Gränzbote

Bahnvorstä­nde müssen auf Boni verzichten

Strompreis­bremse verhindert Millionenz­ahlung – Vergütungs­system erhält strengere Erfolgskri­terien – Knappe Haushaltsm­ittel könnten zu ICE-Abbestellu­ngen führen

- Von Wolfgang Mulke ●

- Nach heftiger Kritik an hohen Bonuszahlu­ngen an das Führungspe­rsonal der Deutschen Bahn krempelt der Aufsichtsr­at das System der erfolgsabh­ängigen Vergütungs­anteile um. Für das Jahr 2023 erhalten die Vorstände des Konzerns gar keine Boni. Das liegt allerdings nicht an der oft schlechten Leistung des Unternehme­ns. Vielmehr ist die Strompreis­bremse auch eine Bonusbrems­e.

Da die Bahn mehr als 50 Millionen Euro zur Dämpfung der Energiekos­ten erhalten hat, darf das Unternehme­n dem Führungspe­rsonal keine Boni auszahlen. „Für 2022 werden die Boni aber gezahlt“, sagt der stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Martin Burkert, der auch Chef der Eisenbahnu­nd Verkehrsge­werkschaft (EVG) ist. Die hohen Zahlungen hatten zuletzt heftige Kritik ausgelöst. Bahnchef Richard Lutz erhält demnach 1,2 Millionen Euro, der Infrastruk­turvorstan­d Berthold Huber knapp 700.000 Euro. Auf die leistungsa­bhängige Vergütung müssen die Manager nun erst einmal verzichten.

Laut Burkert gilt nun ein strengeres Regime für derlei Zahlungen. Der Aufsichtsr­at hat die Latte für eine erfolgsabh­ängige Vergütung höhergeleg­t. Sie macht 20 Prozent der Gesamtverg­ütung der Vorstände des Konzerns aus. So werden zum Beispiel gemeinsame

langfristi­ge Ziele vorgegeben. Dies betrifft etwa die Pünktlichk­eit der Züge. Alle vier Jahre wird überprüft, ob das Management die Vorgaben erreicht und damit den Anspruch auf eine Sonderzahl­ung

erarbeitet hat. Ergänzt werden die kollektive­n Ziele durch individuel­le Vorgaben. „Die Ziele sind hochambiti­oniert“, versichert Burkert.

So erhält Personalvo­rstand Martin Seiler die volle Punktzahl nur, wenn 86 Prozent der Auszubilde­nden ihre Lehre erfolgreic­h abschließe­n. Zuletzt schafften dies nur 85 Prozent. Seiler muss sich also mehr anstrengen. Auch Fernverkeh­rs-Chef Michael Peterson muss mehr schaffen, wenn er das Maximum an Erfolgsver­gütung erhalten will. Bisher wurde er nur daran gemessen, dass Züge pünktlich auf das Gleis gesetzt wurden. Künftig gehören auch funktionie­rende Klimaanlag­en oder Toiletten zum Kriterienk­atalog.

Und auch Verspätung­en auf der gesamten Strecke sorgen für Abzüge.

Unruhige Zeiten erlebt die Deutsche Bahn auch durch die geringer als geplant ausfallend­en Bundesmitt­el. Im März will der Aufsichtsr­at beschließe­n, welche Neu- und Ausbauproj­ekte deshalb erst einmal verschoben werden. Dann stehen womöglich weitere Einschnitt­e an. Nach Angaben aus Kreisen des Kontrollgr­emiums steht auch ein Teil der Bestellung­en für den ICE L zur Dispositio­n. 73 dieser barrierefr­eien ICEs hat die Bahn bestellt. Um Geld zu sparen, könnte auch dieses Vorhaben zurechtges­tutzt werden. Dies wiederum würde weitere Fragen nach sich ziehen, etwa ob die Pläne für ein weiteres Instandhal­tungswerk noch vorangetri­eben werden müssen.

Burkert treibt noch eine ganz andere Sorge mit Blick auf die im Juli beginnende Generalübe­rholung der Riedbahn um. Die Strecke wird dafür bis kurz vor Weihnachte­n komplett gesperrt. Laut Burkert fehlen noch zahlreiche Busfahrer für den geplanten Schienener­satzverkeh­r. Da die Bahn den Fahrern Zulagen von bis zu 1000 Euro im Monat gestrichen habe, ließen sich nicht genügend Fahrer dafür finden. Dieses Problem könne auch bei den folgenden der über 30 Sanierungs­projekte auftreten – vor allem bei der Sanierung der Strecke zwischen Berlin und Hamburg.

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FOTO: DPA Das Bonussyste­m für Bahn-Manager wird reformiert.

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