Teuer für verschimmeltes Obst und Gemüse bezahlt
Supermarktbetreiber und Mitarbeiter bekommen einen Strafbefehl – Unhaltbare hygienische Zustände
- ●Verschimmeltes Obst und Gemüse. Verpackungen, in denen das Fäulniswasser stand. Nach mehreren Kontrollen von Polizei und der Lebensmittelüberwachung des Landratsamts müssen Betreiber und Mitarbeiter eines Supermarkts in Tuttlingen eine Geldstrafe bezahlen. Und offenbar läuft es dort noch immer nicht rund.
„Das ist wirklich eklig“, fasste Richterin Larissa Terlecki die Zustände im Markt zusammen. Trauben, Feigen, Himbeeren, Ingwer, Tomaten, Peperoni und, und, und waren von Schimmel befallen und wiesen Fäulnis auf.
Lebensmittel in einem solchen Zustand dürfen nicht mehr verkauft werden. Sie sind für den Verzehr ungeeignet, da sie ernsthaft krank machen können.
Die Richterin ging auch auf den Reinigungszustand des Marktes ein. „Der Boden – widerlich“, befand sie. Laut eines Polizisten, der vor Ort war, waren Besen und Putzmaschine so verdreckt, dass sie nicht mehr zu verwenden waren. Dafür gab es Geldstrafen von jeweils 1500 Euro, sowohl für einen Mitarbeiter wie für den geschäftsführenden Gesellschafter, der regelmäßig in Tuttlingen ist. Der Angestellte ist zudem betriebsintern abgemahnt worden.
Die mangelhaften Zustände sind nur durch Zufall aufgefallen. Die Polizei hatte den Hinweis bekommen, dass ein Mann, den sie in einer anderen Sache vernehmen wollte, dort in der Metzgerei arbeitet.
Beim Durchlaufen durch den Markt sind den Beamten dann die angegammelten Früchte und Gemüsesorten aufgefallen. Der Hinweis ging an das Landratsamt, und zusammen mit den Kontrolleuren des Lebensmittelüberwachung gab es im Juli 2022 einen
Vororttermin. Fliegen und Wespen seien bereits in der Auslage im Freien an verschimmelten Lebensmitteln aufgefallen. Innen gab es die auch, zudem Fertigpackungen, die vergammelt waren und in denen Wasser stand.
Auch bei anderen Terminen der Lebensmittelkontrolleure gab es Beanstandungen. Die Menge an Obst und Gemüse, das dabei aussortiert werden musste, habe einen ganzen Einkaufswagen gefüllt.
Der Angestellte sei immer dabei gewesen und wurde auf die Missstände hingewiesen. „Nur hatten wir jedesmal den Eindruck, es interessiere ihn nicht“,
sagte der Polizeibeamte am Dienstag vor dem Amtsgericht aus. Allerdings sind die Deutschkenntnisse des Mannes offenkundig sehr schlecht. Er wurde als Zeuge vernommen, hatte aber Schwierigkeiten, die Fragen der Richterin zu verstehen.
Nach mehreren Besuchen der Kontrolleure wurde ein Strafbefehl ausgesprochen. Dass die Sache nun vor Gericht kam, hängt mit einem dritten Mann zusammen. Auch der sollte 1500 Euro Strafe bezahlen, legte aber Widerspruch ein.
Mit Erfolg. Er wurde nun freigesprochen. Zwar ist auch er Gesellschafter des Unternehmens,
doch praktisch nie vor Ort. Seine Aufgabe ist es, die Lebensmittel am Großmarkt einzukaufen. Der Anwalt des Mannes aus Leonberg legte eine Zusatzklausel des Gesellschaftervertrags vor, aus dem hervorgeht, dass der 32-Jährige von der Aufsichtspflicht befreit ist.
Die Mängelliste ist damit aber nicht am Ende. Es gab weitere Beanstandungen über die Zustände im Supermarkt und in nächster Zeit ein weiteres Gerichtsverfahren, so Terlecki.
Auch die Metzgerei im Supermarkt, die eine andere GmbH betreibt, ist erst unlängst negativ aufgefallen. Die Lebensmittelkontrolleure
haben im Oktober 2023 den Verkauf für einen Tag gestoppt.
Im öffentlich zugänglichen Bericht des Ministeriums für Ernährung, ländlicher Raum und Verbraucherschutz ist von offen gelagertem Fleisch die Rede, „teilweise angetrocknet und dunkel bis schwarz verfärbt und ebenfalls stark fauligem Geruch“. Im Kühlraum wurde offenes Fleisch und vier teils unverpackte Schlachtkörper von Lämmern mit verdorbenem Fleisch und Fisch gelagert.
Bei der Nachkontrolle am Tag darauf seien die Missstände behoben gewesen, heißt es weiter. Der Verkauf konnte weitergehen.