Tuwass soll künftig den Haushalt der Stadt belasten
Bisher sind die Verluste an die Stadtwerke gekoppelt – Das birgt Gefahren
- Das Tuwass und das Freibad haben schon vor Corona Verluste eingefahren. Das jährliche Minus von etwa zwei Millionen Euro vor der Pandemie liegt mittlerweile bei gut drei Millionen Euro. Auch durch die gestiegenen Energiepreise. Das gefährdet die Stadtwerke als Betreiber der Bäder, denn es frisst den Gewinn auf. Das soll sich nun ändern.
Stand jetzt gibt es drei GmbHs, die miteinander verwoben sind: die Bäder GmbH, in die laut Vertrag die Ergebnisse der Stadtwerke Tuttlingen (SWT) GmbH und der Tuttlinger Parkhaus GmbH abgeführt werden. Zuletzt hat das nicht mehr gereicht, das Defizit der Bäder war so groß, dass die Stadt mehrere hunderttausend Euro jährlich zugeschossen hat.
Und: Die Verluste der Bäder steigen eher weiter, Energie und Personal werden teurer. Das verhindert die Eigenkapitalbildung und die Aufnahme neuer Kredite der Stadtwerke. Auch die Bank habe sich bereits eingeschaltet. Denn auch durch die Liberalisierung des Strom-Marktes sind die Gewinne der SWT zurückgegangen. Sie fordert deshalb die NichtAusschüttung der Gewinne an die Bäder.
„Die Stadtwerke werden in ihrer Entwicklung gehemmt“, stellte Oberbürgermeister Michael Beck in der Sitzung des Verwaltungsund Finanzausschusses des Gemeinderats am Montag fest. Dazu kommt: Die Stadt wolle das Tuwass erhalten und die SWT in ihrem Kerngeschäft stärken.
Auf die Stadtwerke kommen viele Herausforderungen zu. Das Thema Energiewende ist so eines. „Wir beschäftigen uns unter anderem mit Windkraft, mit Geothermie, PV-Anlagen und dem Thema Wasserstoff “, sagt Gerd Hertle, einer der beiden SWT-Geschäftsführer, zu den regenerativen Energieformen. Er geht davon aus, dass es in Zukunft eine
eigene Erzeugungssparte bei den SWT geben wird. Doch dafür muss sich die Gesellschaft neu aufstellen. Auch, um attraktiv für mögliche Partner oder Investoren zu sein, ohne die die Energiewende für ein relativ kleines Stadtwerk wie das Tuttlinger kaum zu schaffen ist.
Nur: Das derzeit komplizierte Konstrukt schrecke nicht nur mögliche Partner ab, sondern schmälert auch die Kreditfähigkeit des Unternehmens.
Mit Baker Tilly hat die Stadt eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, die Möglichkeiten der Neustrukturierung aufzeigen soll. Der Vorschlag: Die Bäder sollen als Eigenbetrieb im städtischen Haushalt abgewickelt und die Verluste über den Haushalt abgedeckt werden. Das habe den Vorteil, dass die Tuttlinger
Bürger somit transparenter mitbekommen würden, mit welchem Aufwand die Stadt diese Freizeiteinrichtungen jedes Jahr unterhalten muss.
Die Stadtwerke Tuttlingen GmbH würde dann künftig nur noch die Bereiche Strom, Gas und Wärme umfassen. Auch würde ein Eigenbetrieb Wasser/Abwasser gegründet werden. Aus dem Grund heraus, dass die Wasserversorgung damit alleine in öffentlicher Hand bleibt, ohne Einfluss eines möglichen Partners bei den Stadtwerken.
„Wir halten das Konzept für zielführend“, meinte Hans-Martin Schwarz (LBU), und auch sein Kollege Michael Seiberlich (CDU) betonte: „Wasser muss in der öffentlichen Hand bleiben.“Zudem behalte die Stadt durch diese Umstellung die Entscheidung darüber,
wie hoch die Wasserpreise und die Eintrittspreise in die Bäder sein werden. Schwarz: „Uns ist wichtig, dass jeder Tuttlinger die Möglichkeit haben soll, das Bad zu besuchen.“Klar sei auch, dass sie immer ein Zuschussgeschäft bleiben werden.
Oberbürgermeister Beck sieht keinen Grund darin, „dass wir wohlhabende Schweizer mit Steuergeldern subventionieren“, wie er sagte. Der Wellnessbereich im Tuwass müsse Gewinn erzielen, stellte er klar. Das Schulschwimmen nicht. Auch ihm ist wichtig: „Wir müssen nach außen klar sagen, was es kostet und dass der Steuerzahler für alles aufkommt.“Auch wenn nur 20 bis 30 Prozent der Tuttlinger Bürger das Bad besuchen würden.
Wie geht es nun weiter? „Das Konzept muss Anfang kommenden
Jahres fundiert stehen und ein Beschluss des Gemeinderats da sein“, so Gerd Hertle. Diese Zeit nehme man sich, weil das Thema komplex sei und auch Fragen des Steuer- und Gesellschaftsrechts betreffen.
Auch wenn die Neuausrichtung wie geschildert beschlossen wird – für die Mitarbeiter ändere sich nichts, sagt Hertle. Denn „das Doing“bei Bädern und Wasser/Abwasser verbleibe bei den Stadtwerken. Heißt auch: „Die Bädermitarbeiter sind bei den Stadtwerken, da wird sich auch nichts dran ändern.“
Noch offen ist, wie es mit der Parkhaus GmbH weitergeht. Die Parkgarage Zentrum/Rathaus Am Seltenbach gehört den Stadtwerken. Eventuell geht sie künftig in der SWT GmbH auf. Auch ein Verkauf ist eine Möglichkeit.