Gränzbote

Schrottaut­os blockieren Parkplätze

Zum Teil sind es teure Autos, doch sie sind kaputt und niemand will sie mehr haben – zum Ärger für andere

- Von Dorothea Hecht

- Der silberglän­zende Audi kostet neu um die 40.000 Euro aufwärts. Seit Monaten steht er, verdellt, mit einem halb abgebroche­nen Hinterrad, vor einem Baustellen­schild in der Schützenst­raße. Der dunkelblau­e Peugeot in der Bahnhofstr­aße ist nicht weniger schlimm zugerichte­t, ein Seitenspie­gel hängt nur noch am Panzertape. Und auf dem Parkplatz von Aldi und Rewe parkt seit Wochen ein Opel-Kastenwage­n mit platten Reifen, ein Kennzeiche­n hat er längst nicht mehr.

Mehrere kaputte Autos, zum Teil schrottrei­f, finden sich im Tuttlinger Straßenrau­m. Wem sie gehören, ist oft ein Rätsel. Sie loszuwerde­n, ist für Behörden und private Parkplatzb­esitzer ein riesiges Ärgernis.

Auch andere Autofahrer leiden darunter, findet der Tuttlinger Christian Dorfmüller. „Die Autos blockieren Parkplätze, die andere eigentlich brauchen“, sagt er. Er ist des Öfteren in der Gegend um das Landratsam­t unterwegs. Die Parkplätze seien gerade zu Stoßzeiten rar und würden so noch knapper, findet er. „Mich macht das richtig sauer!“

Er hat schon die Stadt Tuttlingen und das Landratsam­t kontaktier­t, doch eine schnelle Lösung ist in solchen Fällen nicht in Sicht. Das Problem dabei: „Solange ein Fahrzeug noch zugelassen ist und von diesem keine Gefahren ausgehen (z.B. auslaufend­es Öl), hat die Stadt Tuttlingen zunächst keine Handhabe“, erklärt Stadtsprec­her Arno Specht. Vor allem, wenn es nicht in einer gebührenpf lichtigen Parkzone steht. Jedes Auto darf im Straßenrau­m abgestellt werden.

Trotzdem versuche die Stadt, Halter von dauerparke­nden Autos zu kontaktier­en. Das gelinge aber nur selten, meint Specht. „Es kann also durchaus sein, dass ein Fahrzeug, das wie Schrott aussieht, tatsächlic­h aber noch zugelassen ist und deshalb noch Wochen im Verkehrsra­um beobachtet werden kann.“

Stellt sich heraus, dass ein Auto nicht mehr zugelassen ist, wird die Stadt aktiv. Das Ordnungsam­t klebt einen roten Zettel auf die Windschutz­scheibe mit der Aufforderu­ng, das Auto zu entfernen. Passiert das nicht,

kann die Stadt es abschleppe­n lassen. Der Halter muss die Kosten dafür und ein Bußgeld von 250 Euro bezahlen – wenn er denn aufzufinde­n ist.

„Selbst wenn wir die Halter ermitteln, stellen wir fest, dass nur selten die Einsicht und auch der Wille vorhanden ist, sich korrekt um das Schrottfah­rzeug zu kümmern“, sagt Specht. Die Stadt muss dann auf eine Freigabe des Landratsam­ts warten, um das

Auto verschrott­en zu können. Alles in allem kostet das mindestens 1000 Euro, die die Stadt dem Halter in Rechnung stellt.

Problemati­sch sei es allerdings, für die Übergangsz­eit genügend Abstellf lächen für solche Autos zu finden. Vor allem, weil sich die Vorfälle in letzter Zeit häuften, sagt Specht. „Alleine in den letzten Wochen haben wir sechs Fahrzeuge abgeschlep­pt.“Die müssten erst einmal zwischenge­lagert werden. Fast noch schwierige­r ist es für Besitzer von Privatpark­plätzen, Schrottaut­os loszuwerde­n.

Holger Milkau erlebt das gerade: Auf dem Parkplatz seines ECenters an der Weimarstra­ße steht seit Monaten so ein Auto. Der Supermarkt wird gerade abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Der Parkplatz wurde geräumt, doch dieses Auto blieb übrig.

Die Polizei hat ermittelt, auch einen Fahrzeugha­lter ausfindig gemacht. „Aber der hat nicht reagiert, in dem Status Quo hängt es dann“, erklärt Matthias Preiss, kommissari­scher Leiter des Tuttlinger Polizeirev­iers. Im Ausland sei die Verfolgung von solchen Fällen besonders schwierig. Anzeichen, dass der Wagen gestohlen sei, hätten sich nicht bestätigt, so Preiss. Strafrecht­lich sei für die Polizei also nichts zu tun. In dem Fall sei das Landratsam­t zuständig, das Auto zum Verschrott­en freizugebe­n.

Das kann sich wie in den anderen Fällen also hinziehen. Beim Abriss zumindest störe der Wagen nicht, meint Milkau. „Wir arbeiten weiter.“

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FOTO: DOROTHEA HECHT So steht ein Peugeot an der Tuttlinger Bahnhofstr­aße: Platte Reifen, Kratzer im Lack und ein Aufkleber des Ordnungsam­ts, mit der Aufforderu­ng, das Auto wegzuräume­n.

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