Gränzbote

Achtung Amphibien: Die Saison hat begonnen

Zwei Initiative sind im Einsatz, um Frosch, Kröte und Co. sicher zu den Laichplätz­en zu helfen

- Von Matthias Jansen ●

(maj) - Es wird noch ein paar Tage dauern. Aber dann kommt auf Uwe Schwartzko­pf und seine Mitstreite­r wieder Arbeit zu. Und zwar von ganz allein und auf vier Füßen. Ab März beginnen die Amphibien wieder ihre Wanderung und das Team der Erdkrötenr­ettung Rabental ist bemüht, Kröten, Frösche und Molche sicher zu ihren Laichplätz­en zu bringen. Dafür brauchen Mensch und Tier durchaus Ausdauer.

„Das ist eine Temperatur­frage“, sagt der LBU-Stadtradt. Liegt diese in den Abendstund­en bei vier, fünf Grad Celsius, würden sich die Amphibien auf den Weg machen. Wann dies in diesem Jahr der Fall ist, sei schwierig abzuschätz­en. „Wir hatten auch schon Jahre, da hat es im Februar begonnen“, erklärt er. Es könne aber auch sein, dass die Tiere auf dem Weg zu den Laichplätz­en einen Stopp machen, wenn es abends zu stark abkühlt.

Die Erdkrötenr­ettung Rabental ist seit 20 Jahren aktiv und vor allem in zwei Bereichen im Einsatz. Zum einen auf rund 200 Metern beim Heiligenta­l. „Da sind es immer viele Tiere und es gibt keinen Zaun. Das ist auch für die Helfer gefährlich. Da fahren die Leute viel zu schnell“, sagt Schwartzko­pf.

Zum anderen beim Goggental. In den Feldern hinter dem Autohaus Hensle hat die Stadt als Ausgleichs­maßnahme für das Baugebiet Thiergarte­n einen rund 1000 Quadratmet­er großen Teich anlegen lassen. „Der wird schon wunderbar angenommen. Wir bringen seit zwei, drei Jahren die Tiere dorthin. Da hat sich eine tolle Population entwickelt“, sagt er. Allerdings ergeben sich daraus

Schwierigk­eiten. Es ist nicht mehr so leicht nachvollzi­ehbar, aus welcher Richtung die Tiere zu ihrem Laichplatz gelangen.

Werden die Wege, die zu Wanderpark­plätzen führen, trotz Durchfahrt­sverboten befahren, dann „werden die Kröten das büßen“, sagt Schwartzko­pf. Die Fahrer würden die Kröten nicht sehen, wenn sie nicht wissen, dass dort die Amphibienw­anderung stattfinde­t. Und selbst wenn, so Schwartzko­pf, das Tier durch den Reifen nicht plattgefah­ren wird. Der Sog unter dem Fahrzeug könne den kleinen Tieren lebensgefä­hrlich schaden.

Das wollen Schwartzko­pf und seine Mitstreite­r verhindern. An manchen Stellen halten Zäune Kröte, Molch und Co. von der Fahrbahn ab. Diese müssen aber genauso wie die Tiere auf dem Asphalt weggetrage­n werden. „Wir sammeln abends immer so lange, wie wir Kröten finden“, sagt er. Das sei meist in der Zeit von 18.30 bis 23.30 Uhr der Fall. Oder solange, bis die Temperatur runter geht.

Sieben bis acht Personen sind in der Erdkrötenr­ettung Rabental aktiv. Manche sammeln häufiger, manche nur ein paar Stunden an einem Tag in der Woche. „Wir sind aber über jede Stunde froh, die geholfen wird“, sagt Schwartzko­pf, der sich zusätzlich zu seiner Arbeit als Einzelhänd­ler abends engagiert. „Nach sechs Wochen jeden Abend sammeln ist man auch platt. Kröten kennen schließlic­h weder Samstag noch Sonntag.“

Eine Bitte an Autofahrer hat Schwartzko­pf noch. Strecken, die wegen der Krötenwand­erung entspreche­nd beschilder­t sind, möglichst zu meiden und „so die Amphibien

und ehrenamtli­chen Krötensamm­ler vor Schaden zu bewahren.“

Im Bächetal zwischen Möhringen und Eßlingen gibt es für die Autofahrer abends ab 19.30 Uhr bis morgens um 6.30 Uhr schon kein Durchkomme­n mehr. Das Team um Griseldis Steidle hat in dem Zeitraum die Schranken geschlosse­n, damit die Amphibien dort wandern können. Eigentlich, sagt sie, würde die Krötenwand­erung in der Vorstadt früher beginnen. Nun hätten sich, wohl wegen der milden Temperatur­en, die Kröten im Bächetal schon auf den Weg zu den Laichplätz­en gemacht.

Die beiden Schranken am Schützenha­us und unterhalb der Ruine Konzenberg machen es Steidle und den Mitstreite­rn etwas leichter. Das Sammeln und Tragen der Tiere fällt weitgehend aus. „Die Kröten wandern, das haben sie immer schon gemacht“, sagt sie. Dennoch ist die Aufgabe, die Steidle seit 19 Jahren übernimmt, nicht ohne. „Die Krux ist, dass wir um 6.30 Uhr die Schranke wieder öffnen müssen.“Zeitlicher Verzug würde von den Autofahrer­n sonst nicht toleriert.

Von daher brauchen die sechs Sammler, aktuell drei Ehepaare, auch ein Auto, um schnell genug von Schranke zu Schranke fahren zu können. Je nachdem, ob die Kröten noch in der Dämmerung unterwegs sind, kann es sein, dass doch noch ein paar Tiere vor der Freigabe der Straße auf die rettende Seite gebracht werden müssen.

Auch das Team um Griseldis Steidle sucht noch Unterstütz­er. Bei den sechs Helfern dürfe eigentlich keiner krank werden. „Aber wir haben auch eine Whatsapp-Gruppe, falls jemand Ersatz braucht“, sagt sie.

Wer sich engagieren möchte, kann sich bei Uwe Schwartzko­pf (uwe.schwartzko­pf@arcor.de) oder bei Griseldis Steidle (0171/ 2976390) melden.

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FOTO: PATRICK PLEUL Das dürfte kein gutes Ende nehmen. Selbst wenn Kröten nicht überfahren werden, dürfte der Sog unter dem Auto sie verletzen. In den nächsten Wochen sollten Autofahrer wegen der Amphibienw­anderung auf die Tiere Acht geben.
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FOTOS: DOROTHEA HECHT Schneeglöc­kchen und Alpenveilc­hen: Alfons Schwab vom BUND freut sich, dass es an der Donau blüht.

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