Ein Schelm, wer an Absicht denkt
Fußball Der FC Bayern trifft auf Darmstadt 98. Beide Trainer wehren sich gegen den Vorwurf, gedanklich schon beim darauffolgenden Spiel zu sein. Bei Bayern könnte es ein Debüt geben
Augsburg Darmstadt gegen Leverkusen am vergangenen Samstag, die Nachspielzeit läuft bereits. Darmstadts Konstantin Rausch, vor wenigen Minuten erst in die Partie gekommen, foult Leverkusens Kevin Kampl im Mittelfeld. Rausch sieht Gelb, zum fünften Mal in dieser Saison. Für das folgende Spiel ist er damit gesperrt.
Rausch ist jedoch nicht der einzige Darmstädter Profi, der in der Partie gegen den FC Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr) aussetzen muss. Alleine zwischen der 84. Minute und dem Ende der Nachspielzeit holen sich vier Darmstädter ihre fünfte Gelbe Karte ab. Neben Rausch verpassen Kapitän Aytac Sulu, Marcel Heller und Peter Niemeyer das heutige Spiel. Ebenso Jérôme Gondorf, der gegen Leverkusen schon in der ersten Halbzeit verwarnt worden war.
Rausch, Sulu, Heller, Niemeyer und Gondorf eint eines: Sie sind bei Darmstadt absolute Stammspieler, standen bisher in allen oder fast allen Ligaspielen auf dem Platz. Nun fallen sie gegen den Tabellenführer aus: Einen Gegner, bei dem Darmstadt noch nie gewonnen hat. Eine Woche später, beim wichtigen Abstiegsduell mit Werder Bremen, sind die fünf wieder spielberechtigt. Steckt Absicht dahinter?
Dirk Schuster, der Darmstädter Trainer, möchte das nicht so sehen. „Ich denke, dass jeder Spieler, der ein Spiel gegen Bayern München vor der Brust hat, auch spielen möchte“, sagte er gestern auf der Pressekonferenz. Es gehe schließlich um Einsätze, Geld und die Gelegenheit, sich vor einem Millionenpublikum zu zeigen. Zur Frage, was er zum Vorwurf der Unsportlichkeit sage, sagte Schuster „gar nichts“.
Den Vorwurf, gedanklich schon beim übernächsten Gegner zu sein und daher Spieler zu schonen, kennt auch Bayern-Trainer Pep Guardiola. Bei der gestrigen Pressekonferenz in München wollte er ihn allerdings nicht gelten lassen. Guardiolas Mannschaft trifft am Dienstag im Champions-League-Achtelfinale auf Juventus Turin. „Schritt für Schritt, Spiel für Spiel“, stellte Guardiola klar. „In unserem Kopf ist Darmstadt, danach haben wir zwei Tage Zeit, um über Juventus zu sprechen.“Bayern habe für die Partie gegen Darmstadt trainiert, nicht für die gegen Juventus.
Mit dabei im Mannschaftstraining war Innenverteidiger Mehdi Benatia, der verletzungsbedingt seit Dezember nicht mehr gespielt hat. Ob Benatia gegen Darmstadt wieder zum Kader gehören werde, ließ Guardiola gestern noch offen. Die lange verletzten Franck Ribéry und Mario Götze können sich dagegen Hoffnungen auf einen Einsatz machen. Ribéry und Götze seien „bereit und fit“, bestätigte Guardiola. Beide Spieler dürften gegen Darmstadt auflaufen. „Ich weiß nicht, wie viele Minuten“, schränkte Guardiola zugleich ein. Sein Debüt im BayernTrikot geben könnte dagegen Wintereinkauf Serdar Tasci. Ausdrücklich lobte der Bayern-Trainer dessen Umgang mit dem Ball.
Gewohnt nette Worte hatte Guardiola auch für den Gegner übrig. Der Tabellendreizehnte Darmstadt ist die drittbeste Auswärtsmannschaft der Liga, hat dort 17 seiner 24 Punkte geholt. „Sie sind eine der besten Mannschaften bei Standardsituationen“, lobte Guardiola. Das ist zugleich ein Problem für die Bayern-Abwehr, ist doch der 1,80 Meter große Alaba dort derzeit der größte Akteur. „Weniger Freistöße und weniger Ecken wären besser“, sagte Guardiola. Von einer Simulation für das Spiel gegen das hochgewachsene Turiner Team wollte er aber nichts wissen. (mit dpa)