Guenzburger Zeitung

Die Show des Jürgen Klopp

Der Liverpoole­r Trainer ist nicht zufrieden, hat aber trotzdem seinen Spaß

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Der FC Augsburg zeigte sich nach dem Spiel gastfreund­licher als beim 0:0 auf dem Spielfeld. Jürgen Klopp, seit viereinhal­b Monaten Trainer des FC Liverpool, hatte gerade im völlig überfüllte­n Presseraum der Arena Platz genommen, als ihn eine riesige Breze überreicht wurde. Die bayerische Spezialitä­t hatte er am Mittwoch seinen Spielern empfohlen.

Klopp bedankte sich artig, riss sich immer wieder ein Stück ab und begann zu essen. Es war der Auftakt zu einer bemerkensw­erten Pressekonf­erenz. Klopp, der Trainer-Entertaine­r, hatte seinen großen Auftritt und viele Lacher auf seiner Seite. Doch die bezogen sich nicht auf die Analyse des dürftigen Spieles seiner Mannschaft (Klopp: „Ich bin nicht hundertpro­zentig zufrieden. Ich will, dass wir öfter auf dem Level spielen, das wir spielen können.“), sondern auf sein Privat-Duell mit seinem englischen Übersetzer Peter Clark. Der machte eigentlich einen guten Job, doch nicht gut ge- nug für Klopp, der relativ gut Englisch spricht. Klopp ermahnte den armen Mann in seiner charmanten aber auch etwas bloßstelle­nden Art immer wieder und schnitt Grimassen – die Klopp-Art eben.

Als die Sprache auf ein mögliches Aufeinande­rtreffen mit seinem früheren Klub Borussia Dortmund kam, der in der Europa League ge- gen Porto 2:0 gewonnen hatte, sagte Klopp: „Ich kann dazu ein Sprichwort sagen, ohne dass ich es übersetzen muss. In Porto hängen für Dortmund die Trauben hoch.“Sein Nachbar machte daraus irgendwas mit „dreamland“, er hatte „Traum“statt „Trauben“verstanden.

Die Journalist­en lachten, doch schnell wurde klar, dass er mit sei- nen Mätzchen, wohl auch von den Problemen mit seiner Mannschaft ablenken wollte. Klopp tritt beim Versuch, Liverpool wieder zu alter Größe zu bringen, noch auf der Stelle. In der Premier League ist er Achter und in der Europa League droht jetzt sogar das Aus gegen den FCA.

Doch bei diesem Thema ist Schluss mit Lustig beim Showman. So ließ er Kritik am 0:0 nicht zu, er bezeichnet­e es als „Top-Ergebnis“. Ob es ohne Auswärtsto­r nicht auch gefährlich für das Rückspiel sei? Klopp lachte, gleichzeit­ig blaffte er den Fragestell­er an („So was ist einfach auf deiner Seite mit dem Mikro in der Hand.“) und klärte auf: „Auswärts soll man kein Gegentor kriegen, das besagt die Regel, nicht: Auswärts auch noch ein Tor machen.“Sein Team ist derzeit mehr auf Augenhöhe eines FCA als eines FC Bayern, oder eines FC Arsenal. Klopp weiß das und es schmerzt: „Du kannst hier nicht herkommen und 5:0 gewinnen.“Witzig klang das nicht mehr. Robert Götz

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Foto: Christian Kolbert Jürgen Klopp (links) isst genüsslich ein Stück Breze, sein Dolmetsche­r Peter Clark hatte es am Donnerstag nicht so einfach.

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