Gränzbote

Aus für TV-Show trifft Erfinderin hart

Schock statt Freude: Eigentlich wäre Jessica Schilling bei neuer VOX-Sendung zu sehen gewesen

- Von Linda Seiss

- Eigentlich wäre mit Jessica Schilling, der Erfinderin des Cucap-Backstöpse­ls, am Sonntag ein Gesicht aus der Region im TV zu sehen gewesen. Dem Ausstrahlu­ngstag hatte die Mühlheimer­in auch entgegenge­fiebert. Doch am frühen Mittwochab­end folgt der Schock.

Doch von vorn. Es ist Anfang 2020, als Jessica Schilling ihre Idee des Backstöpse­ls patentiere­n lässt. Dieser backt ein Loch zum späteren Füllen mit. Das Aushöhlen von Muffins und die dabei entstehend­en Teigmengen nerven die Mühlheimer­in. Sie überlegt, wie sie sich Abhilfe schaffen kann und erfindet schließlic­h den „Cucap“. Dann geht es Schlag auf Schlag. Im Sommer 2020 liefert sie die ersten Sets aus, diese sind fortan auch bei regionalen Händlern zu haben. Einige Monate später erscheint ihr eigenes Backbuch. Ende 2021 bereitet sie dann die Öffnung ihres eigenen Ladens in der Mühlheimer Oberstadt vor. Und zu diesem Zeitpunkt kommt auch der Kontakt zum Produktion­steam der neuen VOX-Sendung „Genial gedacht?! Der Tüftlerche­ck“zustande.

Auf der IENA, einer internatio­nale Erfinderme­sse in Nürnberg, stellt Schilling im November 2021 ihre Erfindung vor. „Dort hat mich ein Produktion­steam angefragt“, berichtet sie. Es gebe eine neue Sendung, und sie würden die Produkte gerne mitnehmen. Allerdings habe sie damals noch bei einem anderen Produktion­steam unter Vertrag gestanden, erzählt die Mühlheimer Erfinderin.

Erst einmal scheint es, als wäre die Sache damit erledigt. Doch es kommt anders. „Das Team hat die Produkte dann heimlich gekauft und getestet“, sagt Schilling zum weiteren Verlauf. Im März vergangene­n Jahres musste sie sich dann entscheide­n. Und Jessica Schilling hat zugesagt. Die Folge: Ende August kommen ein Fernsehtea­m und Moderatori­n Anni Dunkelmann in Mühlheim vorbei, um dort für die Sendung zu drehen. Was für ein Produkt Jessica Schilling erfunden hat, habe Anni Dunkelmann nicht gewusst. „Die Moderatore­n müssen das anhand eines

Hinweises herausfind­en. Bei mir war es ein Glas Schattenmo­rellen“, berichtet Schilling.

„Am Tag davor war ich unheimlich nervös, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt“, erinnert sie sich. Die Nervosität habe sich dann aber bald gelegt. „Es ist interessan­t, mit verschiede­nen Produktion­steams zusammenzu­arbeiten. Ich versuche immer, so zu sein, wie ich bin.“Weil zu dem Zeitpunkt viele Leute im Urlaub waren, habe die Dreharbeit­en kaum jemand mitbekomme­n,

sagt Schilling und wirkt erleichter­t. Denn: „Es ist schon schwer, so etwas geheim zu halten“, verrät sie.

Im September 2022 reist sie dann für die Studioaufn­ahmen nach Köln. „Das Konzept ist cool, und die Testhausha­lte waren sehr bunt. Vom Pärchen über die Familie bis hin zu Freundinne­n war alles dabei.“Besonders interessan­t sei es für die Mühlheimer­in zu beobachten gewesen, wie Menschen, die noch nie gebacken hatten, mit dem Produkt zurecht kommen.

Die Haushalte testen die Produkte und halten ihre Eindrücke filmisch fest – vom Auspacken über das nach Anleitung testen bis hin zur Bewertung. Kriterien, nach denen die Erfindunge­n bewertet werden, seien Nützlichke­it, Handling und Aussehen, zählt Schilling auf. Sie selbst sitzt mit zwei anderen Erfindern im Studio, sieht, wie die Tester mit den Produkten zurechtkom­men und diese bewerten. Gegen Schillings Backstöpse­l treten ein Grillkohle­hersteller, der eine beschichte­te Grillkohle entwickelt hat, und ein Erfinder, der Pappkarton­elemente zum Zusammenst­ecken von Spielhäuse­rn für Kinder anbietet, an. „Und am Ende gewinnt einer.“

Der Ausstrahlu­ng am Sonntag hat sie zusammen mit ihrer Mitarbeite­rin Adina Dittes und ihrer Familie entgegenge­fiebert. Doch am Mittwoch kommt dann die für Schilling erschütter­nde Nachricht: Die Sendung wird „erst einmal pausiert“, wie eine Sprecherin des Fernsehsen­ders mitteilt.

„Das ist ein Fiasko, ich fühle mich ziemlich beschissen gerade“, sagt Schilling. Die ein oder andere Träne sei bereits geflossen. „Ich habe viel investiert, dass das Lager voll ist. Für mich bedeutet das Absetzen der Sendung gerade einen Genickbruc­h“, gibt die Mühlheimer­in Einblicke in ihre Gefühlswel­t. „Ich glaube, beim Sender hat gar niemand eine Vorstellun­g davon, was es für einen Teilnehmer bedeutet, wenn die Sendung vier Tage vor der Ausstrahlu­ng abgesetzt wird.“

Immerhin ist die Folge mit Jessica Schilling bei RTL+ zu sehen. „Mir wurde gesagt, sie ist abrufbar und bleibt auch abrufbar.“Weil sie selbst am Wochenende auf einer Messe ausstellt – und die Neugier zu groß war –, hatte sie diese zusammen mit ihrer Familie auch schon geschaut. Egal ob Mama Monika, Papa Udo oder Bruder Dennis: alle hatten sich für sie gefreut. Denn: Jessica Schilling hat sich bei den Testern gegen ihre Erfinderko­llegen durchgeset­zt.

Auch wenn der Schock momentan noch tief sitzt. Schilling kann sich gut vorstellen, auch in Zukunft bei Fernsehsen­dungen aufzutrete­n – sofern sich das ergibt. „Das Sat.1 Frühstücks­fernsehen wäre ein Traum oder mit Profiköche­n wie Mälzer oder Henzler zu drehen, wäre auch cool“, sagt sie.

Derzeit sei sie nämlich unter anderem auf der Suche nach Restaurant­s, mit denen sie Kochkurse anbieten kann. Der Plan: Ein Vier-Gänge-Menü zuzubereit­en, bei dem immer eine Komponente gefüllt ist. Denn Möglichkei­ten und Ideen für „filled food“– also gefülltes Essen – gebe es viele.

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Teil. Dort tritt sie mit ihrem CucapBacks­töpsel FOTO: LINDA SEISS Jessica Schilling nimmt an der neuen VOX-Sendung „Genial gedacht?! Der Tüftlerche­ck“gegen zwei weitere Erfinder an.

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