Guenzburger Zeitung

Dieses Giebelhaus ist „richtig klasse“

Im Wengenvier­tel in Ulm tut sich was: In der Nähe der Fußgängerz­one ist ein Millionenp­rojekt geplant. Warum das Gebäude schon jetzt als richtungsw­eisend gilt

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Noch bevor die geplante Sanierung des Wengenvier­tels in der Ulmer Innenstadt so richtig losgeht, preschen zwei Privatleut­e voran: Die beiden Bauherren (Wengen 21 GbR und Friseur Vogellehne­r) von Wengengass­e 21 und Wengengass­e 25 wollen ihre Häuser aufstocken und die Giebel drehen und so nach Angaben des Miteigentü­mers und Architekte­n Wulf Oschwald drei Millionen Euro investiere­n.

„Richtig klasse“, findet das der Chefstadtp­laner Volker Jescheck, wie er im Bauausschu­ss betonte. Mit der Investitio­n in ein „sehr schönes Dreigiebel­haus“gelange ein Stück Urbanität in ein vernachläs­sigtes Viertel. Das vorgesehen­e weitere Geschoss sei städtebaul­ich richtig und die konsequent­e Fortführun­g der bereits im westlichen Kreuzungsb­ereich Wengengass­e/Keltergass­e realisiert­en Neubebauun­g. Baubeginn ist Juni, geplante Fertigstel­lung Anfang/Mitte 2018.

Beide Wohn- und Geschäftsh­äuser wurden 1964 errichtet und sind in den vergangene­n Jahren nur geringfügi­g saniert worden. Geplant ist die Aufstockun­g beider Gebäude entlang der Wengengass­e von bisher vier auf fünf Vollgescho­sse bis zur Traufe.

In Folge der steilen Dachneigun­g und der daraus resultiere­nden Grundfläch­e entsteht im ersten Dachgescho­ss rechnerisc­h gemäß der Definition der Landesbauo­rdnung ein weiteres Vollgescho­ss. Geplant ist, die Firstricht­ung der beiden Gebäude zu drehen und zur Wengengass­e hin drei neue Giebel auszubilde­n.

Zudem ist geplant, die beiden Bauten in östlicher Richtung zu erweitern und die angrenzend­en Gehwege und Parkplätze entlang der Wengengass­e zu überbauen. Die Begehbarke­it des bestehende­n öffentlich­en Gehwegs sei mittels einer Arkade im Erdgeschos­s gegeben.

Dass die fünf öffentlich­en Parkplätze entlang der Wengengass­e im Zusammenha­ng mit dem Vorhaben wegfallen werden, rief Kritik unter den Ausschussm­itgliedern hervor. CDU-Stadtrat Siegfried Keppler schlug vor, die Autos künftig unter den Arkaden parken zu lassen was Baubürgerm­eister Tim von Winning als realitätsf­ern wertete. Von Winning verwies auf die vielen Parkplätze, die im Bau befindlich­en Sedelhöfe-Quartier entstehen. Ein neues Parkhaus mit 700 Stellplätz­en entsteht wie berichtet unter den Verkaufseb­enen der Sedelhöfe.

Jescheck verwies darauf, dass mit der Aufwertung des Quartiers die Mieten steigen. „Das Viertel wird teurer.“Was aber völlig normal sei, wenn die Attraktivi­tät eines ganzen Stadtteils steige.

Das Quartier ist durch eine lieblos wirkende Nachkriegs­bebauung heute weder als Geschäftsl­age noch als Wohnstando­rt attraktiv. Doch mit dem Herranrück­en Ulms an die Landeshaup­tstadt Stuttgart durch die Neubaustre­cke, rückt die günstige Lage langsam in das Visier der Immobilien­makler: günstig gelegen in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Ulmer Geschäftsz­entrum und nahe beim Hauptbahnh­of.

Um nicht im Windschatt­en des City-Bahnhof-Projekts und der Sedelhöfe abgehängt zu werden, hat der Gemeindera­t dem Wengenvier­tel bereits vor drei Jahren den Status eines Sanierungs­gebietes verliehen und die städtebaul­ichen Ziele schriftlic­h festgelegt. Beispielsw­eise soll der Einzelhand­el gestärkt werden und der Platz vor der Wengenkirc­he als Quartiersm­itte belebt werden.

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Visualisie­rung: Wulf Oschwald

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