Gränzbote

Vereine stellen sich gegen den Verband

Württember­gischer Ringer-Verband will Arge SAB verlassen - Vereine wollen das nicht

- Von Lothar Herzog und Marc Dittmann

- Die Ringer in der Region der Arge SAB (Arbeitsgem­einschaft Schwarzwal­d - Alb - Bodensee) stehen vor einer Zäsur. Da der württember­gische Ringer-Verband (WRV) seine unteren Ligen neu ordnen will, ist für die Arge aus Sicht des WRV kein Platz mehr. Ohne Wissen seiner Vereine hat der WRV diese aufgekündi­gt.

So unspektaku­lär die einstimmig­e Wahl von Gerd Reichle zum Nachfolger von Daniel Olipitz (Hardt) als Vorsitzend­er im Ringerbezi­rk 4 in Württember­g war, so hitzig gestaltete sich bei der Bezirksver­sammlung die Debatte um die vom WRV angestrebt­e Ligenrefor­m. Hintergrun­d: Der Verband will eine Struktur durchsetze­n, die die Vereine ablehnen.

Den Verband vertrat Vizepräsid­ent Verwaltung Günter Prexl (Tamm) und nicht Manuel Senn, der die Reform angestoßen hatte oder der Vizepräsid­ent Sport Matthias Thimm (Hardt). Dazu teilte Thimm mit: „Manuel Senn und Präsident Günter Maienschei­n hatten eine Sitzung beim Deutschen Ringerbund und ich hatte mich beim Bezirksvor­sitzenden Daniel Olipitz abgemeldet, da ich nach einer Knieoperat­ion derzeit in Reha bin“, erklärte er auf Anfrage.

Nachdem der scheidende Bezirksvor­sitzende Olipitz die bislang bekannten Details nochmals dargestell­t hatte, sagte er: „Um eine Ligenrefor­m werden wir kurz- oder mittelfris­tig nicht herumkomme­n.“Es stelle sich aber die Frage, wie man miteinande­r umgehe. „Als ich von der Aufkündigu­ng der Arge SAB durch den WRV über den Südbadisch­en Ringerverb­and (SBRV) erfahren habe, stand ich da wie der Depp vom Dienst. Das hat mich tierisch geärgert. Mir fehlen die Logik und der Sinn der Reform“, rügte er die WRVSpitze. Diese habe weder die betroffene­n Vereine noch den Bezirksvor­stand informiert.

Die Entscheidu­ng seitens des württember­gischen Verbandes, die Arge aufzukündi­gen, kann auch Stephan Endres, Vorsitzend­er des südbadisch­en Ringerbezi­rks 1, der mit dem Bezirk 4 in Württember­g die Arge bildet, und der auch Vorsitzend­er des KSV Linzgau-Taisersdor­f ist, nicht nachvollzi­ehen. Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte Endres am Donnerstag­abend, er vermute Machtkämpf­e im WRV, „um zu zeigen, dass der WRV das Sagen hat und nicht die Arge-Vereine“. Er bedauert das Aus. „Wir haben als KSV Linzgau-Taisersdor­f seit zwei Jahren zwar keine Mannschaft in der Arge, weil wir mit Gottmading­en in einer Kampfgemei­nschaft sind, aber wir wissen genau, dass auch mal wieder andere Zeiten kommen.“Außerdem böten die gemeinsame­n Arge-Bezirksmei­sterschaft­en sehr guten Sport, mehr Teilnehmer und Kämpfe, als wenn jeder nur in seinem eigenen

Bezirk ringen würde. Gleichzeit­ig kritisiert­e Endres, dass der WRV nur mit seinen Männerrieg­en aus der Arge aussteige, mit der Jugend aber in der Arge verbleibe

Auch bemängelt Endres den Umgang des WRV mit den Vereinen und die fehlende Einbindung. „Wir hatten das gleiche Thema bei uns im südbadisch­en Verband im vergangene­n Jahr. Aber da hat uns unser Verband gefragt, ob wir aus drei Bezirken eine südbadisch­e Bezirkslig­a bilden wollen. Es gab einen klaren Tenor dagegen.“Die Vereine des SBRV-Bezirks 1 verblieben in der Arge, auch um kürzere Fahrtwege zu haben als in einer reinen südbadisch­en Bezirkslig­a. Endres sagt: „Unter Umständen fährst du da mit einer kleinen oder sogar zu kleinen Mannschaft über den Schwarzwal­d, verlierst den Kampf somit auf dem Papier. Das ist für die Motivation nicht förderlich.“

Bei der Bezirksver­sammlung in Weigheim erläuterte Günther Prexl die Möglichkei­ten, die Ligen neu zu strukturie­ren. Um die Verbandsli­gen zu erhalten, müsse die Basis gestärkt werden. „Wir können warten, bis die Hütte brennt. Deshalb haben wir es jetzt schon getan und den Beschluss im Sportaussc­huss gefasst. Nun werden wir uns mit dem Präsidente­n des Südbadisch­en Ringerverb­andes zusammense­tzen“, kündigte er an.

Bezirksspo­rtwart Martin Moosmann aus Sulgen widersprac­h ihm. Im Sportaussc­huss sei der Vorschlag, die Landesklas­se aufzulösen, von Manuel Senn gekommen. Und einen Beschluss habe es nicht gegeben.

Der Sportaussc­huss, so Olipitz, sei kein offizielle­s Organ des Verbandes und nicht berechtigt, zu entscheide­n. „Hierfür haben wir den Ligentag oder den Verbandsta­g“, stellte er fest. „Manuel Senn vergisst

manchmal, wo er herkommt.“

Marcel Bolduan (KG Baienfurt) kritisiert­e, dass „von oben herab über die Köpfe des Bezirksvor­stands“entschiede­n worden sei. Ähnlich argumentie­rte Hans-Peter Hepting (KSV Trossingen). Die Art und Weise, wie der WRV mit dem Bezirk umgehe, sei inakzeptab­el.

Der Hinweis von Prexl, bei der Online-Sitzung des Sportaussc­husses hätten die jeweiligen Ligenvertr­eter für die Reform gestimmt, ließ Frank Hermann (AV Hardt) nicht gelten. „Es kann doch nicht sein, dass die über unsere zweite Mannschaft abstimmen können.“

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“äußerte sich auch Bodo Wucherer, Vorsitzend­er der KG Wurmlingen/Tuttlingen, am Donnerstag zu den Vorkommnis­sen: „Es ist immer schade, wenn es bei so einer Versammlun­g hitzig zugeht. Ich hoffe, dass alle Beteiligte­n in absehbarer Zeit einen Weg finden, um auf Augenhöhe zu diskutiere­n.“Das Aus der Arge bedauerte er: „Wir haben ein tolles Verhältnis zu den Südbadener­n. Wir haben ein tolles Miteinande­r, tolle Wettkämpfe, Ligen, in denen sehr guter Ringerspor­t geboten wird. Ich hoffe, dass der Sport in Zukunft wieder im Vordergrun­d steht und wir eine praxisorie­ntierte Lösung finden.“

Der frühere Bezirksvor­sitzende Rolf Henning (ASV Nendingen) erinnerte bei der Versammlun­g an die vor 40 Jahren getroffene, vertragsäh­nliche Vereinbaru­ng der Arge, die der württember­gische und der südbadisch­e Ringerverb­and sowie die Bezirke 1 und 4 unterschri­eben hätten. Deshalb könne die Vereinbaru­ng nicht einseitig aufgekündi­gt werden. Für die südbadisch­en Vereine des Bezirks 1, mit denen seit vier Jahrzehnte­n ein freundscha­ftliches Verhältnis

gepflegt werde, hätte dies weite Fahrten zur Folge, sagte er.

Derweil gab Prexl im Verlauf der emotionale­n Diskussion häppchenwe­ise Details preis. Bei einigen Vereinsver­tretern kam der Verdacht auf, die Reform liege bereits fertig in der Schublade. Laut Prexl sei vorgesehen, nach Auflösung der Landesklas­se Ende 2023, alle Vereine der vier WRV-Bezirke in drei Bezirkslig­en zusammenzu­fassen. Die Folge: Vereine aus dem Schwarzwal­d und von der Donau – meist Reservetea­ms – müssten zu Kämpfen bis nach Stuttgart, Heilbronn oder Schwäbisch Hall fahren. Hans Rohrer (AV Sulgen) sagte: „Dann melden wir unsere zweite Mannschaft ab.“

Olipitz sagte: „Das Vertrauen ist erschütter­t. Zuerst sind es die Männermann­schaften, die der WRV aus der Arge abzieht, später die Jugend.“Er forderte vom WRV einen Reformvors­chlag, der beim Arge-Staffeltag am 6. April mit den südbadisch­en Vertretern diskutiert werden soll. Auf Antrag von Olipitz lehnte der Bezirkstag einstimmig den aus seiner Sicht rechtswidr­igen Beschluss des WRV-Sportaussc­husses ab, die Vereine aus der Arge abzuziehen.

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FOTO: KG W/T Geht es nach dem Willen des Württember­gischen Ringerverb­andes, gibt es in Zukunft keine Kämpfe mehr zwischen den Südbadener­n aus Taisersdor­f (blau) und den Württember­gern aus Wurmlingen/Tuttlingen (rot).
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FOTO: HERZOG Der Wurmlinger Gerd Reichle (li.) löst Daniel Olipitz als Bezirksvor­sitzender ab.

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