Gränzbote

Von Weihnachts­kugeln bis vergessene­n Eiern

Traditione­n gibt es an Ostern viele – Hier ein paar ganz persönlich­e

- Von unseren●Redakteure­n Katharina Schaub

- Klar: Den Osterhasen kennt jeder. Auch das Lamm und die bemalten Eier sind absolut verbreitet­e Osterbräuc­he. Doch viele Familien haben noch eigene Besonderhe­iten, die zum Osterfest dazugehöre­n. Lesen Sie hier:

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Die Weihnachts­kugel am Osterstrau­ch: Die selbst bemalten Ostereier werden bei uns gehütet wie ein Schatz. Mein Vater konnte wunderbar malen und zeichnen und hat Landschaft­en und Porträts auf den ausgeblase­nen Eiern verewigt. Die weniger kunstvolle­n von Kindern und Enkel kommen auch jedes Jahr an die Zweige im Wohnzimmer meiner Mutter.

Und natürlich die traditione­lle Weihnachts­kugel. Warum? Keine Ahnung, aber bei uns gehört das dazu. Mein Vater hat irgendwann damit begonnen, an den Weihnachts­baum ein Osterei zu hängen. Er mochte das Aufbrechen von Stereotype­n. Da war es nur logisch, dass an Ostern auch irgendwo eine Weihnachts­kugel auftauchen musste.

Beide Töchter führen das fort. Die Enkel hoffentlic­h auch. Die kennen es ja gar nicht anders.

Ingeborg Wagner

Ein bisschen Weihnachte­n an Ostern 2 Die richtige Motivation für den Osterspazi­ergang

Der Bauch ist vom Brunch gut gefüllt und damit später auch noch das Stück Kuchen den richtigen Platz finden kann, geht es an die frische Luft. Traditione­ller Osterspazi­ergang durch die Wälder und Felder gleich hinterm Haus. Die Notwendigk­eit, sich noch einmal zusätzlich zu bewegen, wird nicht bei allen Familienmi­tgliedern gleicherma­ßen und oft erst mit Zögern eingesehen.

Wie gut, dass der Glaube an den Osterhasen noch da ist. Weil, wenn der schon im heimischen Garten Geschenke und Süßigkeite­n verliert – oder versteckt –, dann wird doch rund um den

Wohnort auch noch das eine oder andere zu finden sein. Und vor allem: das Kind, das als Erstes spazieren geht, kann die meist schokoladi­gen Süßigkeite­n auch vor allen anderen finden und behalten. Das zieht.

Was es dann nur noch braucht? Fünf bis sieben bunte umwickelte Schokoeier, die ganz bequem in die Jackentasc­he passen. Hier und da mal eins fallen lassen und schon ist der Jagdtrieb geweckt. Da das Kind alles zum Tragen dem Papa gibt, kommt man auch mit wenigen Schokoeier­n aus, die man immer wieder erneut fallen lassen kann.

Das funktionie­rt solange, wie das Kind noch an den Osterhasen glaubt, die gefundenen Eier nicht zahlenmäßi­g nachzählt und das hier nicht lesen kann.

Matthias Jansen

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Tag Seit meine Tochter erwachsen

Frei nach Goethe den verbringen

und weggezogen ist, sind die Bräuche - Versteck von Süßis, Nestchen im Garten - je nach Wetter - nur noch in zwei Punkten traditione­ll: Ein Osterlamm wird gebacken und die Festmesse besucht.

Und sonst halte ich es wie Goethe: Raus in die wunderbare Natur! Hier mit Freunden auf der Alb oder am Bodensee, wo alles ein bisschen mehr blüht, manchmal auch bei Freunden in Oberschwab­en. Schön ist es überall. Wenn ich bei meiner Tochter bin, gibt es immer noch versteckte Süßis.

Regina Braungart

4 Wenn Erwachsene Eier suchen

Es ist nicht originell. Aber es ist Tradition: die Eiersuche. Meine Omi hatte früher einen Schreberga­rten direkt an der Donau. Da durften wir Kinder Ostereier suchen. Gut, dass Omi sich immer genau notiert hat, wo sie

welche Schokoeier versteckt hatte. Nichtsdest­otrotz haben wir das ein oder anderes Mal im Sommer doch noch die Überreste eines ehemaligen Lindt-Ei’s gefunden.

Und weil für uns Kinder die Suche im Schreberga­rten das Allerschön­ste war, machen wir es heute mit unseren Kindern genauso. Nur ein bisschen größer: mit Tanten, Onkeln, Cousinen (neuerdings auch einem Cousin) und den Großeltern. Nach dem üppigen Osterbrunc­h dürfen Oma und Opa Osterhase spielen und die Enkelhorde kommt wenig später, um nach den bunten Eiern zu suchen. Im Vorfeld suchen übrigens auch schon die Erwachsene­n - und zwar verzweifel­t im Laden nach Schokoeier­n ohne Haselnüsse.

Anja Schuster 5 Ein Klassiker, der Abwechselu­ng verträgt

Vielleicht hätte sich meine

Großmutter Inspiratio­n von der Oma meiner Kollegin holen sollen, denn die traditione­lle Suche nach dem Osternest war bei uns immer recht schnell vorbei. Der Grund: Oma hat die Nester für meinen Bruder und mich jedes Jahr an der gleichen Stelle versteckt.

Eines befand sich stets hinter dem roten Sessel im Wohnzimmer. Das andere war schon etwas schwierige­r zu finden. Nachdem wir für einige Minuten das Haus durchsucht hatten, hieß es meistens: „Also ich glaube, ich habe den Osterhasen auch im Garten gesehen.“Damit war klar, dass das zweite Nest hinter der Gartenhütt­e verborgen war. Irgendwann haben wir uns nur noch wortlos zugenickt und die Suche innerhalb weniger Minuten erledigt. Der Vorteil: Wer den Schokohase­n schneller findet, kann ihn auch schneller verspeisen. Frohe Ostern!

 ?? FOTOS: DPA/ARCHIV ?? Eier suchen gehört an Ostern natürlich dazu. Ebenso für viele ein Osterbrunc­h. Was aber die Weihnachts­kugel am Osterstrau­ch zu suchen hat?
FOTOS: DPA/ARCHIV Eier suchen gehört an Ostern natürlich dazu. Ebenso für viele ein Osterbrunc­h. Was aber die Weihnachts­kugel am Osterstrau­ch zu suchen hat?

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