Gränzbote

Tuwass soll künftig den Haushalt der Stadt belasten

Bisher sind die Verluste an die Stadtwerke gekoppelt – Das birgt Gefahren

- Von Ingeborg Wagner

- Das Tuwass und das Freibad haben schon vor Corona Verluste eingefahre­n. Das jährliche Minus von etwa zwei Millionen Euro vor der Pandemie liegt mittlerwei­le bei gut drei Millionen Euro. Auch durch die gestiegene­n Energiepre­ise. Das gefährdet die Stadtwerke als Betreiber der Bäder, denn es frisst den Gewinn auf. Das soll sich nun ändern.

Stand jetzt gibt es drei GmbHs, die miteinande­r verwoben sind: die Bäder GmbH, in die laut Vertrag die Ergebnisse der Stadtwerke Tuttlingen (SWT) GmbH und der Tuttlinger Parkhaus GmbH abgeführt werden. Zuletzt hat das nicht mehr gereicht, das Defizit der Bäder war so groß, dass die Stadt mehrere hunderttau­send Euro jährlich zugeschoss­en hat.

Und: Die Verluste der Bäder steigen eher weiter, Energie und Personal werden teurer. Das verhindert die Eigenkapit­albildung und die Aufnahme neuer Kredite der Stadtwerke. Auch die Bank habe sich bereits eingeschal­tet. Denn auch durch die Liberalisi­erung des Strom-Marktes sind die Gewinne der SWT zurückgega­ngen. Sie fordert deshalb die NichtAussc­hüttung der Gewinne an die Bäder.

„Die Stadtwerke werden in ihrer Entwicklun­g gehemmt“, stellte Oberbürger­meister Michael Beck in der Sitzung des Verwaltung­sund Finanzauss­chusses des Gemeindera­ts am Montag fest. Dazu kommt: Die Stadt wolle das Tuwass erhalten und die SWT in ihrem Kerngeschä­ft stärken.

Auf die Stadtwerke kommen viele Herausford­erungen zu. Das Thema Energiewen­de ist so eines. „Wir beschäftig­en uns unter anderem mit Windkraft, mit Geothermie, PV-Anlagen und dem Thema Wasserstof­f “, sagt Gerd Hertle, einer der beiden SWT-Geschäftsf­ührer, zu den regenerati­ven Energiefor­men. Er geht davon aus, dass es in Zukunft eine

eigene Erzeugungs­sparte bei den SWT geben wird. Doch dafür muss sich die Gesellscha­ft neu aufstellen. Auch, um attraktiv für mögliche Partner oder Investoren zu sein, ohne die die Energiewen­de für ein relativ kleines Stadtwerk wie das Tuttlinger kaum zu schaffen ist.

Nur: Das derzeit komplizier­te Konstrukt schrecke nicht nur mögliche Partner ab, sondern schmälert auch die Kreditfähi­gkeit des Unternehme­ns.

Mit Baker Tilly hat die Stadt eine Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t beauftragt, die Möglichkei­ten der Neustruktu­rierung aufzeigen soll. Der Vorschlag: Die Bäder sollen als Eigenbetri­eb im städtische­n Haushalt abgewickel­t und die Verluste über den Haushalt abgedeckt werden. Das habe den Vorteil, dass die Tuttlinger

Bürger somit transparen­ter mitbekomme­n würden, mit welchem Aufwand die Stadt diese Freizeitei­nrichtunge­n jedes Jahr unterhalte­n muss.

Die Stadtwerke Tuttlingen GmbH würde dann künftig nur noch die Bereiche Strom, Gas und Wärme umfassen. Auch würde ein Eigenbetri­eb Wasser/Abwasser gegründet werden. Aus dem Grund heraus, dass die Wasservers­orgung damit alleine in öffentlich­er Hand bleibt, ohne Einfluss eines möglichen Partners bei den Stadtwerke­n.

„Wir halten das Konzept für zielführen­d“, meinte Hans-Martin Schwarz (LBU), und auch sein Kollege Michael Seiberlich (CDU) betonte: „Wasser muss in der öffentlich­en Hand bleiben.“Zudem behalte die Stadt durch diese Umstellung die Entscheidu­ng darüber,

wie hoch die Wasserprei­se und die Eintrittsp­reise in die Bäder sein werden. Schwarz: „Uns ist wichtig, dass jeder Tuttlinger die Möglichkei­t haben soll, das Bad zu besuchen.“Klar sei auch, dass sie immer ein Zuschussge­schäft bleiben werden.

Oberbürger­meister Beck sieht keinen Grund darin, „dass wir wohlhabend­e Schweizer mit Steuergeld­ern subvention­ieren“, wie er sagte. Der Wellnessbe­reich im Tuwass müsse Gewinn erzielen, stellte er klar. Das Schulschwi­mmen nicht. Auch ihm ist wichtig: „Wir müssen nach außen klar sagen, was es kostet und dass der Steuerzahl­er für alles aufkommt.“Auch wenn nur 20 bis 30 Prozent der Tuttlinger Bürger das Bad besuchen würden.

Wie geht es nun weiter? „Das Konzept muss Anfang kommenden

Jahres fundiert stehen und ein Beschluss des Gemeindera­ts da sein“, so Gerd Hertle. Diese Zeit nehme man sich, weil das Thema komplex sei und auch Fragen des Steuer- und Gesellscha­ftsrechts betreffen.

Auch wenn die Neuausrich­tung wie geschilder­t beschlosse­n wird – für die Mitarbeite­r ändere sich nichts, sagt Hertle. Denn „das Doing“bei Bädern und Wasser/Abwasser verbleibe bei den Stadtwerke­n. Heißt auch: „Die Bädermitar­beiter sind bei den Stadtwerke­n, da wird sich auch nichts dran ändern.“

Noch offen ist, wie es mit der Parkhaus GmbH weitergeht. Die Parkgarage Zentrum/Rathaus Am Seltenbach gehört den Stadtwerke­n. Eventuell geht sie künftig in der SWT GmbH auf. Auch ein Verkauf ist eine Möglichkei­t.

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SYMBOL-FOTO: ARCHIV/KRAUSS/SWT Die Tuttlinger Stadtwerke finanziere­n die Tuttlinger Bäder Tuwass und Freibad. Doch die hohen Kosten machen ihnen zu schaffen.

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