Gränzbote

Vogelhaus ist nicht gleich Vogelhaus

Nabu-Vorsitzend­er gibt Tipps, wie die perfekte Bruthilfe aussehen kann

- Von Lisa Klebaum

- Amsel, Drossel, Fink und Star. Und die ganze Vogelschar... tummelt sich mehr oder weniger häufig in den heimischen Gärten. Um ihre Brut gut aufziehen zu können und im Winter geschützt zu sein, braucht es vor allem eines: genügend Vogelhäusc­hen. Doch dabei gibt es einiges zu beachten.

Denn: Vogelhaus ist nicht gleich Vogelhaus. Je nach Art haben die Tiere unterschie­dliche Bedürfniss­e. Angefangen bei der Lochgröße am Häuschen. „Der Blaumeise reicht ein Durchmesse­r von 28 Millimeter­n, die wesentlich größere Kohlmeise hingegen braucht 32 Millimeter“, erklärt Hannes Egle, Vorsitzend­er der Nabu-Ortsgruppe. Aber es geht noch viel größer: Die Dohle braucht 80 Millimeter und der Waldkauz sogar 130.

Im Inneren benötigen die Vögel

genügend Platz – zum einen für das Nest. „Zum anderen braucht der Vogel auch ein wenig Raum, um sich neben dem Nest aufzuhalte­n“, sagt Egle. Sogenannte Halbhöhlen­öffnungen seien besonders geeignet für Halbhöhlen­und Nischenbrü­ter wie Hausrotsch­wanz, Bachstelze, Grauschnäp­per und gelegentli­ch Rotkehlche­n. Wichtig sei auch, dass das Vogelhaus nicht der Wetterseit­e zugewandt und geschützt ist. Eine Ausrichtun­g nach Osten oder Südosten sei ideal.

„Außerdem sollte man die Kästen in einer gewissen Höhe montieren. Am besten in einer Höhe von zwei bis drei Metern“, sagt Egle. So kämen Katzen oder Marder nicht an das Nest.

Denn: Deutschlan­dweit nimmt die Vogelpopul­ation ab. Neben Katzen sind vor allem fehlende Lebensräum­e und Nahrung schuld daran, dass immer mehr Vögel von der Bildfläche verschwind­en. „Wo früher fünf Vögel zwitschert­en, ist es heute nur noch einer. Derzeit verlieren wir jedes Jahr etwa ein Prozent unserer Vogelindiv­iduen“, schreibt Peter Berthold, Professor für Vogelkunde, der jahrelang Direktor des Max-PlanckInst­ituts für Ornitholog­ie in Radolfzell am Bodensee war.

In den Tuttlinger Gärten ist die Vogelpopul­ation aktuell noch relativ stabil, sagt Egle. Jährlich finden von der Nabu Vogelzählu­ngen statt, bei denen Bürgerinne­n und Bürger in ihrem Garten aktiv mitzählen können. Für einen besseren Schutz der Tiere sei bei den neueren Kästen ein Vorbau ums Loch des Häuschens. „Das ist wichtig, dass beispielsw­eise Eichhörnch­en mit dem Arm nicht hineingrei­fen können“, sagt der Nabu-Vorsitzend­e.

Was sonst noch zu beachten ist? Dass kein Regen eindringen kann, sollte ein Nistkasten niemals nach hinten, eher nach vorne überhängen. Wer selbst basteln möchte, sollte auf stabiles Material achten, damit beispielsw­eise der Specht keine Gelegenhei­t bekommt, das Häuschen zu durchlöche­rn. Was sich bewährt hat, sind laut Egle sogenannte HolzbetonN­istkästen. „Das Material sorgt dafür, dass sich der Kasten im Sommer nicht zu sehr auf heizt und im Winter nicht abkühlt.

Und wann kann man die Vogelhäusc­hen auf hängen? „Eigentlich das ganze Jahr über“, sagt Egle und ergänzt: „Lieber einen zu viel, als einen zu wenig.“Beachten sollte man nur, dass zwischen den Nisthilfen genug Abstand ist. Nur so sei gewährleis­tet, dass brütende Tiere auch genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden und es zu keiner Konkurrenz­situation kommt.

Eine Ausnahme gibt es trotzdem: „Koloniebrü­ter, wie der Star oder die Schwalbe“, so der Nabu-Vorsitzend­e. Die Vogelarten brüten am liebsten in Nisthilfen, die direkt nebeneinan­der hängen – ähnlich wie bei Reihenhäus­ern.

Und sind die Vogelkinde­r dann endlich flügge, geht es am Ende noch an die Reinigung: „Die alten Nester müssen aus dem Kasten, sonst wird das Häuschen nicht mehr weiter genutzt“, weiß Egle.

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FOTO: STEFAN PUCHNER Eine junge Kohlmeise in ihrem Häuschen.

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