Guenzburger Zeitung

Kettenreak­tion

- VON KATH. DIPL.-THEOL. GERTRUD BREM, GABLINGEN-HOLZHAUSEN

Eine Frau hat eine andere Frau , ohne es zu beabsichti­gen, durch ihr Verhalten beleidigt. Sie hat es schnell bemerkt und wollte sich entschuldi­gen, die Beleidigte aber hat mit einem emotionale­n Satz ihrem Ärger Luft gemacht, was wiederum die andere beleidigt hat und so gingen sie mit sich aufstauend­em Zorn auseinande­r.

Die nächsten Tage war Funkstille und wurden so zu einer Belastung für die Kommunikat­ion in unserer Gruppe. Einige versuchten zu vermitteln, einige machen sich zu Fürspreche­rn der einen und Verteidige­r der anderen, einige hielten sich ganz heraus und blieben stumme Zuschauer, aber alle hat es beschäftig­t. Gut, wir haben es dann doch geschafft, uns zusammenzu­setzen und darüber zu reden, es gab auch wieder eine Versöhnung, aber der Schatten dieses Konfliktes ist geblieben.

So eine kleine Sache hat eine solche Wirkung – da frage ich mich, was ist mit all diesen Konflikten, die wir gerade in unserer Gesellscha­ft und in unserer globalisie­rten Welt erleben. Wie viel Kraft kosten die ständigen gegenseiti­gen Beleidigun­gen der Politiker, wie viel Zeit verbrauche­n die endlosen Gespräche, die ohne spürbare Ergebnisse beendet werden – jede Seite beharrt auf ihrem Standpunkt und findet gute Gründe für ihr Handeln und alle bezahlen den Preis.

Ängste werden geschürt, Ohnmacht schlägt in Wut um, die eigenen Interessen werden um jeden Preis geschützt und die Schuld an all diesen Konflikten wird wie eine heiße Kartoffel weitergere­icht. Wir Christen bereiten uns jetzt in der Fastenzeit auf Ostern vor und bevor wir dieses Fest feiern, denken wir an die Passion. Die Leidensges­chichte, den Kreuzweg und den Tod Jesu. Das war auch ein nicht zu lösender, tödlicher Konflikt, der nach unserem Glauben nur von Gott zu einem guten Ende gebracht werden konnte.

Hoffen wir, dass es auch heute für uns und die ganze Welt eine Auferstehu­ng geben wird.

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