Vogelhaus ist nicht gleich Vogelhaus
Nabu-Vorsitzender gibt Tipps, wie die perfekte Bruthilfe aussehen kann
- Amsel, Drossel, Fink und Star. Und die ganze Vogelschar... tummelt sich mehr oder weniger häufig in den heimischen Gärten. Um ihre Brut gut aufziehen zu können und im Winter geschützt zu sein, braucht es vor allem eines: genügend Vogelhäuschen. Doch dabei gibt es einiges zu beachten.
Denn: Vogelhaus ist nicht gleich Vogelhaus. Je nach Art haben die Tiere unterschiedliche Bedürfnisse. Angefangen bei der Lochgröße am Häuschen. „Der Blaumeise reicht ein Durchmesser von 28 Millimetern, die wesentlich größere Kohlmeise hingegen braucht 32 Millimeter“, erklärt Hannes Egle, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe. Aber es geht noch viel größer: Die Dohle braucht 80 Millimeter und der Waldkauz sogar 130.
Im Inneren benötigen die Vögel
genügend Platz – zum einen für das Nest. „Zum anderen braucht der Vogel auch ein wenig Raum, um sich neben dem Nest aufzuhalten“, sagt Egle. Sogenannte Halbhöhlenöffnungen seien besonders geeignet für Halbhöhlenund Nischenbrüter wie Hausrotschwanz, Bachstelze, Grauschnäpper und gelegentlich Rotkehlchen. Wichtig sei auch, dass das Vogelhaus nicht der Wetterseite zugewandt und geschützt ist. Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten sei ideal.
„Außerdem sollte man die Kästen in einer gewissen Höhe montieren. Am besten in einer Höhe von zwei bis drei Metern“, sagt Egle. So kämen Katzen oder Marder nicht an das Nest.
Denn: Deutschlandweit nimmt die Vogelpopulation ab. Neben Katzen sind vor allem fehlende Lebensräume und Nahrung schuld daran, dass immer mehr Vögel von der Bildfläche verschwinden. „Wo früher fünf Vögel zwitscherten, ist es heute nur noch einer. Derzeit verlieren wir jedes Jahr etwa ein Prozent unserer Vogelindividuen“, schreibt Peter Berthold, Professor für Vogelkunde, der jahrelang Direktor des Max-PlanckInstituts für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee war.
In den Tuttlinger Gärten ist die Vogelpopulation aktuell noch relativ stabil, sagt Egle. Jährlich finden von der Nabu Vogelzählungen statt, bei denen Bürgerinnen und Bürger in ihrem Garten aktiv mitzählen können. Für einen besseren Schutz der Tiere sei bei den neueren Kästen ein Vorbau ums Loch des Häuschens. „Das ist wichtig, dass beispielsweise Eichhörnchen mit dem Arm nicht hineingreifen können“, sagt der Nabu-Vorsitzende.
Was sonst noch zu beachten ist? Dass kein Regen eindringen kann, sollte ein Nistkasten niemals nach hinten, eher nach vorne überhängen. Wer selbst basteln möchte, sollte auf stabiles Material achten, damit beispielsweise der Specht keine Gelegenheit bekommt, das Häuschen zu durchlöchern. Was sich bewährt hat, sind laut Egle sogenannte HolzbetonNistkästen. „Das Material sorgt dafür, dass sich der Kasten im Sommer nicht zu sehr auf heizt und im Winter nicht abkühlt.
Und wann kann man die Vogelhäuschen auf hängen? „Eigentlich das ganze Jahr über“, sagt Egle und ergänzt: „Lieber einen zu viel, als einen zu wenig.“Beachten sollte man nur, dass zwischen den Nisthilfen genug Abstand ist. Nur so sei gewährleistet, dass brütende Tiere auch genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden und es zu keiner Konkurrenzsituation kommt.
Eine Ausnahme gibt es trotzdem: „Koloniebrüter, wie der Star oder die Schwalbe“, so der Nabu-Vorsitzende. Die Vogelarten brüten am liebsten in Nisthilfen, die direkt nebeneinander hängen – ähnlich wie bei Reihenhäusern.
Und sind die Vogelkinder dann endlich flügge, geht es am Ende noch an die Reinigung: „Die alten Nester müssen aus dem Kasten, sonst wird das Häuschen nicht mehr weiter genutzt“, weiß Egle.