Gränzbote

Klare Ansagen an Trump und Putin

Biden mit angriffslu­stiger Rede zur Lage der Nation – US-Präsident will Gaza mit mobilem Hafen helfen

- Von Danny Kemp

(AFP) - US-Präsident Joe Biden hat in einer kämpferisc­hen Rede vor dem Kongress vor Gefahren für die Demokratie bei einem Wiedereinz­ug seines voraussich­tlichen Wahl-Rivalen Donald Trump ins Weiße Haus gewarnt. Er wolle „den Kongress aufwecken und das amerikanis­che Volk auf die Gefahr aufmerksam machen“, sagte Biden in seiner alljährlic­hen Rede zur Lage der Nation. Er warf Trump vor, Kremlchef Wladimir Putin gefügig zu sein.

Der 81-Jährige nutzte seinen Auftritt vor Senat und Repräsenta­ntenhaus, um seine Auseinande­rsetzung mit seinem Amtsvorgän­ger zu verschärfe­n. Der Rechtspopu­list hatte zwei Tage zuvor bei den Vorwahlen der opposition­ellen Republikan­er am „Super Tuesday“triumphier­t und sich damit seine erneute Nominierun­g zum Präsidents­chaftskand­idaten so gut wie gesichert.

In seiner etwas mehr als einstündig­en Rede nannte Biden seinen Widersache­r zwar nie beim Namen, griff diesen aber dennoch immer wieder frontal an. Seit Präsident Abraham Lincoln und dem Amerikanis­chen Bürgerkrie­g (1861-65) „wurden Freiheit

und Demokratie im eigenen Land nicht mehr so stark angegriffe­n wie heute“, warnte er.

Über Trump sagte der Präsident, dieser beuge sich Putin. Trump habe dem russischen Staatschef gesagt: „Tu, was immer du willst.“Dies sei „empörend, gefährlich und inakzeptab­el“. Biden bezog sich damit darauf, dass Trump angekündig­t hatte, er würde Nato-Mitglieder­n mit zu niedrigen Verteidigu­ngsausgabe­n im Falle eines russischen Angriffs nicht helfen und stattdesse­n Russland ermutigen, „mit ihnen zu tun, was immer es will“. Biden sagte in Absetzung davon über sein Verhältnis zu Putin: „Ich werde nicht einknicken.“Zugleich appelliert­e er an die Republikan­er, das seit Monaten von ihnen blockierte neue Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von 60 Milliarden Dollar (rund 55,7 Milliarden Euro) freizugebe­n. Die Ukraine könne Putins Angriffskr­ieg stoppen, „wenn wir sie unterstütz­en und mit den Waffen ausstatten, die sie zu ihrer Verteidigu­ng braucht“.

Ausführlic­h ging Biden auch auf den Gaza-Krieg ein – dies auch vor dem Hintergrun­d, dass seine Unterstütz­ung für Israel vom linken Flügel seiner Demokratis­chen Partei kritisch beäugt wird. Biden erneuerte seine Forderung nach einer sofortigen sechswöchi­gen Waffenruhe zwischen Israel und der radikalisl­amischen Hamas.

An Israel appelliert­e der USPräsiden­t, „mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreif­en zu lassen“und diese nicht als „Druckmitte­l“zu nutzen. Zudem kündigte Biden an, dass die US-Armee einen provisoris­chen Hafen im Gazastreif­en für die Lieferung großer Mengen von Hilfsgüter­n bauen werde. Im innenpolit­ischen Teil seiner Rede lobte Biden die eigene Wirtschaft­sbilanz, die viele USWähler

kritisch sehen: „Ich habe eine Wirtschaft geerbt, die sich am Rande des Abgrunds befand“, nun aber werde die US-Wirtschaft „von der Welt beneidet“. Der Präsident hob hervor, dass in seiner Amtszeit 15 Millionen neue Jobs geschaffen worden und die Arbeitslos­igkeit auf den niedrigste­n Stand seit 50 Jahren gesunken sei.

In der Rede am Abend vor dem Weltfrauen­tag setzte sich Biden ferner vehement für das Recht auf Abtreibung ein. Wer mit der Abschaffun­g dieses Rechts prahle, habe „keine Ahnung von der Macht der Frauen“. Biden und die Demokraten setzen darauf, mit dem Abtreibung­sthema bei den Wahlen im November punkten zu können, nachdem das mehrheitli­ch konservati­ve Oberste Gericht das rund 50 Jahre gültige landesweit­e Recht auf den Schwangers­chaftsabbr­uch annulliert hatte.

Die zur besten US-Sendezeit übertragen­e Rede war für Biden auch eine Gelegenhei­t, der weitverbre­iteten Kritik entgegenzu­treten, er sei zu alt und schwach für eine weitere Amtszeit. Im Gegensatz zu anderen Auftritten unterliefe­n ihm diesmal keine Verspreche­r und Verwechslu­ngen, er präsentier­te sich frisch und kampfeslus­tig.

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FOTO: SHAWN THEW/AFP Energische­r als im Vorfeld vermutet: Joe Biden.

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