Radikal-Diät fürs Wohnzimmer
Durch hohe, vorhanglose Fenster fällt Tageslicht auf einen Holztisch. Er ist dunkelbraun, die Oberfläche abgeschliffen und transparent lackiert. Die Jahresringe des Walnussholzes verlaufen deutlich und symmetrisch aus der Mitte. Zu zwei Seiten stehen ein gelber Sessel und ein graues Zweisitzer-Sofa um den Tisch. Wer auf der Couch sitzt, spürt die grobe Maserung des Parketts unter den nackten Fußsohlen. Es riecht nach einer Mischung aus Holz und frischem Espresso, der in der Küche in einer Edelstahl-Kanne röchelt.
Viel Licht, viel Luft, viel Natur. Es ist ein Phänomen, das sich derzeit so oder so ähnlich in vielen Küchen, Wohn-, Schlaf- und Esszimmern beobachten lässt. Wohnlandschaften mit hochwertigen Materialien wie Marmor, Granit, Holz und Edelstahl zieren Einrichtungsmagazine. Auch auf der Internationalen Einrichtungsmesse in Köln waren sie präsent. Dort schien es, als dürften Möbel nicht mehr dick auftragen. Weil die Geschwindigkeit im Alltag rast, wird sie zu Hause gedrosselt. Sofa, Küche und Doppelbett haben genau diese neue Aufgabe. Je mehr in der Welt draußen passiert, desto weniger darf in eine Wohnung einziehen.
Designer reagieren auf einen Wandel in der Gesellschaft. Möbel werden zudem funktionaler oder sogar zweckentfremdet. In den zunehmend kleiner werdenden Stadtwohnungen sind einfallsreiche Kreationen gefragt, um beispielsweise Platz zu sparen. Heute wird der Bilderrahmen aus schwarzem Metall mit einem Griff zum Tisch umfunktio-