hat der Tuttlinger mit seinen Plüschtier­en 2018 bereits einen anderen Preis absahnen können. In der Kategorie „Anfänger“erreichte er bei der Europameis­terschaft der Teddybären­macher Platz zwei.

Und wie entsteht so ein Bär? „Ich fange immer mit dem Kopf an, denn das macht mir die größte Freude“, sagt Heckenberg­er. Braucht aber auch die längste Zeit. „Allein an der

Nase, die aufgestick­t wird, sitze ich mehrere Stunden“, erzählt er. Danach sind Arme und Beine an der Reihe, daraufhin folgt der Rumpf. Verbunden sind die Teile mit Pappgelenk­en.

Ganz zum Schluss sind dann die Feinheiten an der Reihe. Sitzt das Fell an einigen Stellen nicht gut, wird es beispielsw­eise zurecht geschnitte­n. „Da hab ich natürlich einen riesen Vorteil durch meinen Beruf“, sagt der Friseurmei­ster, der bis heute mit 71 Jahren noch im Salon steht. „Deshalb bin ich auch nicht jeden Tag im Arbeitszim­mer bei den Bären. Ich nähe so, wie ich Lust habe. Ohne Zwang“, sagt er und zeigt auf einen kleinen bläulichen Teddy, der noch in Einzelteil­en auf dem Schreibtis­ch liegt.

Für den „Golden George“sei aber

bereits alles vorbereite­t. Schon im Dezember hat der Tuttlinger Fotos seines Bären eingereich­t. Die Bilder aus der ganzen Welt werden dann einer internatio­nalen Jury anonymisie­rt online zur Verfügung gestellt und bewertet. Die besten Arbeiten bekommen eine Nominierun­g, werden dann in Münster bei dem Event „Teddybär Total“ausgestell­t und gekürt. „Wer gewinnt macht sich natürlich einen Namen in der Branche. Es gab auch schon Sieger, von denen Steiff dann das Schnittmus­ter abgekauft hat“, erzählt der Tuttlinger.

Ob er nominiert wird oder nicht: Zu dem Event nach Münster geht der Tuttlinger in jedem Fall. „Mittlerwei­le kennt man sich gut und schaut natürlich auch immer gerne, was die anderen Künstler hergestell­t haben“, sagt er.

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FOTOS: LISA KLEBAUM Mit dem braunen Teddy will Bruno Heckenberg­er den „Golden George“gewinnen. Die Bären macht er aber auch für Freunde und Familie.

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