Guenzburger Zeitung

„Ich will unterhalte­n“

Schauspiel­er Elyas M’Barek erzählt, was er von einem neuen „Fack Ju Göhte“-Film hielte und warum er wohl keinen Serienkill­er spielen wird

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Was schauen Sie selbst im Kino? Elyas M’Barek: Alles, was mich interessie­rt. Ich schaue auch gerne Dokumentar­filme im Kino. Ich mag gerne Programmki­nos und genau so die Multiplexe mit den richtigen Blockbuste­rn. Ich gucke alles querbeet, aber wirklich viel. Kino ist nach wie vor ein Erlebnis für mich.

Wofür schalten Sie den Fernseher ein? M’Barek: Dschungelc­amp! Ich finde es toll, dass man inzwischen Dinge aufnehmen und auf Stopp drücken kann. Beim Fernsehen ist das aber irgendwie nicht dasselbe Erlebnis. Das ist vergleichb­ar mit jemandem, der ein aufgezeich­netes Fußballspi­el guckt. Dschungelc­amp habe ich immer versucht, live zu gucken.

Sie sind großer Serien-Fan, Ihre Erfahrunge­n als Serien-Schauspiel­er liegen aber schon etwas zurück. Hätten Sie Lust, das noch einmal zu machen? M’Barek: Ich hab damals mit „Türkisch für Anfänger“angefangen, und das war für die Zeit total wichtig für mich. Nur durfte ich im Laufe der Jahre immer mehr machen und bin jetzt halt im Kino angelangt. Kino ist nach wie vor Champions League, auch wenn es unfassbar gute Serien gibt und dieser neue Serientren­d nicht zu verachten ist. Es gibt da für mich keine Qualitätsu­nterschied­e in dem Sinn. Für mich als Schauspiel­er ist es aber wahrschein­lich immer interessan­ter, einen Film machen zu dürfen als Episoden.

Sie haben sich in letzter Zeit auf Komödien spezialisi­ert. Fühlen Sie sich in dem Genre wohl oder würden Sie jetzt mal gerne einen Serienkill­er spielen? M’Barek: Die Frage ist ja auch immer, ob man so etwas angeboten bekommt. Ich habe in den letzten Jahren gar nicht so viel gedreht. Es war alles dabei, aber die Gewichtung war eher mehr Komödie als Drama. Die Komödien werden aber auch stärker wahrgenomm­en und erreichen ein größeres Publikum. Meine Erfahrung ist, dass es mehr gute Komödien-Drehbücher gibt als gute Dramen, die dann wirklich für das Kino geeignet sind. Oft sind es doch nur bessere Fernsehfil­me. Ich glaube, dieser Spagat ist noch nicht so wirklich vorhanden – und darum mache ich jetzt auch wieder eine Komödie.

Was sind für Sie die Unterschie­de zwischen Kino- und Fernsehfil­men? M’Barek: Beim Fernsehen kann der Zuschauer jederzeit wegklicken, kann sich umentschei­den und doch lieber Fußball schauen. Kino ist eine bewusste Entscheidu­ng, und die Leute bezahlen dafür. Ich finde es vermessen zu sagen, man macht einen Kinofilm, zieht den Leuten acht bis zehn Euro aus der Tasche und unterhält dann nicht. Man muss dem Zuschauer im Kino wirklich was liefern. Es gilt nicht für alle Kinofilme und nicht für alle Fernsehfil­me, aber ich glaube, dass Kinostoffe einzigarti­g sein müssen.

Wie wichtig ist es Ihnen dann, dass „Fack Ju Göhte 2“wieder mehr als sieben Millionen Zuschauer hatte? M’Barek: Es wäre total vermessen, einen Film zu machen, der Millionen kostet und dann im Vorfeld schon davon auszugehen, dass nur 5000 Leute ihn sehen. Das ist ein Verrat an allen, die investiert haben und an der Filmförder­ung. Die Produzente­n haben übrigens eben erst die Fördersumm­e zurückgeza­hlt. Ich will unterhalte­n – das ist zumindest mein Anspruch, wenn ich diese Art von Filmen mache.

Der Hype um „Fack Ju Göhte“, macht der Ihnen manchmal Angst? M’Barek: Angst nicht. Es ist eher beunruhige­nd. Man denkt sich so: warum? Es ist zum einen total erfreulich und schön, dass Leute einen sehen wollen, mit dieser Marke so viel anfangen können und Spaß haben mit den Filmen, aber man selbst denkt die ganze Zeit: Das ist total absurd. Man kann es selber natürlich überhaupt nicht nachvollzi­ehen.

Wie weit sind Ihre Überlegung­en für einen möglichen dritten Teil gediehen? M’Barek: Das ist eine Frage, die ich absolut Bora Dagtekin überlassen werde, dem Regisseur und Autor. Ich habe ihm schon vor Monaten signalisie­rt, dass ich dabei bin, wenn er das machen will – und gern auch, wenn er was anderes machen will. Ich bin für alles offen.

Jetzt ist Ihre Privatsphä­re nach Teil zwei wahrschein­lich noch kleiner geworden. War es das wert? M’Barek: Ja, natürlich. Absolut. Ich kann total verstehen, dass Leute sagen, sie könnten damit nichts anfangen und möchten niemals populär sein, aber ich glaube, das ist eine Entscheidu­ng, die man als Schau-

Wären Sie bereit, für eine Rolle, die Sie mehr reizt, auf Zahlen wie bei „Fack Ju Göhte“zu verzichten? M’Barek: Ja, natürlich. Das war ja bei „Who am I“zum Beispiel der Fall. Da wusste ich, dass der Film wahrschein­lich nicht über eine Million Zuschauer haben würde. Aber da ging es darum, mal etwas zu wagen und einen Film zu machen, der innovativ ist. Den Spagat zu schaffen im deutschen Kino, einen innovative­n Film zu machen und damit ein großes Publikum zu erreichen, das ist sehr schwierig.

Haben Sie Ihre DVDs im Regal? M’Barek: Nein. Ich habe auch kein Plakat ... doch, ein einziges! Das einzige, was in meiner Wohnung irgendwie auf meine Filmografi­e hinweist, ist ein „Wholetrain“-Plakat. Der erste Film, den ich gemacht hatte. Der hatte 5000 Zuschauer oder 6000. Das Plakat hängt im Flur, aber das ist wirklich das einzige. Ich glaube, meine Putzfrau weiß bis heute nicht, was ich beruflich mache.

Interview: Britta Schultejan­s, dpa

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Seine Karriere

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