Aus großer PV-Erweiterung wird vorerst nichts
Dürbheim zieht sich aus angedachter Erweiterung zurück - Hauptgrund ist der Naturschutz
- Schon seit dem Jahr 2010 gibt es auf dem Gemeindegebiet Dürbheim eine großflächige Photovoltaikanlage. Unter dem früheren Bürgermeister Andreas Häse war angedacht worden, diese auf einem angrenzenden Wiesenstück zu erweitern, da die Gemeinde nicht die Betreiberin der bestehenden Anlage ist. Doch daraus wird nun nichts, wie die amtierende Bürgermeisterin Heike Burgbacher auf Nachfrage mitteilt.
Als im November 2010 die Photovoltaikanlage in Dürbheim mit 22.360 Solarmodulen auf 3523 Modultischen und einer Leistung von fünf Megawatt eingeweiht wurde, war es eine der größten Anlagen in Baden-Württemberg. 1500 Haushalte kann sie jährlich versorgen. Errichtet wurde die Anlage auf dem ehemaligen Nato-Militärgelände. Das Grundstück gehört der Gemeinde, die Anlage selbst jedoch wird von der Energiepark Dürbheim GmbH betrieben. Diese hat das Areal am Hohrain mit 100.000 Quadratmetern dem Fraunhofer-Institut für 20 Jahre zur Verfügung gestellt. Dieses nutzt die Anlage zu Forschungs- und Testzwecken in den Bereichen Speichern von Energie, Elektromobilität und Wechselrichter. Dr. Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut sagte bei der Einweihung, dass das ehemalige Nato-Militärgelände eine „einmalige Gelegenheit bietet, im Labor entwickelte Technologien direkt im Feld zu testen“.
Zwölf Millionen Euro wurden seinerzeit in das Projekt investiert. Das liegt aber nun bereits ein paar Jahre zurück. Unter Bürgermeister Andreas Häse, der im vergangenen Jahr aus dem Amt schied, kam dann der Wunsch auf, die Anlage zu erweitern. „Er hat dieses Projekt vorangetrieben. Er war ein Fan von Photovoltaik-Anlagen, ein Fan von Weitsicht“, sagt seine Nachfolgerin Heike Burgbacher, die diese Vorhaben gemeinsam mit dem Gemeinderat weiter verfolgen wollte.
Das bestätigt Andreas Häse auch selbst. Er sei von jeher engagiert gewesen, wenn es um erneuerbare
Energien gegangen sei, nicht zuletzt, weil er findet, dass Gemeinden in diesem Punkt eine Vorbildfunktion haben. Mit dem Beginn des UkraineKrieges habe er dem Gemeinderat gesagt, dass man nun Flächen vorschlagen müsste, damit wenigstens eine im Rahmen der Fortschreibung in den Flächennutzungsplan aufgenommen werde. Man habe der Verwaltungsgemeinschaft dann ein paar Flächen vorgeschlagen. Die Fläche am Hohrain habe dabei den Vorteil, dass es dort schon einen Anschluss der EnBW gebe.
Bei einem Gespräch mit Spaichingen im vergangenen November habe sich allerdings gezeigt, dass das Vorhaben an dieser Stelle nicht problemlos umsetzbar sei, sagt Burgbacher. „Die geplante Erweiterung hat zu mehreren Bedenken geführt“, sagt Burgbacher. Vor allem im Bereich Naturschutz. Denn die angedachte Fläche liege bis auf einen kleinen Randstreifen mitten im Naturschutzgebiet. Daher gebe es deutlich höhere Auflagen. Dazu komme, dass das ehemalige Militärgelände zwar ziemlich eben sei, das daneben liegende Naturschutzgebiet aber leicht abschüssig, was nicht ideal sei.
„Mit diesem Standort würden wir extrem in die Natur eingreifen. Daher haben wir uns einen Schritt zurückgenommen. Es sollte ja das Ziel sein, Natur und Technik in Einklang zu bringen“, so Burgbacher, die darauf hinweist, dass die bereits existierenden Solarmodule nicht in den Boden, sondern in schwarze Kübel einbetoniert seien. „Das heißt, sie sind mobil und können jederzeit auch woanders aufgebaut werden und dann ist die Fläche wieder frei und man sieht nichts mehr“, so Burgbacher, die generell findet, dass die „Freiflächenanlagen nicht so toll aussehen“und obendrein durch diese Landwirten Flächen zur Bewirtschaftung fehlen. Auch im Gemeinderat gebe es Stimmen des Für und Wider. Nichtsdestotrotz bleibe das Thema für die Gemeinde nach wie vor interessant. Zumal die Nachbargemeinden Wurmlingen und Rietheim-Weilheim auf dem Rußberg bereits schon in der Planung für großflächige Anlagen sind. „Oben auf dem Rußberg sind das gute Flächen, ich wüsste nicht, ob ich eine solche Anlage direkt vor der Tür haben will“, sagt die Bürgermeisterin.
Zunächst will man sich in Dürbheim aber vor allem auf die gemeindeeigenen Dächer konzentrieren und diese mit PV-Anlagen ausstatten, da es bislang eine solche nur auf dem Kindergarten gebe, so Burgbacher. Als Erstes sei die Grundschule dran, die in diesem Jahr saniert und in diesem Zuge mit einer PV-Anlage ausgestattet werde. „Das ist auch als Schulprojekt toll, wenn die Kinder direkt im Klassenzimmer sehen können, wie eine solche Anlage bei gutem und bei schlechtem Wetter arbeitet“, sagt Burgbacher. Bei den anderen Dächern müsse zunächst die Dachstatik geprüft werden, bevor man in die Planung einsteige. „Die Sonnenenergie hat einfach Zukunft. Da kommt keiner drum herum.“So sieht das auch Andreas Häse, der hofft, dass die Gemeinde an dem Thema dran bleibt.