Darf Barbie dicker werden?
Die Barbie steht jetzt neben der traditionellen Variante in Klein, Groß oder Kurvig im Spielwarenregal. Unbekannt ist, ob sich Mattel mit dem neuen Sortiment gegen Magerwahn und für Diversität positionieren möchte oder doch nur versucht, den Umsatz anzukurbeln. Der Schritt zu Puppen in verschiedenen Körperformen und unterschiedlichen Hautfarben ist zeitgemäß, kann aber an ganz anderer Stelle zu Problemen führen.
Erste Tränen der Nichte kullern womöglich am nächsten Kindergeburtstag über deren Wangen. Nämlich dann, wenn man ein Kleid der Ur-Barbie gekauft hat, das Mädchen allerdings bereits die Kurven-Barbie in ihrem Puppenwagen spazieren fährt. Das Kleid passt nicht, das Kind ist traurig und streift trotzig das alte Outfit wieder über. Auf der WeihnachtsWunschliste kleben dann aus Prospekten ausgeschnitten alle Barbie-Varianten.
Barbies Erkennungswert lag immer in den langen Beinen und den blonden Haaren. Sie entspringt einer Fantasiewelt und verfolgte nie die Absicht, möglichst real zu erscheinen. Deshalb darf sie mit den Maßen 96-45-86 leben. Die neuen Puppen sollten zumindest umgetauft werden. Die Schäden, die meine erste Barbie an mir hinterlassen hat, sind gering. Umgekehrt war das anders: Meine Barbie lebte mit ausgerissenen Beinen (Streit mit Bruder) und einem Prinz-Eisenherz-Haarschnitt (Schere lag herum). Ich wollte ihr hübsche Kleidung anziehen und mit einer Freundin und deren Puppe auf den Pferden über die Straßen eines Autoteppichs reiten. Barbie war für mich ein Spielzeug.
Wenn es ihr aber gelingt, Kinder zu beeinflussen, fehlt die Vorbildfunktion eher an einer anderen Stelle. Denn Menschen prägen das Leben von Kindern deutlich mehr.