Nach eineinhalb Jahren läuft erst ein Projekt
Hürden beim Sanierungsgebiet Sonnenbuckel/Weimarstraße – Keine Visionen für brachliegendes Areal
- Seit Sommer 2022 gibt es das Sanierungsgebiet „Sonnenbuckel/Weimarstraße“. Doch vor allem bei den privaten Eigentümern ist bislang noch nicht viel passiert.
Leerstehende Gebäude, brachliegende Flächen, schäbige Häuserzeilen: Mit dem Sanierungsgebiet hat die Stadtverwaltung einen Bereich ausgesucht, der an etlichen Stellen dringend eine Sanierung oder zumindest eine kleine Aufhübschung gebrauchen könnte. Zehn Jahre, bis Ende 2034, können Eigentümer für Sanierungsvorhaben einen Zuschuss bekommen.
Konkret heißt das: Wer privat modernisiert, kann bis zu 35 Prozent der Kosten erstattet bekommen, maximal jedoch 40.000 Euro. Bis zu 50.000 Euro Förderung gibt es bei besonderen Projekten, etwa der Renovierung eines Denkmals. Weitere Projekte können per Einzelbeschluss durch den Gemeinderat gefördert werden – vorausgesetzt, sie passen zu den Entwicklungszielen des Sanierungsgebiets.
Eineinhalb Jahre nach Start des Sanierungsgebiets ist jedoch noch kein einziger privater Modernisierungsvertrag unterschrieben. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, gab es bislang 17 Beratungen mit interessierten Eigentümern oder Eigentümergemeinschaften. Mit dieser Resonanz sei man zum jetzigen Zeitpunkt „sehr zufrieden“, urteilt das Rathaus.
So macht das Zinsniveau und die insgesamt hohen Kosten für Sanierungsmaßnahmen manch einem sanierungswilligen Eigentümer einen Strich durch die Rechnung. Denn auch wenn es
Zuschüsse gibt, müssen Hausbesitzer selbst viel Geld in die Hand nehmen. Dazu kommt, dass nicht in jedem Haus Einigkeit herrscht: Etliche der Gebäude befinden sich im Besitz mehrerer Personen, das sogenannte Stockwerkseigentum, weiß die Stadtverwaltung. „Um einen Sanierungsvertrag abzuschließen – bei dem es immer auch um das äußere Erscheinungsbild und eine energetische Verbesserung der Gebäude geht – benötigt man aber die Bereitschaft aller Eigentümer. Und das dauert eben“, sagt Stadt-Pressesprecher Arno Specht.
Ein Paar, das in seinem Haus gerne das Dachgeschoss ausbauen und andere Sanierungsmaßnahmen umsetzen würde, verweist
im Gespräch mit unserer Redaktion zudem auf die mühsame Vorarbeit, die sie auf sich nehmen müssen. „Die Vorgaben sind so, dass man entweder einen Architekt braucht oder selbst drei Angebote einholen muss“, berichten sie. Das sei aufwändig und brauche Zeit. Zudem müsse man im Vorfeld klar auf listen, was alles konkret gemacht werden soll. „Einfach mal sagen, wir legen jetzt los, geht nicht.“
Etliche Stunden hat das Paar bereits in ihr Ausbauprojekt gesteckt: Architekt, Sanierungsfahrplan von einem Energieberater, Banktermine wegen einer KfW-Förderung. Trotz der vielen Vorarbeit sei die Förderung für sie auf alle Fälle attraktiv, sagen sie.
Denn: „Im Prinzip bekommt man ja 40.000 Euro geschenkt. Und die Ausgaben sind steuerlich absetzbar, das ist toll.“
Vorangeschritten sind auch schon die Pläne für einen Bereich des Sonnenbuckels, die allerdings um einiges größer sind als nur ein simpler Dachausbau. Dort geht es um die Zukunft einer leerstehenden Fabrik samt vorderer Häuserfront. Erste Entwürfe der Eigentümer und ihres Architekten wurden dem Gemeinderat nichtöffentlich bereits vorgestellt. „Noch ist es zu früh, aber bald können wir öffentlich mehr dazu sagen“, vertröstet der Architekt auf Nachfrage.
Gewählt ist der Ausschnitt des Sanierungsgebiets bewusst so, dass vor allem auch kommunale Projekte profitieren. Manch ein „Problemfall“könnte so begünstigt werden – etwa das evangelische Gemeindehaus, das zur städtischen Musikschule werden soll, die Alte Festhalle oder die geplante Zughaltestelle an der Stuttgarter Straße.
Das einzige, das davon bereits läuft, ist der Neubau des Rathausstegs. Das nächste Projekt im Sanierungsgebiet wird das evangelische Gemeindehaus sein. Voraussichtlich zum Jahreswechsel soll es in den Besitz der Stadt übergehen. „Die Gespräche zwischen der Stadt und der evangelischen Kirche sind weit vorangeschritten“, berichtet Pressesprecher Specht. „Förderfähig sind dann der Grunderwerb sowie die durchzuführenden Sanierungsmaßnahmen“, sagt er.
Noch nicht viel tut sich hingegen in einem Quartier, das bereits seit Jahren brachliegt. Für das Viertel zwischen der Unteren Vorstadt, der Dammstraße und dem Flachsweg gibt es nach wie vor keine konkreten Pläne. Davon gehören zwei leerstehende Häuser in der Unteren Vorstadt der Wohnbau. Sie kaufte zudem erst vor einigen Wochen von der Lebenshilfe ein Grundstück am Flachsweg, das einst dem FED (Familienentlastender Dienst) gehört hatte.
Ein weiterer Teil des ungenutzten Areals gehört einem in Tuttlingen geborenen Erben. Dieser ist durchaus bereit, auf seinem Gelände etwas Neues entstehen zu lassen. „Für mich muss das aber eine sinnvolle Lösung sein“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit Jahren schon laufen Gespräche mit der Stadt – richtig einig ist man sich jedoch noch nicht geworden.