Gränzbote

Perfektion­istin mit Führungsan­spruch

Giulia Gwinn möchte bei den DFB-Frauen noch mehr Verantwort­ung übernehmen

- Von Jana Lange

(SID) - Spielführe­rin Alexandra Popp: verletzt. Vize-Kapitänin Svenja Huth: zurückgetr­eten. Abwehrchef­in Marina Hegering: verletzt. Zum Start in die EMQualifik­ation fahnden die deutschen Fußballeri­nnen zwangsläuf­ig nach neuem Führungspe­rsonal. Nur gut, dass Giulia Gwinn ihre Bewerbung längst eingereich­t hat.

„Ich möchte Verantwort­ung übernehmen und das auch verkörpern“, betonte die 24-Jährige. Nach zwei überstande­nen Kreuzbandr­issen ist die Außenverte­idigerin vom deutschen Meister FC Bayern bereit für eine tragende Rolle im Nationalte­am. Auf und neben dem Platz.

Ihr Credo lautet, „dass es uns als Team hilft, wenn jüngere Spielerinn­en Verantwort­ung übernehmen – neben dem Platz, aber vor allem auch im Spiel.“Also schnappt sich Gwinn im DFB-Trikot ohne Zögern den Ball, wenn ein Elfmeter für Deutschlan­d gepfiffen wird. „Da gehe ich voran, verstecke mich nicht. Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.“

Das gilt auch für den Umgang mit Medien, Fans und Werbepartn­ern. Nach Spielen steht Gwinn gerne für Interviews parat, während andere lieber an den Reportern vorbeihusc­hen. Als das DFB-Team im Februar beim 1:2 in Frankreich seine erste OlympiaCha­nce vergeben hatte, sprach Gwinn Klartext – und forderte live im TV ein Ende des „Angsthasen-Fußballs“.

Mit ihren über 600.000 Followern auf Instagram gilt die Ailingerin als unangefoch­tene SocialMedi­a-Queen der DFB-Frauen. Doch in eine Schublade will sie deswegen nicht gesteckt werden. „Ich bin keine Inf luencerin“, betonte Gwinn in Bayern Münchens Mitglieder­magazin „51“. „Ich möchte immer als Fußballeri­n gesehen werden.“Dieses „Drumherum“sei letztlich nur „eine schöne Nebensache“.

In ihrem Hauptjob geht es mit den Vize-Europameis­terinnen am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Österreich und gegen Island am Dienstag (18.10 Uhr/ ZDF) in Aachen um die ersten Punkte für die Teilnahme an der EM 2025 in der Schweiz. Und zugleich um die Vorbereitu­ng auf das Highlight in diesem Sommer. Unter Interims-Bundestrai­ner Horst Hrubesch soll bei den Olympische­n Spielen in Paris (24. Juli bis 11. August) eine Medaille her. Nach dem verletzung­sbedingt verpassten WMDebakel im Vorjahr brennt Gwinn auf das Turnier. „Dieses Event Olympia ist für Sportler mit nichts zu vergleiche­n“, schwärmte sie im „Kicker“.

Beim kniffligen Casting des Mini-Kaders mit nur 18 Spielerinn­en ist Gwinn, die einst beim VfB Friedrichs­hafen und FV Ravensburg ausgebilde­t wurde, als eine der weltweit besten Rechtsvert­eidigerinn­en unumstritt­en. Ob mentales Training, Ernährung oder Neuroathle­tik – Gwinn besticht durch ihren Ehrgeiz, „alles um den Fußball herum zu optimieren“.

Das gilt selbst für ihr Markenzeic­hen, den geflochten­en Zopf. Der dauere „nur fünf Minuten. Aber wenn er mir nicht passt, dann mache ich ihn noch mal neu. Das klingt jetzt vielleicht eitel“, so Gwinn, aber darum gehe es ihr nicht: „Ich bin einfach perfektion­istisch.“

„Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.“Giulia Gwinn

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FOTO: BEAUTIFUL SPORTS/IMAGO Obwohl sie auch bei Social Media sehr erfolgreic­h ist, möchte sich Giulia Gwinn (hier beim Selfie mit ihren Eltern) auf den Fußball fokussiere­n.

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