Amateure müssen ihr Ding machen
Beschweren kann man sich schnell mal. Unzufriedenheit mit dem, was man hat, das scheint eine typisch deutsche Eigenschaft zu sein. Selbst wenn die eigene Situation gar nicht schlecht ist – es geht noch besser. So verwundert es nicht, dass Vertreter mehrerer Fußballklubs aus der Region auf Nachfrage ihr Leid klagen. Laufender Ligabetrieb, Jugendarbeit, Schiedsrichter, Papierkram ohne Ende, das kostet einen ehrenamtlichen Vorstand viel Zeit und Geld. Und während in der glitzernden Welt der Profivereine das Geld mit vollen Händen verprasst wird und auch für einen mittelmäßigen Kicker gerne mal ein zweistelliger Millionenbetrag über den Tisch geht, muss ein Kreisligist oft selbst schauen, wo er bleibt.
Diese Kluft nicht noch größer werden zu lassen, ist Aufgabe von Rainer Koch. Er ist als DFB-Vizepräsident für den Amateurfußball verantwortlich, ihm unterstehen beim Bayerischen Fußballverband mehr als 4500 Vereine. Für die tut der BFV viel, keine Frage. Und doch scheint es ein gewisses Misstrauen zu geben zwischen den Amateuren und ihrem Verband. Möglich, dass Korruptionsskandale in Fifa und Uefa ihre Schatten auch auf die unteren Ebenen werfen. Schließlich ist auch der deutsche Dachverband DFB nicht frei von Fehlern, wie die Ungereimtheiten rund um die Vergabe der WM 2006 gezeigt haben.
Dass Rainer Koch als Oberster der Amateurfußballer dann selbst zum Hörer greift und im Landkreis Günzburg anruft, zeigt, dass dieses Misstrauen an der Basis für den BFV eine ernste Angelegenheit ist. Chefsache sozusagen. Die Angerufenen waren erst einmal überrumpelt. Doch dann hatten sie die Gelegenheit, ihre Sorgen an höchster Stelle vorzutragen. Ein hoffentlich für beide fruchtbarer Austausch.
An der Situation wird das aber auch nichts ändern. Der Profifußball und die Basis, aus der er sich nährt, werden nicht mehr zusammenfinden. Ob die Amateure ein größeres Stück vom fetten Kuchen abbekommen, wie sich die jüngste Initiative „Rettet den Amateurfußball“das wünscht? Wahrscheinlich nicht. Die Vereine fahren am besten, wenn sie ihr eigenes Ding machen. Der BFV bietet hier einiges an Unterstützung. Die Mitglieder bekommen auch etwas für ihr Geld. Denn der Verband muss froh sein um jeden, der noch Zeit und Nerven in das Ehrenamt steckt.