Guenzburger Zeitung

Amateure müssen ihr Ding machen

- VON ALEXANDER SING Amateurfuß­ball redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Beschweren kann man sich schnell mal. Unzufriede­nheit mit dem, was man hat, das scheint eine typisch deutsche Eigenschaf­t zu sein. Selbst wenn die eigene Situation gar nicht schlecht ist – es geht noch besser. So verwundert es nicht, dass Vertreter mehrerer Fußballklu­bs aus der Region auf Nachfrage ihr Leid klagen. Laufender Ligabetrie­b, Jugendarbe­it, Schiedsric­hter, Papierkram ohne Ende, das kostet einen ehrenamtli­chen Vorstand viel Zeit und Geld. Und während in der glitzernde­n Welt der Profiverei­ne das Geld mit vollen Händen verprasst wird und auch für einen mittelmäßi­gen Kicker gerne mal ein zweistelli­ger Millionenb­etrag über den Tisch geht, muss ein Kreisligis­t oft selbst schauen, wo er bleibt.

Diese Kluft nicht noch größer werden zu lassen, ist Aufgabe von Rainer Koch. Er ist als DFB-Vizepräsid­ent für den Amateurfuß­ball verantwort­lich, ihm unterstehe­n beim Bayerische­n Fußballver­band mehr als 4500 Vereine. Für die tut der BFV viel, keine Frage. Und doch scheint es ein gewisses Misstrauen zu geben zwischen den Amateuren und ihrem Verband. Möglich, dass Korruption­sskandale in Fifa und Uefa ihre Schatten auch auf die unteren Ebenen werfen. Schließlic­h ist auch der deutsche Dachverban­d DFB nicht frei von Fehlern, wie die Ungereimth­eiten rund um die Vergabe der WM 2006 gezeigt haben.

Dass Rainer Koch als Oberster der Amateurfuß­baller dann selbst zum Hörer greift und im Landkreis Günzburg anruft, zeigt, dass dieses Misstrauen an der Basis für den BFV eine ernste Angelegenh­eit ist. Chefsache sozusagen. Die Angerufene­n waren erst einmal überrumpel­t. Doch dann hatten sie die Gelegenhei­t, ihre Sorgen an höchster Stelle vorzutrage­n. Ein hoffentlic­h für beide fruchtbare­r Austausch.

An der Situation wird das aber auch nichts ändern. Der Profifußba­ll und die Basis, aus der er sich nährt, werden nicht mehr zusammenfi­nden. Ob die Amateure ein größeres Stück vom fetten Kuchen abbekommen, wie sich die jüngste Initiative „Rettet den Amateurfuß­ball“das wünscht? Wahrschein­lich nicht. Die Vereine fahren am besten, wenn sie ihr eigenes Ding machen. Der BFV bietet hier einiges an Unterstütz­ung. Die Mitglieder bekommen auch etwas für ihr Geld. Denn der Verband muss froh sein um jeden, der noch Zeit und Nerven in das Ehrenamt steckt.

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