Schrottautos blockieren Parkplätze
Zum Teil sind es teure Autos, doch sie sind kaputt und niemand will sie mehr haben – zum Ärger für andere
- Der silberglänzende Audi kostet neu um die 40.000 Euro aufwärts. Seit Monaten steht er, verdellt, mit einem halb abgebrochenen Hinterrad, vor einem Baustellenschild in der Schützenstraße. Der dunkelblaue Peugeot in der Bahnhofstraße ist nicht weniger schlimm zugerichtet, ein Seitenspiegel hängt nur noch am Panzertape. Und auf dem Parkplatz von Aldi und Rewe parkt seit Wochen ein Opel-Kastenwagen mit platten Reifen, ein Kennzeichen hat er längst nicht mehr.
Mehrere kaputte Autos, zum Teil schrottreif, finden sich im Tuttlinger Straßenraum. Wem sie gehören, ist oft ein Rätsel. Sie loszuwerden, ist für Behörden und private Parkplatzbesitzer ein riesiges Ärgernis.
Auch andere Autofahrer leiden darunter, findet der Tuttlinger Christian Dorfmüller. „Die Autos blockieren Parkplätze, die andere eigentlich brauchen“, sagt er. Er ist des Öfteren in der Gegend um das Landratsamt unterwegs. Die Parkplätze seien gerade zu Stoßzeiten rar und würden so noch knapper, findet er. „Mich macht das richtig sauer!“
Er hat schon die Stadt Tuttlingen und das Landratsamt kontaktiert, doch eine schnelle Lösung ist in solchen Fällen nicht in Sicht. Das Problem dabei: „Solange ein Fahrzeug noch zugelassen ist und von diesem keine Gefahren ausgehen (z.B. auslaufendes Öl), hat die Stadt Tuttlingen zunächst keine Handhabe“, erklärt Stadtsprecher Arno Specht. Vor allem, wenn es nicht in einer gebührenpf lichtigen Parkzone steht. Jedes Auto darf im Straßenraum abgestellt werden.
Trotzdem versuche die Stadt, Halter von dauerparkenden Autos zu kontaktieren. Das gelinge aber nur selten, meint Specht. „Es kann also durchaus sein, dass ein Fahrzeug, das wie Schrott aussieht, tatsächlich aber noch zugelassen ist und deshalb noch Wochen im Verkehrsraum beobachtet werden kann.“
Stellt sich heraus, dass ein Auto nicht mehr zugelassen ist, wird die Stadt aktiv. Das Ordnungsamt klebt einen roten Zettel auf die Windschutzscheibe mit der Aufforderung, das Auto zu entfernen. Passiert das nicht,
kann die Stadt es abschleppen lassen. Der Halter muss die Kosten dafür und ein Bußgeld von 250 Euro bezahlen – wenn er denn aufzufinden ist.
„Selbst wenn wir die Halter ermitteln, stellen wir fest, dass nur selten die Einsicht und auch der Wille vorhanden ist, sich korrekt um das Schrottfahrzeug zu kümmern“, sagt Specht. Die Stadt muss dann auf eine Freigabe des Landratsamts warten, um das
Auto verschrotten zu können. Alles in allem kostet das mindestens 1000 Euro, die die Stadt dem Halter in Rechnung stellt.
Problematisch sei es allerdings, für die Übergangszeit genügend Abstellf lächen für solche Autos zu finden. Vor allem, weil sich die Vorfälle in letzter Zeit häuften, sagt Specht. „Alleine in den letzten Wochen haben wir sechs Fahrzeuge abgeschleppt.“Die müssten erst einmal zwischengelagert werden. Fast noch schwieriger ist es für Besitzer von Privatparkplätzen, Schrottautos loszuwerden.
Holger Milkau erlebt das gerade: Auf dem Parkplatz seines ECenters an der Weimarstraße steht seit Monaten so ein Auto. Der Supermarkt wird gerade abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Der Parkplatz wurde geräumt, doch dieses Auto blieb übrig.
Die Polizei hat ermittelt, auch einen Fahrzeughalter ausfindig gemacht. „Aber der hat nicht reagiert, in dem Status Quo hängt es dann“, erklärt Matthias Preiss, kommissarischer Leiter des Tuttlinger Polizeireviers. Im Ausland sei die Verfolgung von solchen Fällen besonders schwierig. Anzeichen, dass der Wagen gestohlen sei, hätten sich nicht bestätigt, so Preiss. Strafrechtlich sei für die Polizei also nichts zu tun. In dem Fall sei das Landratsamt zuständig, das Auto zum Verschrotten freizugeben.
Das kann sich wie in den anderen Fällen also hinziehen. Beim Abriss zumindest störe der Wagen nicht, meint Milkau. „Wir arbeiten weiter.“