Chipfabrik von ZF und Wolfspeed auf der Kippe?
(tjh) - Das Prestige-Projekt von ZF wackelt wieder: Wie die „Frankfurter Allgemeine“nun berichtet, soll es beim geplanten Bau einer Chipfabrik im Saarland zu Verzögerungen kommen. Der Grund: Wolfspeed, der Projektpartner des Friedrichshafener Zulieferers, will offenbar mehr Subventionen für das Milliarden-Werk auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf nahe Saarlouis.
Wolfspeed habe zusätzlich zu den bereits zugesagten Subventionen – der Bund steuert 360 Millionen Euro bei, das Saarland 155 Millionen Euro – nun auch Hilfen aus dem „European Chips Act“beantragt, heißt es. Das Programm, mit dem die EU die Produktion von Halbleitern in Europa hochfahren will, war vor einem Jahr noch gar nicht verabschiedet. Nun wollen die Amerikaner auch dieses Förderprogramm nutzen. Es heißt sogar: Sollte Wolfspeed daraus kein zusätzliches Geld bekommen, könnte das gesamte Projekt noch scheitern. „Ohne Gesamtpaket kein Spatenstich“, zitiert die FAZ aus dem Umfeld des US-Konzerns.
Nun droht zumindest eine deutliche Verzögerung: Zuletzt hatte Wolfspeed-Vorstandsboss Gregg Lowe auf einer Konferenz mit Finanzanalysten gesagt, der Bau der Fabrik für Siliziumkarbid-Chips werde frühestens 2025 und nicht schon Mitte dieses Jahres gestartet. Es seien „noch einige Arbeitsschritte“zu tun, „bevor wir in die Bauphase einsteigen können“, so Lowe dazu.
ZF beschwichtigt derweil: Man rechne weiterhin damit, dass der Bau der Fabrik verwirklicht werde – wenn auch etwas später als geplant. Zudem soll ein Chip-Entwicklungszentrum im Großraum Nürnberg entstehen. „Wir gehen davon aus, unsere Projekte mit Wolfspeed inhaltlich wie geplant umzusetzen. Chips sind knapp und stark nachgefragt, daher arbeiten wir zusammen daran, die Knappheit zu beheben“, sagte ein ZF-Sprecher am Montag auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Die saarländische Landesregierung deutete derweil an, dass sie für die Ansiedlung der Fabrik bei Bedarf nochmals tiefer in die Tasche greifen würde.
Vor einem Jahr hatten ZF und Wolfspeed das Vorhaben, das bis zu drei Milliarden Euro kosten und 1000 Arbeitsplätze schaffen soll, mit großem Tamtam vorgestellt. Damals mit dabei: Bundeskanzler Olaf Scholz.