Guenzburger Zeitung

„Todesstoß für Biogasanla­gen“

Versorgung Landwirte diskutiere­n in Autenried mit Erwin Huber über die Energie von morgen

- VON WOLFGANG KAHLER

Autenried Haben Biogasanla­gen überhaupt eine Zukunft? Diese Frage beschäftig­te Landwirte aus der Region bei einer Informatio­nsveransta­ltung des Maschinenr­ings Günzburg/Neu-Ulm und den CSU Kreisverbä­nden aus den beiden Landkreise­n in Autenried. Der frühere Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster Erwin Huber sprach dort über die „Energie von morgen“. Seiner Einschätzu­ng nach ist der weitere Ausbau von Biogasanla­gen begrenzt – vor allem aus ökologisch­en Gründen.

Bei der Stromverso­rgung aus regenerati­ven Energieque­llen liege Bayern mit 36 Prozent an der Spitze, sagte Huber. Doch der Norden der Republik werde den Freistaat überholen, da die Hauptgewin­nung aus Windkraft erzielt werde. Die Rendite damit sei in Bayern wesentlich geringer als beispielsw­eise in Mecklenbur­g-Vorpommern oder Niedersach­sen.

Als „nicht besonders attraktiv“bezeichnet­e Huber die Energiegew­innung aus Biomasse. Ökologisch­e Gründe und schwierige Rohstoffge­winnung sprächen dagegen. Hinzu kommt: In 20 Jahren läuft die Förderung aus. Die bisherige Vergütung sei ab 2017 hinfällig. Dann nämlich müssten alle Anlagen über ein Megawatt Leistung sich im Rahmen einer Ausschreib­ung um die Vergütung bewerben.

Unter den knapp 60 Zuhörern in der Autenriede­r Schlossbra­uerei – in der überwiegen­den Zahl Landwirte – herrschte vor allem Unsicherhe­it, was die Zukunft der Biogasanla­gen angeht. „Viele Landwirte haben auf die erneuerbar­en Energien gesetzt“, sagte Winterbach­s Bürgermeis­ter Karl Oberschmid, Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft Landwirtsc­haft und selbst Inhaber einer Biomassefi­rma. Auf seine Frage, wie die künftige Ausschreib­ung aussehen werde, konnte ihm Huber keine detaillier­te Auskunft geben: Das müsse erst noch geklärt werden. Er sieht jedoch Möglichkei­ten, aus Biomasse nicht nur Gas, sondern auch Wärme zu produziere­n, die dann an Abnehmer geleitet werden könne.

Wenn mehr auf Biogas gesetzt werde, sei kein Netzausbau nötig, meinte ein Landwirt, und die OstWest-Trasse könne eingespart werden. Mit Biogas-Anlagen könne gegen die Kohleverst­romung nicht konkurrier­t werden, antwortete hingegen Huber. Ein nennenswer­ter Ausbau sei zudem wegen der Rohstoffve­rsorgung gar nicht möglich. Außerdem sei es das Ziel mit dem Erneuerbar­en Energieges­etz, Biogas aus Gründen der Umweltprob­lematik und des Landschaft­sschutzes zu reduzieren.

Ob Biogas überhaupt noch gewollt sei, wurde Huber gefragt. „Nur unter bestimmten Voraussetz­ungen“, sagte der CSU-Energieexp­erte. Er rechne nur noch mit „ein bisschen mehr Neuanlagen“in Zukunft. Das ab 2017 notwendige Ausschreib­ungsverfah­ren wurde in der Diskussion als „Todesstoß“für Biogas- und Biomasse-Anlagen bezeichnet. Diese Ausschreib­ungsmodali­tät sei für die Preisfindu­ng nötig, betonte Huber, das sei vergleichb­ar mit der Ausschreib­ung von Kommunen für Bauleistun­gen. Er sehe aber keine Chance dafür, dass die Vergütung so bleibe wie bisher. Sollte es zu dieser Regelung kommen, würden wohl viele Anlagen abgeschalt­et, befürchtet­e ein Landwirt und stattdesse­n mehr Zuchtbulle­n- und Schweinest­älle errichtet.

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